AIL Juli/August 2018
Aus dem Referat für Komplementärmedizin Der Österreichische Weg der Komplementärmedizin – Teil 1 Bischko erreiche bei unzähligen HNO Operationen eine Schmerz- befreiung allein durch die manu- elle Nadelstimulation einzelner Akupunkturpunkte. Jahre später erreichte die „Akupunktur-Analge- sie“ in Innsbruck unter dem An- ästhesisten Andre Leitner einen Höhepunkt, als er bei einer der ersten Herztransplantationen un- ter Raimund Magreiter allein durch Nadel-Stimulation von vier Aku- punkturpunkten die erforderliche Analgesie erreichte. Wie viele andere Medizinstu- denten besuchte ich damals die von Leitner angebotene Akupunktur- vorlesung und horchte mit Span- nung seinen Ausführungen zur außergewöhnlichen Herzoperation. Allen Anwesenden wurde damals bewusst, dass moderne Medizin mehr sein kann, als die „konventi- onelle Schulmedizin“. In dieser Zeit reifte der Gedan- ke, dass Heilmethoden wie die Aku- punktur nicht als „entweder oder“ (als Alternativmedizin) zur Schul- medizin, sondern viel mehr als „ergänzende Therapieform“ – als Komplementärmedizin angesehen werden sollen. Zusätzlich machten viele Ärzte die Erfahrung, dass das Wissen und die Möglichkeiten der konventio- nellenMedizin – vor allem bei chro- nischen Erkrankungen – oft nicht ausreicht, um Patienten zufrieden- Österreich war in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der „Wiener Schule der Akupunktur“ unter Bischko ein Vorreiter in der Erforschung und Anwendung der Akupunktur in der westlichenWelt. stellend und nebenwirkungsarm zu behandeln. Es sollten Methoden der Kom- plementärmedizin die Schulmedi- zin zukünftig ergänzen bzw. erwei- tern und dem „Arzt der gesamten Heilkunde“ nicht vorenthalten wer- den. Komplementärmedizin Die Führung der ÖÄK hat im Jahr 1989 beschlossen, dass eine quali- tative gute Komplementärmedizin in den Händen von ausgebildeten Ärzte liegen soll, um Patienten vor möglichem Schaden oder Miss- brauch zu bewahren. Patienten-Erwartungen • Jeder Patient erwartet vor einer Nadelsetzung (Akupunktur), von einer Injektion (Neuraltherapie), oder von einer manuellen Ma- nipulation (Manuelle Medizin), dass sein Therapeut eine diesbe- zügliche fundierte medizinische Grundausbildung hat und genau weiß, in welche anatomischen Strukturen die Injektion bzw. die Nadel erfolgt oder welche Struktu- ren er manuell bewegt. • Weiters setzt der Patient voraus, dass sein Arzt weiß, was bei einem eventuell auftretenden Notfall zu tun ist. • Der Patient erwartet auch eine pri- märe ärztliche Diagnostik, damit keine ernste Erkrankung über- sehen wird sowie eine professio- nelle Abschätzung erfolgen kann, wann eine Weiterleitung zu einem Facharzt oder in ein medizinisches Zentrum erforderlich ist. • Schließlich erwartet er, dass neben der ärztlichen Grundausbildung, eine anerkannte geregelte Ausbil- dung für die in Frage kommende komplementäre Zusatztherapie abgeschlossen wurde. Aufgrund dieser und weiteren Überlegungen hat die ÖÄK 1991 ein eigenständiges Referat für Komplementärmedizin eingerich- tet. Den zukünftigen „komplement- ärmedizinischen Diplomen“ wurde eine genaue geregelte Ausbildung vorschrieben. Die Akupunktur wurde im selben Jahr zur ersten anerkannten komplementärmedi- zinischen Methode und es sollten in den darauffolgenden Jahren einige wertvolle Methoden dazukommen. Österreichweit haben heute ca. ein Viertel der niedergelassenen Ärzte ein- oder mehreren Metho- den aus dem Bereich der Kom- plementärmedizin abgeschlossen. Allein in Vorarlberg sind dies ca. 370 Ärzte. Das bedeutet für Patienten, dass ein großer Pool an komplementär- medizinisch ausgebildeten Ärzten zur Verfügung steht und bei ent- sprechenden Anfragen auch kom- petent Auskunft über Indikation, AUS DER KAMMER M ENTORING -P ROJEKT Ä RZTEKAMMER V ORARLBERG Anmeldung und weitere Informationen auf www.arztinvorarlberg.at oder unter mentoring@aekvbg.at 14 | ARZT IM LÄNDLE 07/08-2018
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