AIL Jänner/Februar 2019

C E T E R U M Ein chinesischer Forscher gab im November via Youtube be- kannt, dass er im Rahmen einer künstlichen Befruchtung eine Genmanipulation im Embryonalstadium mittels der Gensche- re Crispr/Cas9 durchgeführt habe, die die Kinder gegen HIV resistent gemacht habe. Ein Aufschrei der internationalen Wis- senschaftsgemeinschaft folgte prompt, ebenso von Medizin- rechtsexperten und Ethikern. Auch in China erfolgte heftige Kritik. Das Experiment wur- de in Fachkreisen nicht präsentiert, es gibt auch keine geprüfte Studie in einer Fachzeitschrift, lediglich in einem chinesischen Studienregister kündigt der Wissenschaftler die geplanten Ver- suche an. Er habe auch keine Genehmigung bei den Behörden eingeholt. Die städtische Kommission für Familienplanung und Gesundheit sei nicht informiert worden, obwohl sie zu- nächst das Projekt hätte ethisch bewerten müssen. Die chinesi- sche Regierung habe angeblich eine unverzügliche Untersu- chung der Experimente angeordnet und die Universität gab be- kannt, dass der verantwortliche Wissenschaftler bis 2021 beur- laubt sei. Unabhängig von der Grundsatzfrage, ob genetische Ein- griffe in die Keimbahn überhaupt durchgeführt werden sollen, da davon auch künftige Generationen betroffen sind, wird die- ses Experiment von der Wissenschaftsgemeinschaft abgelehnt. Vor allem deshalb, weil die Risiken wie z.B. eine erhöhte Carci- nomwahrscheinlichkeit unbekannt sind sowie völlig unbe- kannte Folgen in Kauf genommen werden und da das Experi- ment nicht die Heilung einer tödlichen Erkrankung zum Ziel hatte. Wenn überhaupt, dann dürfe eine Genmanipulation nur eingesetzt werden, wenn eine deutliche medizinische Notwen- digkeit und keine Behandlungsalternative besteht. Klare Worte sprach der Vorsitzende des Deutschen Ethik- rats, Professor Peter Dabrock: „Ich war geschockt und verär- gert. Die Versuche sind unverantwortlich. Es ging um einen Grundlagenversuch, den man an Hand lebender Menschen durchgeführt hat – also klassisch das, was man als Würdever- letzung bezeichnet. Eine totale Instrumentalisierung der betei- ligten Personen“. Der resultierenden Forderung, dass es dringend erforder- lich ist, der Genmanipulation bei Embryos klare Grenzen zu setzen, kann ich mich nur anschließen. Ihr Präsident MR Dr. Michael Jonas Tabubruch in der Gentechnik: Geburt angeblich genmanipulierter Zwillinge in China im Oktober 2018, unverantwortliche Menschenversuche ARZT IM LÄNDLE 01/02-2019 | 3

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