AIL Juli/August 2018
Ein Bericht zu diesem in vielerlei Hinsicht besonderen Abend immalerischen Ambiente der Villa Falkenhorst von Brigitta Soraperra. „Ich bin da, um einfach mal die Menschen, denen ich immer mei- ne Patienten zuweise, kennenzulernen“, spricht Max Ogrisek, All- gemeinmediziner in Thüringen, bei der einleitendenVorstellungs- runde seine Beweggründe aus, warum er der Einladung gerne ge- folgt ist. Auch Aldo Sauerwein, seit 25 Jahren in der Landarztpra- xis tätig, beschreibt: „Viele kenne ich nur von den Briefen, den Unterschriften und auch den Chef (gemeint ist Christian Bach, Leiter der Orthopädie im LKH Feldkirch) nur vom Namen her.“ „Ich finde es sympathisch, mal die Gesichter zu den Zuweisungen kennenzulernen, die man tagtäglich liest“, sagt auch Stefanie Ur- ban, Assistenzärztin Orthopädie im Krankenhaus Feldkirch. Und Karl-Heinz Wäger, seit acht Jahren Orthopäde in Nenzing, formu- liert: „Mir geht es um die Vernetzung zwischen den Krankenhaus- Ärzten, den Niedergelassenen und den Allgemeinärzten, damit es eine bessere Zusammenarbeit gibt“. „Hören und sehen ist so eine Sache,“ bringt es Michaela Fabianek, seit 14 Jahren Hausärztin in Blons, knapp auf den Punkt, „und: gehört und gesehen werden“. „Für mich ist Dialog wichtig“ sagt auch Markus Riese, Facharzt Orthopädie in Feldkirch, „es ist ja jeder so ein bisschen Einzel- kämpfer und die Praktiker noch viel mehr, darum sind so Abende gut, dass man sich austauscht.“ Zum Austausch eingeladen hat die Ludescher Gemeindeärz- tin Barbara Schmidbauer, die vom Netzwerktreffen in Bregenz ge- hört und sich aktiv an die Visionsgruppe gewendet hat mit der Bitte um Unterstützung. Auch sie spricht zu Beginn des Abends von der Gefahr der Vereinsamung in der freien Praxis, und dass die Kontakte zu den KollegInnen im Krankenhaus nur kurz, an- onym, via Mail oder Fax stattfinden, dass man teilweise „auch die Namen nicht mehr kennt und schon gar nicht die Personen da- hinter“. Und dass sie sich mehr fachlichen Austausch, mehr Kom- munikation zwischen „drinnen“ und „draußen“ wünschen wür- de, wohl wissend, dass der ärztliche Alltag heute in allen Bereichen von Überlastung und Zeitmangel geprägt ist. Umso dankbarer hat sie das Angebot der Gruppe „ÄrztInnen gemeinsam unterwegs“ angenommen, mit ihr gemeinsam Zeit und Raum für einen in- formellen und fächerübergreifenden Austausch zu gestalten. (vgl. auch Heft 5, Mai 2018) Im Laufe des Abends kristallisiert sich immer mehr heraus, dass diese mangelnde Kommunikation nicht selten zu einer Art Graben zwischen den Niedergelassenen und den Krankenhausärz- tInnen führt, dass gegenseitiges Verständnis nicht naturgegeben ist und dass viel Unwissenheit herrscht, was jede und jeder im jeweili- gen Berufsfeld leistet. Umso berührender für mich als externe Be- obachterin die Qualität dieses Treffens: Man ist offen, einander zu- gewandt, neugierig und respektvoll, und ehrlich um ein gemeinsa- mes Nachdenken bemüht, das zu konkreten Bausteinen für ein gu- tes und leichtes Miteinander im täglichen Arbeitsalltag führen soll. Unterstützt wird dieses spielerische Brainstorming durch die Mittel des „Art of Hosting“, der „Kunst des guten Gastgebens“, welche Prozessbegleiterin und Moderatorin Karin Metzler in ih- rem organisationsentwicklerischen Werkzeugkoffer mitgebracht hat. Sie gestaltet den Abend gemeinsam mit den vier Mitgliedern der Gruppe „ÄrztInnen gemeinsam unterwegs“ als „Falkenhorst- Café“, ausgehend von der partizipativen Methode des „World Café“. Dazu nehmen jeweils 4-5 Personen an kleinen Tischen Platz, bevorzugt in guter Durchmischung der drei ärztlichen Ar- beitsfelder, und reflektieren gemeinsam und unhierarchisch vor- gegebene Themen. Karin Metzler nennt diese Veranstaltungen „Arbeitsabende der anderen Art“, es gehe darum „gemeinsam zu denken, zu arbeiten und zu feiern“. Die kleinen Ziele des Abends Begegnungen der anderen Art Im Juni 2017 fand erstmals ein großes regionales Netzwerktreffen zwischen den medizinischen Bereichen Krankenhaus, freie Praxis und Allgemeinmedizin in Bregenz statt. Das damalige Treffen zwischen den GynäkologInnen aus dem LKH Bregenz und dem niedergelassenen Bereich und den HausärztInnen aus der Region Bregenz entstand auf Initiative der Gruppe„ÄrztInnen gemeinsamun- terwegs“. Am 23. Mai 2018 folgte nun ein zweiter überdisziplinärer Begegnungsabend in Thüringen. Gastgeber im Rahmen des Visionsprozesses der Ärztekammer Vorarlberg waren Markus Baldessari, Patrick Clemens, JoachimHechenberger undWolfgang Metzler gemeinsammit Barbara Schmidbauer. Die Einladung erfolgte an die praktischen ÄrztInnen aus dem Walgau, die OrthopädInnen aus dem LKH Feldkirch und ihre niedergelassenen KollegInnen aus der Region.Moderiert wurde der „Arbeits- abend der anderen Art“ von Visionsprozessleiterin Mag. Karin Metzler. Die TeilnehmerInnen nutzten das Netzwerktreffen zur Verbesserung der Kommunikation und Arbeitsweise in der Region. AUS DER KAMMER 10 | ARZT IM LÄNDLE 07/08-2018
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