AIL Jänner/Februar 2018
Bewegung für die Seele Dass Sport gut für unseren Körper und unsere Gesundheit ist, dürfte mittlerweile hinläng- lich bekannt sein. So haben körperliche Aktivität und Sport nicht nur eine unmittelbare Wir- kung auf unsere Muskeln und den Kreislauf, sondern auch auf unser Gehirn und unsere Psyche. B ereits bei moderat ausge- führten Aktivitäten wird die 3-4 fache Menge des Ruhe- wertes an Endorphinen ausgeschüt- tet und verschafft uns so einerseits euphorische Glücksgefühle, ande- rerseits wirken sie schmerzlindernd. Im Gehirn werden vermehrt Neurotransmitter wie Noradrena- lin, Dopamin oder Serotonin aus- geschüttet, was sich ebenfalls posi- tiv auf die Stimmung auswirkt. Fin- det das Training dann auch noch im Freien statt, so wirkt das Naturer- lebnis als zusätzlicher stimmungs- hebender Faktor. Jüngste Studien- ergebnisse haben gezeigt, dass im Gehirn sogenannte neurotrophe Wachstumsfaktoren wie z.B. BDNF (brain derived neurotrophic growth factor) durch Bewegung verstärkt produziert werden und eine Kas- kade an weiteren Effekten im Kör- per nach sich ziehen. So ist es erwie- sen, dass Sport besonders im Hip- pocampus zu vermehrter Neuroge- nese (Neubildung von Nervenzel- len) und damit zu einer Volumen- zunahme führt. Es werden mehr synaptische Verbindungen gebil- det, was eine Zunahme der neuro- nalen Plastizität zur Folge hat, der neuronalen Grundlage von Lernen. Einfacher ausgedrückt: Körperli- che Aktivität wirkt sich positiv auf unsere kognitive Leistungsfähig- keit aus. BDNF hat auch eine neu- roprotektive Funktion, welche die Entstehung und das Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen, wie Mulitple Sklerose oder Mor- bus Parkinson, hemmt. Schließlich stärkt regelmäßige Bewegung auch unsere Immunabwehr und sorgt so dafür, dass wir weniger anfällig sind für diverse Viren und Bakterien. Die Art der sportlichen Betäti- gung spielt dabei eine eher unterge- ordnete Rolle – es ist grundsätzlich egal, ob man lieber Hanteln stemmt oder Berge erklimmt. Wichtig ist, dass die Aktivität Spaß macht und man mit Freude bei der Sache ist! Von viel entscheidenderer Bedeu- tung sind allerdings die Regelmä- ßigkeit und die Intensität des aus- geführten Trainings. So empfiehlt die WHO 150 Minuten moderat- intensives Training pro Woche. Die im Rahmen zahlreicher wissen- schaftlicher Studien belegten posi- tiven Effekte von sportlicher Akti- vität auf die Psyche einerseits und das Fehlen spezieller regionaler An- gebote andererseits führten schließ- lich zu den Überlegungen, ein sol- ches Angebot in Vorarlberg zu schaffen. Das von der VGKK initi- ierte und im Jänner 2018 startende Bewegungsprogramm richtet sich deshalb genau an jene Menschen, in deren Leben Sport und Bewegung kein integraler Bestandteil darstellt und deren psychisches Wohlbefin- den beeinträchtigt ist. Das Angebot gliedert sich wie nachfolgend be- schrieben: Es findet ein Eingangsgespräch mit unserem Psychologen, Herrn Mag. Martin Galehr, statt, im Zuge dessen die individuellen Ziele und Erwartungen hinsichtlich des Trai- nings besprochen werden. Anschlie- ßend findet das 8-wöchige Bewe- gungsprogramm mit jeweils 2 Ein- heiten pro Woche statt, wobei die Hälfte der Einheiten im Freien, die andere Hälfte Indoor stattfindet. Das Programm beinhaltet Aktivitä- ten, welche die Ausdauer-, Beweg- lichkeits- sowie Koordinationsfä- higkeit fördern sollen und zielt auch auf die Förderung der Entspan- nungsfähigkeit ab. Folglich werden im Laufe der Einheiten verschiede- ne Entspannungstechniken vorge- stellt. Zudem werden im Rahmen psychoedukativer Maßnahmen In- formationen über psychische Er- krankungen und Stress vermittelt und Techniken vorgestellt, die die Teilnehmer in ihrer Selbsthilfefä- higkeit unterstützen und ihnen da- bei helfen sollen, besser mit psychi- schen Krisen umzugehen. Abgerun- det wird das Ganze durch regelmä- ßig stattfindende Expertenvorträge über verschiedene inhaltlich rele- vante Themenbereiche. Nach Been- digung des Bewegungsprogrammes findet ein Abschlussgespräch mit unserem Psychologen statt, in dem einerseits gemeinsam die vergange- nen Wochen reflektiert werden und andererseits die weiteren zukünf- tigen Schritte in ein „bewegtes Le- ben“ und etwaige Hürden auf dem Weg dorthin besprochen werden. 3 Monate nach Beendigung des Pro- gramms gibt es einen weiteren Ge- sprächstermin, um zu schauen, ob eine erfolgreiche Integration in den Alltag gelungen ist oder ob es weite- rer unterstützender Schritte bedarf. Unser Ziel ist es, dass die Teil- nehmer mithilfe unseres Bewe- gungsprogrammes die Freude an regelmäßiger Bewegung (wieder)- entdecken und auch nach Beendi- gung des Trainings sportlich aktiv bleiben und damit nicht nur ihrem Körper, sondern auch ihrer Psyche etwas Gutes tun! Ansprechperson: Vorarlberger Gebietskrankenkasse Vertragspartnerabteilung / Gesundheitsförderung Mag. Martin Galehr Tel.: +43 (0)50 84 55 - 1654 E-Mail: bewegung@vgkk.at www.vgkk.at ARZT IM LÄNDLE 01/02-2018 | 33
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