AIL_2017-03

... aus der KurieNiedergelasseneÄrzte VON VP KURIENOBMANN DR. BURKHARD WALLA Vertragspartnerschaft VP Kurienobmann Dr. BurkhardWalla D ie Ärztekammerperiode endet im März und wir wählen am 1. April eine neue Kammervertretung. Daher ist es Zeit, Rückblick undVorschau zu halten. Die letzte Amtsperiode war durchaus durch einige gelunge­ ne und für die Zukunft wichti­ gen Neuerungen geprägt. Ich darf an das Lehrpraxisprojekt erinnern, dasmit Land, Bund undKasse ver­ handelt werden konnte und das den Stillstand in SachenLehrpraxis über viele Jahre überwinden konn­ te. Wir haben zumindest für jedes Krankenhaus dieMöglichkeit einer Lehrpraxis mit weitgehender öf­ fentlicher Finanzierung sicherstel­ lenkönnen.Dabeiwurden auchor­ ganisatorisch neue Wege beschrit­ ten, weil der Lehrpraktikant in der Anstellung der KHBG oder vom KHDornbirnbleibt. Das Modell ist sicher noch in einigen Dingen verbesserbar und benötigtdringendweitereVerhand­ lungen, um einen Ausbau, der der gesetzlichen Pflicht der Lehrpra­ xis für alle inAusbildung zumAll­ gemeinmediziner stehenden nach­ kommt, zu realisieren. Es wird da­ her auch in der kommenden Peri­ ode ein Arbeitsschwerpunkt sein müssen. Wir haben zwei Honorarord­ nungen verhandelt, die eine große Bewegung ermöglichten. Die An­ passung der Degressionswerte ma­ chen Mehrleistungen interessant und belohnen sie. Eine Reihe an neuen Leistungen wurde nach vielen Jahren Verhandlungen im Sinne vonSachleistungen integriert und es wurden auch Schwerpunkte umgesetzt, wie z.B. die zusätzliche Honorierung von Krankenvisiten, das Arzneimittelberatungsgespräch oder die zusätzliche Finanzierung organisatorisch aufwändiger Koor­ dinationstätigkeit. Auch hier wer­ denwir intensiv dran bleibenmüs­ sen. Nach wie vor ist nicht geklärt, wie auch für den Anbieter teure Neuerungen in unser gedeckeltes und vom Hauptverband kontrol­ liertes Vertragssystem einfließen können. Meines Erachtens wäre es dringendnötig, hier auchLösungs­ ansätze seitens der Versicherungen auszuarbeiten, sonst bleibt es schwierig, solche Leistungen im Sinne der Sachleistung zu integrie­ ren. Neue Möglichkeiten für Ver­ tragsteilungen wie das Job Sharing und das erweiterte Jobsharing sind sehr wesentliche Schritte in Rich­ tungFlexibilität undVereinfachung im Kassenvertragsbereich. Vor we­ nigen Jahrenwar eine Bewegung in diesem Ausmaß noch unvorstell­ bar unddieseModelle sind als gro­ ßeVerhandlungserfolge anzusehen. Erfreulich, dass wir und die VGKK es als gemeinsame Aufgabe sehen, das Vertragssysystem zu reformie­ renundweiterzuentwickeln. Es bleibt die Anstellung von Arzt beimArzt als wesentliche For­ derung und als notwendige Absi­ cherung der kassenärztlichen Ver­ sorgungauf derTodoListe.Eswird auch nötig sein, im Rahmen eines Kassenvertrags Vertrags-Karenzzei­ ten zu ermöglichen. Das Dringlichkeitsterminsys­ tem alsAntwort auf den vonAllge­ meinmedizinern und von der Be­ völkerung empfundenen Termin­ mangel bei Fachärzten stellt unser Bekenntnis zur bedarfsorientierten Versorgung unter Beweis und ist in einem pragmatischenMiteinan­ der von Allgemeinmedizinern und Fachärzten ausbaufähig. DasVorarlberger Schmerzboard ist eine zukunftsweisende Neue­ rung.Wir schaffenmit der Vernet­ zung von verschiedenen Diszipli­ nenundKommunikationüberVer­ sorgungsbereiche zwischen nieder­ gelassenen und Spitalsärzten eine neue Qualität der Behandlung. Sie ist im Sinne des Patienten sicher die wesentlichste Qualitätssteige­ rung in der Schmerzbehandlung Das Schmerzboard garantiert, dass Schmerzpatienten kontinuierlich vom Hausarzt kompetent geführt werden und verhindert unkontrol­ liertesDoktor-Hopping. Eine derwesentlichenAufgaben für dieZukunft ist ausmeiner Sicht die Förderung von gemeinsamem Bewusstsein und Kommunikation unterunsÄrzten, gerade imnieder­ gelassenen Bereich aber auch zwi­ schen niedergelassenen und ange­ stelltenÄrzten.WirwerdendieZu­ kunft für uns Ärzte, die durchaus große Anforderungen an uns stel­ lenwird,nurmeistern,wennwirals Ärzteschaft einBewusstsein fürein­ ander und eine Solidarität unterei­ nander finden. Es gerät viel in Be­ wegung, der Ärztemangel wird uns dazu nötigen, über unser Berufs­ bild nachzudenken und zu überle­ gen, was ärztliche Kernkompetenz istundwaswir auf jedenFallweiter selbst in der Hand haben müssen. Die im Sinne der Staatsökonomie beschlossenen Kostendämpfungs­ pfadewerden zunehmendNotwen­ digkeit schaffen, darüber nachzu­ denken, was das Gesundheitssys­ temweiter leistenmussundwoAb­ striche gemacht werden können. Dazu benötigt gesellschaftspoliti­ sche Mitgestaltung durch eine in­ nerlich geeinigteÄrzteschaft. Im Bereich der niedergelasse­ nen Ärzte muss insbesondere die Primärversorgung gut neu struktu­ riert werden.Wir sind konfrontiert mit einerpolitischenBewegung,die die sogenannten „kleinteiligenVer­ sorgungsformen“ abschaffen will. Für uns wird es in diesem Bereich vorallemwichtig seinzudefinieren, in welcher Form auch in Zukunft Allgemeinmediziner arbeiten wol­ len. Es hat ein großer Wertewan­ del in den jüngeren Generationen stattgefunden. Das Thema „Work- Life Balance“ hat stark an Bedeu­ tung gewonnen. Langfristige Bin­ dung im Beruf wird schwerer. Und ARZT IM LÄNDLE 03-2017 | 9

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