AIL Oktober 2019
Die Österreichische Ärztekammer hat die vordringlichsten Aufgaben der Gesundheitspolitik zusammengefasst N eue, innovative und erfolg- reiche Behandlungsme- thoden, besonders in der Krebsforschung, steigern die Le- bensqualität und die Lebenserwar- tung. „Diese Fortschritte machen es aber auch notwendig, dass entspre- chend mehr Geld ins Gesundheits- system fließt“, sagt Szekeres. Um das umzusetzen, fordert die ÖÄK eine Anhebung des BIP-Anteils für das Gesundheitswesen auf 12 Prozent. Damit orientiert sich die ÖÄK an den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz. „Wir sprechen hier von Milliardensummen, die unsere Nachbarn uns bei der Finan- zierung des Gesundheitssystems voraus sind. Wenn wir hier nicht schritthalten, verliert das österrei- chische Gesundheitswesen den An- schluss“, warnt Szekeres. Schutz vor privaten Investoren Insgesamt müsse der Arztberuf in Österreich an Attraktivität gewin- nen. Angesichts eines drohenden Ärztemangels und des europawei- ten Wettbewerbs um Ärztinnen und Ärzte fordert die ÖÄK unter anderem eine höhere Durchlässig- keit von öffentlicher spitals- und kassenärztlichen Tätigkeit, weniger Bürokratie, mehr Delegation an an- dere Gesundheits-, Sozial- oder Ad- Unbesetzte Kassenstellen, überlastete Spitäler, eklatante Lücken beim Personal bei einer gleichzeitig steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung. Das sind einige der gesundheitspolitischen Heraus- forderungen, mit denen sich die zukünftige Regierung befassen muss. „Österreich hat eine ausge- zeichnete medizinische Versorgung – und das soll auch so bleiben“, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, im Rahmen einer Pressekonferenz, in der ein umfassender Forderungskatalog an die zukünftige Bundesregierung präsentiert wurde. ministrationsberufe sowie den Schutz der Ärzteschaft und anderer Gesundheitsberufe vor Gewalt. „Dazu gehören bauliche Maßnah- men, Aufklärung und Schulungen sowie ein stärkerer strafrechtlicher Schutz“, sagt Szekeres. Ein weiteres Problem sei das zu- nehmende Interesse privater Inves- toren an Ärztezentren, deren pri- märes Ziel Gewinnmaximierung sei. Um angesichts dieser Entwick- lungen die bestmögliche Patienten- versorgung zu garantieren, müsse die Politik die Übernahme von Konzernen gesetzlich einschränken. Darüber hinaus erhebt die Österrei- chische Ärztekammer auch sozial- politische Forderungen: „Wir wer- den im Namen der Ärzteschaft weiter unsere Stimme erheben, sei es bei der notwendigen Impfpflicht, dem Nichtraucherschutz, den Aus- wirkungen der Klimakrise oder beim Umgang mit modernen Tech- nologien“, sagt der ÖÄK-Präsident. Mehr freiberufliche Strukturen Nach wie vor nehmen viele Medi- zinabsolventen keine ärztliche Tätigkeit in Österreich mehr auf. Es ist daher notwendig, bereits bei der Ausbildung anzusetzen. „Dazu gehören neben einem Ausbau der Basisausbildungsstellen auch Aus- bildungskoordinatoren in allen Spi- tälern, eine Aufwertung der Aus- bildner sowie mehr Simulations- möglichkeiten“, sagt ÖÄK-Vizeprä- sident Herwig Lindner. Außerdem müsse die Allgemeinmedizin in Krankenhäusern strukturell veran- kert werden. Neben der Ausbildungsqualität müssten die Arbeitsbedingungen in den Spitälern allgemein verbessert werden. „Zwar wurden die Arbeits- zeiten verkürzt, aber das Personal nicht entsprechend aufgestockt“, kritisiert Lindner. Zudem müssten die Spitäler endlich entlastet wer- den - Hauptbrennpunkt seien hier die Ambulanzen. Diese sollten nur in Notfällen und nur dann aufge- sucht werden, wenn die Versorgung nicht durch niedergelassene Ärztin- nen und Ärzte erfolgen kann. Eine Entlastung der Spitäler sei mit ei- nem Ausbau des niedergelassenen Bereichs gekoppelt. „Und hier wur- de leider nicht entsprechend ausge- baut“, so Lindner. Bestehende vor- gelagerte allgemeinmedizinische Strukturen in Spitälern könnten helfen, die Spitäler zu entlasten. Die ÖÄK fordert daher mehr freiberuf- liche Strukturen in bzw. in der Nähe von Spitälern, mehr allgemeinme- dizinische Akutordinationen und Ärztezentren. AUS DER KAMMER Ärztekammer Vorarlberg www.arztinvorarlberg.at 14 | ARZT IM LÄNDLE 10-2019
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