AIL Jänner/Februar 2018
Es bleibt leider zu befürchten, dass eine massive Zentralisie- rung im Gesundheitswesen zumindest den niedergelasse- nen Bereich betreffen wird. Die neue Regierung hat in ih- rem Programm festgelegt, dass sie die neun Gebietskassen in eine österreichische Krankenkasse zusammenlegen will. Es ist relativ klar, dass es nicht die Einsparpotentiale sind, die die Regierung treibt, sondern dass es sich um eine politische Aktion handelt, die vor allem garantieren soll, dass die Gebietskrankenkassen, die ideologisch großteils nicht der jetzigen Regierung nahestehen, politisch entmach- tet werden sollen. Das Ganze ist wohl vor dem Ziel der jetzi- gen Regierung zu sehen, das „rote Wien“ zu entmachten. Jedenfalls ist es sonst schwer erklärbar, warum zum Bei- spiel eine VAEB als Kasse erhalten werden soll, die ungleich kleiner ist als jede Gebietskasse. Oder warum die Bauern- krankenkasse, die seit rund 20 Jahren organisatorisch den GKK’s zugeordnet ist, nun umorganisiert wird und der ge- werblichen Wirtschaft zugeschlagen werden soll. Es ist noch unklar, wieviel den geplanten Landesstellen tatsächlich an Kompetenz erhalten bleiben soll. Landes- hauptmann Wallner, der von uns unter anderem auch in ei- nem offenen Brief aufgefordert wurde, sich für die Erhal- tung föderaler Strukturen auch im Kassenwesen einzuset- zen, teilte mit, dass zugesagt wurde, Entscheidungskompe- tenz und wirtschaftliche Selbstbestimmtheit auch in einem neuen Konstrukt in den Ländern zu erhalten. Die jüngsten medialen Äußerungen der neuen Gesundheitsministerin lassen allerdings gänzlich anderes erkennen. Durch den angekündigten österreichweit einheitlichen Gesamtvertrag sind für uns wichtige Vorarlberger Beson- derheiten in Gefahr. Wie mehrfach dargelegt, haben wir die letzten Jahre gemeinsam mit der VGKK am Patienteninter- esse orientierte Neuerungen gut umgesetzt. Trotz einer überdurchschnittlichen Vertragsarztdichte konnten neue Vertragsstellen geschaffen, die Lehrpraxisfinanzierung ge- löst und das Dringlichkeitsterminsystem geschaffen wer- den. Die E-Medikation wurde vertraglich eingeführt und im Gegenzug deren Mitfinanzierung durch die VGKK erreicht. Die VGKK hat das Wälder Doc App mitfinanziert, die Job Sharing Modelle sind Zeichen der Vertragsflexibilisierung, die es bei uns gibt, oder aber auch die in der neuen Hono- rarordnung ausverhandelten Möglichkeiten der Verrech- nung einer Telefonordination, die Vorsorgekoloskopie und so weiter - alles durchaus kostenintensive Neuerungen, die auch deshalb möglich waren, weil wir eine Gesamtvergü- tung haben, die gewisse Spielräume erlaubt. Diese Gesamt- vergütung ist vermutlich Geschichte, wenn Österreich auf gleich geschaltet wird. Auch dass wir in der Ärztekammer die Verrechnung der Arzthonorare für die VGKK effizient und serviceorientiert durchführen, ist eine Besonderheit, die durch eine österreichische Krankenkasse massiv in Ge- fahr gerät. Und nicht zuletzt ist es wohl das gute Klima, das wir im Land haben und das vor allem im Sinne einer regionalen optimalen Versorgung immer wieder sehr lokale und an die Gegebenheiten adaptierte Lösungen ermöglicht hat und das gefährdet ist durch wenig an der Sache und sehr stark an Machtpolitik orientierten Zentralverhandlungen. Wir haben uns deshalb entschlossen, intensiv weiter da- ran zu arbeiten, dass wir die Vorarlberger Besonderheiten in der Versorgung der Patient/innen beschützen und versu- chen uns im Sinne einer Allianz im ganzen Land zu vernet- zen und die bewährten föderalen Strukturen für Vorarlberg zu erhalten. Die entscheidende Phase wird der Gesetzwer- dungsprozess zu den Kassenfusionierungen sein. Es wird unser Ziel sein, im Sinne der demokratischen Beteiligung, die Patient/innen über Drohendes zu informieren und ent- sprechend aktiv Reformvorschläge aufzubereiten. Und al- lenfalls auch die Patient/innen zu befragen und zu Wort kommen zu lassen. Wir hoffen in diesem Rahmen sehr auf Ihre Solidarität. VP Kurienobmann Dr. BurkhardWalla Österreichische Krankenkasse C E T E R U M ARZT IM LÄNDLE 01/02-2018 | 3
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