AIL April 2018
aus der Kammer Visionsprozess Mentoring mit Weitblick Auf der Terrasse sitzend, Blick auf den Bodensee; Gläser klirren, Pasta Duft; MeinenWeg besprechen, das ist die Idee; ImAbendrot bei Frühlingsluft. Jung trifft Alt, sich einstimmen. Mit Humor und Leichtigkeit, Hürden erklimmen. Alt trifft Jung, ich lerne davon; Bringt fürs Leben einen Kompagnon. Mentoring. Mentoring bedeutet: Ein/e (er fahrene/r) MentorIn begleitet ei nen Mentee auf dem beruflichen Weg und kann insbesondere bei Entscheidungsfindungen sehr hilf reich sein. Ein Mentee, das weiß der/ die MentorIn, hat Potenzial. Es gilt nun, dieses Potenzial im Laufe ei ner Mentoringbeziehung zu erken nen und freizusetzen. Die Anlässe sind vielfältig: ÄrztInnen wollen am Beginn ihrer Karriere die richtigen Entscheidungen treffen. Reflexion über die eigene Ausbildung und Pri oritäten zu setzen ist wichtig. Kon flikte im Arbeitsalltag können be sprochen werden. Die Vereinbar keit von Beruf und Familie kann ein weiteres großes Thema sein. Prägen de medizinische Fälle können noch einmal mit einem/einer erfahre nen MedizinerIn evaluiert werden. Wenn es dann um die Praxisgrün dung geht, sind alle Tipps essentiell, um mit den hohen Anforderungen zu Recht zu kommen. Jede erfahrene Ärztin und jeder erfahrene Arzt berät in der täglichen Arbeit PatientInnen verschiedenen Alters und von unterschiedlichs tem persönlichen Hintergrund; da durch besteht eine Grundlage für die Qualifikation als MentorIn. Freilich, gute fachliche, medizini sche Beratung impliziert noch lan ge nicht, dass ein Arzt, eine Ärztin ganzheitlich denken kann. Reflexi on gemeinsam zu lernen und den ganzen Menschen mit seiner Mit welt im Blick zu haben, führt zu spannenden Begegnungen mit sich selbst und anderen. Ich nutzte gleich nach Start des Pro jektes selbst die Chance. Ich habe mir einen mir sympathischen und erfahrenen Allgemeinmediziner ge sucht und wir haben uns kurzer hand zu einem Treffen verabredet. Mir ist schon länger klar, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit in die Allgemeinmedizin gehen möch te, aber während meiner Ausbil dung im Spital hatte ich kaum Kon takt zum niedergelassenen Bereich und eigentlich konnte ich mir kaum vorstellen, wie der Arbeitsalltag in einer Praxis aussieht, welches Wis sen dort benötigt wird und wie man sich dieses Wissen am besten aneig nen kann. Ich freue mich über meinen Mentor und mich, dass wir uns die Zeit für Rückmeldungen und Berichte genommen haben. Es ist spannend und lehrreich zu schau en, welche Ideen und Erfahrungen im Alltag umgesetzt werden kön nen und wie es mir dabei ergeht. Stellt sich der gewünschte Erfolg ein? Ich fasste den Mut, proaktiv auf Thomas Jungblut zuzugehen. Und das Ergebnis der Gespräche war so viel mehr, als ich hoffen konnte. Thomas half mir bewusst wer den, hinter die vordergründigen Fragen zu schauen. Das angestreb te Ziel mit allen seinen festgeleg ten Bildern nochmals zu überprü fen. Mutig in Frage stellen. Sich ent scheiden. Das Ziel planen. Dem Ziel ein wenig leichter näher zu kom men. Die Gespräche um Situatio nen im Beruf drehen und wenden wir oft, doch bin ich mir sicher, dass sich Berufliches und Persönliches meist gegenseitig beeinflussen. Der klare Blick von außen, von einer ab teilungsfremden Person, kann Pro bleme leichter in andere Perspekti ven setzen. Mir hat Thomas manch besseren Überblick verschafft. Da für bin ich dankbar. Ich themati siere persönliche und fachliche Be reiche im Mentoring und dies wie derum motiviert mich, dazu in Bü chern zu schmökern. Doch das Mentoring ist für mich noch lange nicht zu Ende. Ich möchte zum Beispiel gerne noch mehr Fallbeispiele besprechen, die ich alltäglich in der Ambulanz er lebe, da ich erfahren möchte, wie Thomas in der Hausarzt-Praxis mit dieser oder jener Symptom-Kons tellation umgehen würde. Ich möchte noch einen weiteren Aspekt dieses Projekts beleuch ten. Erfahrene ÄrztInnen kön nen in manchen Situationen selbst den Weitblick verlieren. Der oder die KollegIn in der Praxis können Gefahr laufen, geradewegs in ein Burn-out hineinzuschlittern. Was hältst du – nach vielen Jahren in der eigenen Praxis – von einer Re flexion über den eigenen Werde gang mit Fragen wie: „Entwickle ich mich weiter oder stagniere ich? Wie kann ich mir die tägliche un erfreuliche Knochenarbeit erleich tern und mich erfüllenderen Auf gaben zuwenden?“ Ich durfte solch ein Sparring Partner sein. Damit konnte ich als Mentee Thomas vielleicht nicht nur etwas zurück geben, sondern wir erleben Begeg nungen auf Augenhöhe. Veranstaltung Kennenlernen vonMentees undMentorInnen bei einem gemütlichen Beisammensein: 16. Mai 2018, 19 Uhr Ärztekammer für Vorarlberg Dornbirn, Schulgasse 17 Dr. Michael Baier 6 | Arzt im Ländle 04-2018
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