AIL Juli/August 2018

AUS DER KAMMER ... aus der Kurie Angestellte Ärzte VON VP KURIENOBMANN DR . HERMANN BLASSNIG A us einer teils durchaus prekären und personal- engen Situation mit Leis- tungseinschränkungen wurden auf Druck der Ärztekammer (ins- besondere die Ärzte-Enquete im November 2011 mit über 400 Teil- nehmern trug wesentlich dazu bei) Verbesserungen seitens der Politik zugesagt und letztlich auch die dringend notwendige Gehaltsre- form in den Spitälern auf den Weg gebracht und 2013 umgesetzt. Dadurch und durch weite- re, gemeinsam in gelegentlich durchaus auch hitzigen Runden verhandelte Maßnahmen (zB das Turnusärzte-Profil), die dann be- trieblich vereinbart wurden, kam es zu einer deutlichen Attraktivi- tätssteigerung des Standortes und folglich zur Entspannung der Per- sonalsituation, insbesondere was die jungen Kolleginnen und Kolle- gen betraf. Im Zuge dieser durch die Kam- mer verhandelten Vereinbarungen wurde ein eminent wichtiges Pro- jekt eingefordert, nämlich jenes zur Einführung neuer Arbeitszeit- und Dienstmodelle unter externer Be- gleitung. Dadurch können die un- terschiedlichen Arbeitsanforderun- gen in diesem heterogenen Arbeits- umfeld im Spital deutlich besser bewältigt werden (24, 12/12, 8/16). Durch diesen bis dahin in Österreich einzigartigen gemein- samen Weg hatten wir im Jahre 2014, als die EU hinsichtlich des österreichischen KA-AZG ein Ver- tragsverletzungsverfahren einge- leitet hatte, wiederum einen ent- scheidenden Vorsprung gegenüber den anderen Bundesländern. Ohne Verunsicherung der Bevölkerung/ Patienten konnten wir – nach einer weiteren Spitalsärzteenquete; im Konsens – das EU-konforme no- vellierte Arbeitszeitgesetz umset- zen, ohne Einkommenseinbußen hinnehmen zu müssen. Unsere Kritik an der Gehalts- reform, nämlich, dass die älteren Ärztinnen und Ärzte dabei zu we- nig berücksichtigt wurden, wurde damals durch LR Bernhard auf- gegriffen und nach hartnäckigen Verhandlungen eine zufriedenstel- lende Lösung gefunden. Als einzige Kammer in Ös- terreich haben wir unseren Mit- gliedern zweimal empfohlen, die möglichen Arbeitszeitgrenzen über die durchschnittlichen 48 Wochenstunden hinaus bei Bedarf auszuschöpfen, um den System- wechsel ohne Beeinträchtigung der Patientenversorgung und ohne Verunsicherung der selbigen zu er- möglichen. Grund für diese Empfehlungen war unter anderem das glaubhafte Bekenntnis von den Krankenhaus- trägern, insbesondere der KHBG und der Verantwortlichen in der Politik, angeführt von Landesrat Dr. Bernhard, zur 48-Stunden- woche und das offensichtliche Be- mühen, die hierzu notwendigen Maßnahmen (Stellenschaffung, intensive Rekrutierungsmaßnah- men – „go-west“, etc.) umgehend zu ergreifen und somit die Arbeits- zeitverkürzung auf – immer noch – durchschnittlich 48 Stunden zu 48h-Woche bringt deutliche Vorteile ermöglichen. Bei Personalabwe- senheiten (Urlaub etc.) können und werden weiterhin bis zu 72 Wochenstunden gearbeitet. Soviel zur Arbeitszeitflexibilität im spi- talsärztlichen Bereich. Mittlerweile nehmen nur noch wenige Kolleginnen und Kollegen diese sog.“ opt-out“-Regelung in Anspruch, weil es nicht mehr not- wendig ist. Somit haben wir seit geraumer Zeit ein insgesamt recht stabiles Versorgungsystem. Ge- nau deshalb, weil wir gemeinsam durch gegenseitiges Zuhören, mit- einander Reden und Verhandeln auf Augenhöhe eine Kultur des wechselseitigen Gebens und Neh- mens geschaffen haben, die allen Beteiligten, nicht zuletzt unseren Patienten, zugute kommt. Unser Ansinnen ist es, dass das so bleibt. Die Zeiten werden nicht einfacher, große Herausforderun- gen sind abzusehen (zB in allen Per- sonalfragen). Wir werden uns wei- terhin an der Bewältigung der sel- bigen beteiligen, Vorschläge ein-, Kritik anbringen und notwendige Verhandlungen aufnehmen. Kurienobmann VP Dr. Hermann Blaßnig 6 | ARZT IM LÄNDLE 07/08-2018

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