AIL September 2020

Nun ist also die schon seit längerem intendierte Novellierung des KA-AZG zur Chefsache gemacht worden. Die Landes- hauptleute wollen diese Verschlechterung des Arbeitnehmer- schutzes auf ihrer Konferenz im November beschließen. Zur Erinnerung: vorgesehen ist eine Verkürzung der täglichen Ruhezeit von derzeit mindestens 11 auf 8 Stunden (Vorschlag vor IBIZA 5 Stunden!), sowie die Beibehaltung der derzeit gel- tenden opt-out-Regelung, welche durchschnittliche 55-Stun- denwochen zulässt. Diese Übergangsregelung endet bekannt- lich mit 30. Juni 2021. Die politische Begründung dieser Maßnahme ist natürlich die Aufrechterhaltung der Patientenversorgung bei anstehendem Personalengpass aufgrund der Pensionierungswelle. Man weiß schon sehr lange, dass aus der Babyboomer-Genera- tion in relativ kurzem Zeitraum sehr viele Kolleginnen und Kollegen und mit ihnen enorm viel Berufserfahrung in den Ru- hestand treten werden. In dieser langen Zeit ist den Verant- wortlichen nun als Reaktion nicht viel mehr eingefallen als eine Arbeitzeitverlängerung für jene Berufsgruppe, der man prinzi- piell eine durchschnittliche 48-Stundenwoche zumutet? Diverse Krisen haben dieses Vorhaben der Länder bis dato ver- eitelt, jetzt soll aber offensichtlich entschlossen gehandelt wer- den. Deshalb ist es Chefsache. Zwischenzeitlich wurden wir in einer dieser Krisen – wohl um uns bei Laune zu halten – zu Helden erklärt, worauf wir übri- gens gerne verzichten können. Denn wenn wir schon Helden sein sollten, wären wir es immer. Auch außerhalb von Krisen- zeiten. Aber davon scheint nicht viel geblieben zu sein. Die Landeshauptleute werden sich über jedwede Couleur hin- weg einig sein und den Änderungsvorschlag geschlossen ins Sozialministerium und von dort ins Parlament tragen. Ob man dies, wie beim AZG, mittels Initiativantrag machen wird, um sich nicht allzu lang mit dem Sozialpartner abgeben zu müssen, wird man sehen. In seiner politischen Laufbahn hat Landeshauptmann Markus Wallner seine Erfahrungen mit den Spitalsärztinnen und -ärz- ten gemacht. Die „Helden der Corona-Krise“ werden dieser unzumutbaren und gerade auch vom Land Vorarlberg betrie- benen Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen nicht taten- los zusehen. Die große Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen ist dezidiert nicht gewillt, die derzeit geltenden Arbeitsgrenzen zu über- schreiten. VP Kurienobmann Angestellte Ärzte MR Dr. Hermann Blaßnig Chefsache KA-AZG C E T E R U M ARZT IM LÄNDLE 09-2020 | 3

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY1NjQ=