AIL Mai 2020

C E T E R U M Am 24. April erschien in den Vorarlberger Nachrichten eine von Univ. Prof. Dr. Peter Bußjäger verfasste Kolumne zum The- ma „Resilienz“. Er kommt darin zum Schluss, dass dieser Be- griff in Bezug auf die staatliche Infrastruktur in den Prüfbe- richten des Rechnungshofes der letzten Jahre kaum beachtet wurde – dies ganz im Gegensatz zu den Begriffen Effizienz, Zu- sammenlegung und Fusion. Jahrelang übten Gesundheitsöko- nomen Kritik an unserem Gesundheitssystem: Es gäbe zu viele Ärztinnen und Ärzte, zu viele Krankenhäuser, zu viele Spitals- betten und hier vor allem zu viele Intensivbetten. Resilienz bzw. Widerstandskraft eines sozialen Systems wird als die größtmögliche Störung verstanden, die das System verkraf- ten kann, ohne dass sich wesentliche Strukturen verändern. Nun, die prognostizierte Überbelastung – in unserem Bundes- land wurde zu Beginn der Pandemie mit 875 stationären CO- VID-Patienten gerechnet (davon 455 in ernstem Gesundheits- zustand, davon wiederum etwa 105 intensivpflichtig mit wahr- scheinlicher Notwendigkeit einer Beatmung) – unseres Ge- sundheitssystems trat bis dato glücklicherweise nicht ein, Vor- arlberg und Österreich hatten sich gut vorbereitet. In kürzester Zeit erfolgte eine Anpassung der gesamten intra- und extramu- ralen medizinischen Infrastruktur.Warum auch immer, imGe- gensatz zu Italien, Spanien, Frankreich oder Großbritannien war der Verlauf der Epidemie in Österreich bislang vergleichs- weise mild. Dennoch machte die sog. Coronakrise allen, der Bevölkerung, der Politik, den Unternehmen, den Medien bewusst, dass eine Zusammenlegung von Spitälern zwar kosteneffizient sein mag, sich in Krisenzeiten jedoch mehrere Standorte zur raschen An- passung an eine drohende Versorgungslage als von großem Vorteil erweisen. Eine Reduktion von Spitalsbetten – insbeson- dere von Intensivbetten – führt im Falle einer derartigen Pan- demie dagegen zu hoher Mortalität. Darüber hinaus wurde uns allen klar, dass lange Transportwege für medizinische Schutz- ausrüstung und Medikamente die Versorgung hochgradig ge- fährden. Die Produktion dieser Güter muss in Zukunft wieder in Österreich, auf jeden Fall aber in Europa erfolgen. Wesentliche Faktoren der Krisenbewältigung und damit der Resilienz des Systems waren und sind eine rasche Reaktion auf sowie eine kreative Anpassung an ein drohendes worst case Scenario, das gegenseitige Verständnis und die Hilfsbereitschaft vieler Akteure im medizinischen und politischen Bereich sowie das Suchen und Finden alternativer Möglichkeiten zur Siche- rung der medizinischen Versorgung. Für die geleistete Arbeit bin ich allen Ärztinnen und Ärzten dankbar. Ihr Präsident OMR Dr. Michael Jonas Welche Bedeutung hat die Resilienz unseres Gesundheitssystems in Bezug auf die SARS-CoV-2-Pandemie? ARZT IM LÄNDLE 05-2020 | 3

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