AIL September 2019

AUS DER KAMMER M it der PR-Kampagne „Wanted“ versuchte die KHBG schon sehr früh- zeitig zusätzliche Ärzte nach Vorarl- berg zu holen. Sie war mit einem Gesamtpaket mit verbesserten und flexiblen Arbeitsbedingungen und einer Attraktivierung des Arbeits- umfelds auch recht erfolgreich. Zumindest die Ausbildungsstellen können derzeit gut besetzt werden, wie zu vernehmen ist. Allerdings zeigt sich, dass es im Facharztbereich, zumindest in manchen Fächern, zunehmend schwierig ist, genug Personal in den Krankenhäusern zu haben. Dies hat wiederum Auswirkungen auf den niedergelassenen Bereich. Die Pro- blematik, die wir aus dem Bereich der Allgemeinmedizin bereits seit Längerem kennen, schlägt mittler- weile in manchen Fächern im Kas- senarztbereich durch. So sind seit einiger Zeit in Feldkirch zwei Kas- senarztstellen für Gynäkologie trotz Niederlassungsprämie nicht besetz- bar, aktuell auch eine Neurologie- stelle in Bludenz, eine Augenarzt- stelle im Bregenzerwald und eine Pädiatriestelle in Dornbirn. Weitere Besetzungsprobleme zeichnen sich bei einer weiteren Pädiatriestelle in Dornbirn ab. Es zeigt sich die Ärztebedarfsstu- die, die vor einigen Jahren vom Land veranlasst wurde, als nicht ausrei- chend. Zwar wurden damals die Al- tersstruktur und die zu berechnen- den Nachbesetzungen mit einge- schlossen, aber einige Faktoren wur- den offenbar nicht berücksichtigt. Wir erleben einen extremen Wertewandel in der jungen Genera- tion. Die Wichtigkeit der Freizeit und die zunehmend fehlende Be- reitschaft, sich langfristig zu bin- den, führen dazu, dass es jungen Menschen nicht leicht fällt, sich mit einem Kassenvertrag in der Nieder- lassung zu verpflichten. Zudem reduzieren viele Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus ihr Ar- beitspensum. Die früher obligaten 120% plus Überstunden werden häufig in Teilzeitanstellungen um- gewandelt. Insbesondere in Fä- chern, wo der Frauenanteil beson- ders hoch ist, wie z.B. Frauen- heilkunde und Geburtshilfe oder Pädiatrie, teilen sich mehrere Köpfe eine 100% Stelle, was zwangsläufig dazu führt, dass mehr ausgebildete FachärztInnen in den Spitälern bleiben. Aktuell haben wir über den Sommer mit den pädiatrischen Pri- marärzten versucht, die Situation strukturübergreifend zu beleuch- ten. Trotz einer deutlichen Vermeh- rung der Ausbildungsstellen (theo- retisch müssten fast drei Fachärzte in der Pädiatrie jährlich fertig wer- den), gibt es keinen personellen Überschuss in den Krankenhäu- sern. Die dort ausgebildeten Pädia- ter werden dringend benötigt, zum Teil auch weil die Diensträder um- gestellt werden und zusätzliches Personal erfordern. Wir haben über den Sommer Dr. Kraft und Dr. Tumler vom Lan- desgesundheitsfonds in die Gesprä- che miteinbezogen, letztendlich hat die Landes-Zielsteuerungskommis- sion die Aufgabe, die gesamte Ver- sorgung der Bevölkerung (intra- und extramural) zu sichern. Ein von uns vorgeschlagener Weg wäre, zumindest in der Pädiat- rie, ein Lehrpraxismodell, wie in der Allgemeinmedizin, zu etablie- ren. Auf Österreich-Ebene fordern wir, die Ausbildungsmöglichkeiten in der Niederlassung auszubauen. Das Privileg der Ausbildung und die entsprechende Finanzierung er- folgt derzeit, zumindest im Fach- arztbereich, fast ausschließlich in den Krankenhäusern. Dabei wäre gerade das, was man dann auch später in der Praxis braucht, dort in einem quantitativ deutlich höheren Ausmaß vermittelbar. Es braucht dazu gesetzliche An- passungen und entsprechende Fi- nanzierungsmodelle, sonst wird der niedergelassene Bereich die Versor- gung nicht mehr entsprechend übernehmen können und alle Ideen von Versorgungspyramide, Ambu- lanzentlastung und Patientensteue- rung wären obsolet. Es müssen daher endlich das in Finanzierungstöpfen gefesselte Denken überwunden und gemein- sam realistische Lösungsmodelle erarbeitet werden. ... aus der Kurie Niedergelassene Ärzte VON VP KURIENOBMANN MR DR . BURKHARD WALLA Ärztemangel VP Kurienobmann MR Dr. Burkhard Walla ÄRZTE & ÄRZTINNEN IN VORARLBERG Die offizielle Facebook-Gruppe der Ärzteschaft Vorarlberg! Beitreten und immer auf dem aktuellsten Stand sein! ARZT IM LÄNDLE 09-2019 | 5

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