Krankenhausbetriebsgesellschaft
Qualität der postoperativen Schmerztherapie
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| ARZT IM LÄNDLE
07-2012
D
ie Entscheidung, welche
Schmerztherapie die Richti-
ge ist, wird auf Grundlage
der S3 Leitlinie für die akute Be-
handlung perioperativer Schmerzen
getroffen. „Bis vor wenigen Jahren
wurden starke Schmerzen nahezu
ausschließlich mit systemischen
Schmerzmitteln behandelt, die weit
entfernt von der Schmerzquelle wir-
ken und überdies zahlreiche Neben-
wirkungen zur Folge hatten“, erklärt
Prim. Univ.-Doz. Dr. Reinhard
Germann, Leiter der Abteilung für
Anästhesie und Intensivmedizin am
LKH Feldkirch.
Periphere Katheter
und PDA
Zum Einsatz kommen heute in
erster Linie periphere Katheter und
Periduralkatheter, die nicht nur in
der Geburtshilfe angewendet wer-
den. „Mit den peripheren Kathetern
setzen wir örtliche Nervenblocka-
den, und bieten damit ein aufwändi-
ges aber derzeit wohl bestes Verfah-
ren zur Schmerztherapie an“, so Erb-
Linzmayer. Waren bis vor kurzem
beim Einspritzen des Betäubungs-
mittels vor allem Erfahrung und
Geschick des Anästhesisten gefragt,
werden heute mit Unterstützung
von Ultraschall die Nerven sichtbar
gemacht, was eine noch zielgenauere
Platzierung des Schmerzkatheters
ermöglicht.
PDA nicht nur in der
Geburtshilfe
Während periphere Katheter haupt-
sächlich für Operationen von Ar-
men, Schultern und in den Beinen
eingesetzt werden, eignen sich Peri-
duralanästhesien vor allem für Ein-
griffe im Bereich von Brust und
Bauch. Auch in der Geburtshilfe
nimmt diese Form der Schmerzlin-
derung einen immer wichtigeren
Stellenwert ein. „Vor zehn Jahren
hatten wir unter 5 % PDAs, jetzt
kommt sie in Feldkirch bereits bei
einem Viertel der Geburten zum
Einsatz“, berichtet Prim. Germann.
Alle verwendeten Verfahren (Peridu-
ralkatheter, periphere Katheter, in-
travenöse Medikamente) werden
über Schmerzpumpen verabreicht.
Diese Pumpen werden vom Schmerz-
team programmiert, erlauben aber in
allen Fällen dem Patienten, sich bei
Bedarf selbständig eine Dosis an
Schmerzmittel zu verabreichen.
Kommunikation ist
entscheidend
„Wichtig ist auch die Zusammen-
arbeit mit der jeweiligen Station“,
betont die Anästhesistin, denn
Schmerztherapie am LKH Feldkirch
ist Teamarbeit. Während der Nach-
betreuung, die 3-7 Tage dauert, fin-
det zweimal täglich eine Visite durch
das Schmerzteam
statt. Um die Wirk-
samkeit der Ver-
fahren zu überprü-
fen und die Sicher-
heit der Patienten
zu gewährleisten,
ist eine regelmäßi-
ge, standardisierte
Überwachung nö-
tig, die die Erhe-
bung und Doku-
mentation
von
Schmerz- und Ne-
benwirkungsscores
beinhaltet.
„Schmerz ist loka-
lisierte Sorge“, erklärt Lucia Frie-
wald, Anästhesieschwester und aus-
gebildete Pain Nurse. „Deshalb ist
es wichtig, nicht nur die Schmerzen
sondern die Gesamtsituation des
Patienten mit einzubeziehen. Dabei
gilt es auch auf schmerzverstärken-
de Faktoren wie Angst, berufliche
oder soziale Probleme zu achten.“
Damit die PatientInnen optimal
versorgt sind, gibt es am LHK Feld-
kirch eine 24-Stunden Erreichbar-
keit des Schmerzteams. „Das bietet
nur rund ein Drittel der Öster-
reichischen Krankenhäuser an“,
berichtet Prim. Germann stolz.
Statistik Akutschmerzdienst 2011
Gesamtzahl PatientInnen:
1230
Postoperative PatientInnen:
900
Geburtshilfe (PDA im Kreissaal): 228
Sonstige (konservative Schmerz-
behandlung):
32
Methoden
Peridural-Katheter:
416
Periphere Katheter:
487
Intravenöse Pumpensysteme: 235
Schmerzen sind nach jeder Operation ein Thema. Bei den rund 14.000 Operationen, die pro Jahr am
LKH Feldkirch durchgeführt werden, weisen rund 10 % der PatientInnen aufgrund der Art ihrer Ein-
griffe ein Risiko für hohe postoperative Schmerzen auf. „Diese Fälle werden präoperativ selektio-
niert, um bereits während der Operation die Grundlage für die postoperative Schmerztherapie schaf-
fen zu können“, erklärt OÄ Dr. Hedwig Erb-Linzmeier, die am LKH Feldkirch für den Akutschmerz-
dienst verantwortlich ist. Die Zahlen sprechen dabei für sich, denn 92 % der PatientInnen, die eine
spezifische Schmerztherapie erhielten, würden diese Behandlung wieder in Anspruch nehmen.
Foto: KHBG
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