AIL März 2019

In Gedenken OMR Dr. Peter Wöß Arzt aus Berufung – Standespolitiker aus dem Herzen Am 12. Februar 2019 ist Alt-Präsident OMR Dr. Peter Wöß im Alter von 69 Jahren ver- storben. Mit ihm verliert die Vorarlberger Ärzte- schaft einen Arzt aus Berufung, einen Stan- despolitiker mit Herzblut und Sachverstand und eine angesehene Persönlichkeit unseres Bundeslandes. OMR Dr. Peter Wöß wurde am 6. Mai 1949 in Rankweil geboren. Nach der Ma- tura am Bundesgymnasium Feldkirch pro- movierte er 1975 zum Doktor der gesamten Heilkunde an der Medizinischen Universität in Innsbruck und absolvierte anschließend seine Turnusarztausbildung am LKH Feld- kirch. In seiner Heimatgemeinde Rankweil führte Dr. Peter Wöß 37 Jahre lang eine sehr beliebte Kassenordination für Allgemeinme- dizin. Aufgrund seines hohen persönlichen Einsatzes und seiner immer offenen und freundlichen Art wurde er von seinen Patien- tinnen und Patienten besonders geschätzt. Er war Hausarzt mit Leib und Seele und setzte sich auch als Gemeindearzt für das Wohl der Rankweiler Bevölkerung ein. Neben seiner praktischen ärztlichen Be- rufsausübung engagierte sich OMR Dr. Wöß in der Standespolitik und war bereits kurz nach seiner Promotion 1975 als Turnusärz- tevertreter des Landeskrankenhaus Feldkirch im Ärztekammervorstand aktiv. 1986 wurde er erstmals zum Präsidenten der Ärztekam- mer für Vorarlberg gewählt und übte diese Funktion über 25 Jahre bzw. sechs Kammer- perioden aus. Mit großer Umsicht, Geschick und Ausdauer führte er die Vorarlberger Ärztekammer. Alt-Präsident OMR Dr. Wöß leistete ei- nen unschätzbaren Beitrag für die Einheit des Ärztestandes, die Freiheit des Arztberufes und für unser Bundesland Vorarlberg. Wäh- rend seiner Präsidentschaft war er mit zahl- reichen Herausforderungen konfrontiert. Er setzte sich für Verbesserungen der Gesund- heitsversorgung der Bevölkerung und der beruflichen Rahmenbedingungen der Ärzte- schaft ein, er parierte aber auch wiederholte politische Angriffe auf die Ärzteschaft. Er trug wesentlich dazu bei, unterschiedliche Standpunkte von jungen und älteren Kol- leginnen und Kollegen, von Turnus- und Primarärzten, von Spitalsärzten und nie- dergelassenen Ärzten, von Kassenärzten und Wahlärzten zu verstehen, aufeinander abzustimmen und einen gemeinsamen Weg zu finden. Er unterstützte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen im Spital und in der freien Praxis. Versuchten Einschränkungen des freien Arztberufes sowie der ausschließ- lich planwirtschaftlichen Ausrichtung des Gesundheitssystems erteilte er eine klare Absage. Er setzte sich für ein solidarisch fi- nanziertes und soziales Gesundheitssystem mit wohnortnaher Patientenversorgung ein. Ungerechtfertigte Angriffe auf die Ärzte- schaft konterte er mit klaren, wohl gewähl- ten Aussagen. Er hatte einen entwaffnenden Humor, der in kritischen Situationen häufig zu deren Entspannung und oft auch zur Pro- blemlösung beitrug. Er verstand es hervorra- gend, die Herausforderungen sachlich und konstruktiv anzugehen und Partei-Politik aus der Ärztekammer herauszuhalten. Die Vertragspartnerschaft mit der Vorarlberger Gebietskrankenkasse war ihm wichtig, um die ärztliche Versorgung der Vorarlberger Bevölkerung dem medizinischen Fortschritt entsprechend zu optimieren. Seine föderale Gesinnung wurde oft ge- fordert und trotz seiner spürbaren Konsens- bereitschaft gelegentlich überstrapaziert. Alt-Präsident OMR Dr. Wöß engagierte sich gemeinsam mit seinem Team gegen bundes- weite Unsinnigkeiten. Seien es die Bevor- mundung unseres Bundeslandes durch den Bundesträger der Sozialversicherungen oder Bundesgesetze mit beabsichtigten Einschrän- kungen der ärztlichen Berufsausübung, ver- ordnete Bürokratisierungen oder die Behin- derung der österreichweiten Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes. Zur Schau gestellte Pro- testmaßnahmen entsprachen nicht seinem Naturell. Dennoch hat er österreichweite Pro- teste mit Ordinationsschließungen, Betriebs- versammlungen in den Spitälern und Pro- testkundgebungen solidarisch mitgetragen. Er war stets aufgeschlossen für Neuerun- gen in der Medienarbeit und einer transpa- renten Information der Ärzteschaft. Kurz nach Beginn seiner Präsidentschaft wurde in der Ärztekam- mer die Informa- tionstechnologie eingeführt und gefördert, wodurch auch die Ärzte- schaft zur Nutzung dieser Technologie motiviert wurde. Die Ärztekammer für Vorarlberg hat während seiner Präsidentschaft bereits vor über zwanzig Jahren mit der Einführung des Gesundheitsnetzes Vorarlberg Pionierarbeit für ganz Österreich geleistet und damit ei- nen gesicherten Datenaustauch zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Kran- kenhäusern ermöglicht. Altpräsident OMR Dr. Wöß wirkte auf- grund seiner exzellenten Kenntnisse im Ge- sundheitssystem und der Gesundheitspolitik in zahlreichen Gremien unseres Bundeslan- des und auf Bundesebene mit. Seine standes- und gesundheitspolitische Arbeit wurde sehr geschätzt und mit Auszeichnungen gewür- digt (siehe Factbox). Im Jahr 2011 übergab OMR Dr. Wöß das Präsidentenamt an MR Dr. Michael Jo- nas. Aber auch nach Beendigung seiner ak- tiven Funktionärslaufbahn blieb er der Ärz- tekammer stets eng verbunden. 2016 ging er in den wohlverdienten Ruhestand und über- gab seine Allgemeinmedizinpraxis an seine Tochter, Dr. Magdalena Wöß, die bereits seit 2014 mit ihm gemeinsam arbeitete. Seine neu gewonnene Freizeit genoss er mit seiner Frau Reinhilde bei Reisen, beim Ski fahren und im Kreise seiner großen Familie. Er war durch und durch Familienmensch und ging in seiner Rolle als Opa völlig auf. Nach schwerer Krankheit verstarb Alt-Präsident OMR Dr. Wöß im Kreise seiner Familie. Die Vorarlberger Ärzteschaft wird den hochgeachteten und gewissenhaften Arzt und geschätzten Kollegen in dankbarer Er- innerung behalten. Durch seine offene und entwaffnende Art sowie sein gewinnendes Auftreten hat er sich bei der Vorarlberger Ärzteschaft, den Mitarbeitern im Kammer- amt und allen Stakeholdern im Gesund- heitssystem große Anerkennung und blei- benden menschlichen Respekt erworben. AUS DER KAMMER ☞ 8 | ARZT IM LÄNDLE 03-2019

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