C E T E R U M
Ärztlicher Bereitschaftsdienst – Quo Vadis?
Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist eine Vertretung des
behandelnden Arztes oder des Hausarztes außerhalb der
üblichen Sprechstunden und ist für Erkrankungen gedacht,
deren Behandlung nicht bis zum nächsten Werktag warten
kann. Er ist aber kein Ersatz für eine nicht durchgeführte
Behandlung am Tage oder für chronische Leiden.
Diese Vertretung wird im Bereich der Ärzte für Allge-
meinmedizin in den meisten Sanitätssprengeln durch den
bereitschaftsdiensthabenden Arzt für Allgemeinmedizin
sichergestellt.
Die Patientengewohnheiten haben sich jedoch verändert:
Über die Hälfte der Patienten sucht bei (echten oder ver-
meintlichen) Notfällen immer gleich das Spital auf – die
Tendenz ist zunehmend.
Parallel dazu ist die Dienstbereitschaft der Hausärzte
gesunken, bedingt durch die zunehmend missbräuchliche
Beanspruchung der Dienstärzte, den schlechten Tarif und
das steigende Durchschnittsalter der Allgemeinmediziner –
beides stellt den bisherigen, traditionellen Bereitschafts-
dienst immer mehr in Frage.
Ist dieser Bereitschaftsdienst überhaupt noch die Domäne
der Hausärzte?
Ich glaube ja, aber die Formen und möglichen Modelle werden
bzw. müssen sich ändern! Ansonsten wird unser potenzieller
Nachwuchs (man beachte in diesem Zusammenhang auch den
zunehmenden Frauenanteil in der jungen Kollegenschaft) da-
von abgeschreckt, die immer noch schöne Herausforderung
als Allgemeinmediziner und Hausarzt anzunehmen.
Die Primärversorgung müssen wir weiterhin als Grund-
pfeiler der hausärztlichen Tätigkeit sehen und in Zeiten
zunehmender Bedrohung des Hausarztes auch als Chance
nutzen, unser Leistungsangebot in der öffentlichen Wahr-
nehmung zu verbessern.
Eine Stärkung des Hausarztes bzw. die Umsetzung des
„Hausarztmodells“ mit dem Allgemeinmediziner als primä-
rem Ansprechpartner setzt jedoch entsprechende extramu-
rale Angebote für die Patientenversorgung voraus. Wenn wir
Hausärzte diese Entwicklung negieren, werden wir bald
abseits stehen und andere werden Versorgungsstrukturen
errichten, die nicht in unserem Interesse sein werden bzw.
sein können.
Die Primärversorgungseinrichtungen müssen meines Er-
achtens in niedergelassener Hand bleiben, da mit der Schaf-
fung von „ambulanten Erstversorgungseinheiten“ im Kran-
kenhaus langfristig das Ziel verfolgt wird, einen Ersatz für
die kassenärztlichen Stellen im niedergelassenen Bereich zu
schaffen!
Deshalb muss es unser Bestreben sein, den Bereitschafts-
dienst für den Einzelnen weniger belastend zu machen und
trotzdem unsere unbestrittenen Fähigkeiten einbringen zu
können. Das hilft uns, den Hausarztberuf auch für angehen-
de Ärzte wieder interessant zu machen.
Diskussionsplattform ist die bisherige „Landeskonferenz
für Allgemeinmedizin“, jetzt neu nominiert als Fachgruppe
für Allgemeinmedizin, wo Arbeitsgruppen mögliche Bereit-
schaftsdienstmodelle und Honorierungsstandards erarbei-
ten sollen.
Es sollte allen bewusst sein, dass der ärztliche Bereit-
schaftsdienst in Bewegung ist und dass wir die Gestaltung
selber in die Hand nehmen müssen.
Ihre Vizepräsident
Dr. Harald Schlocker
ARZT IM LÄNDLE
02-2013
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