AIL September 2020

Wie bist du auf die Idee gekom- men, dich für einen Auslands­ einsatz zu melden? Ich hatte schon immer die fixe Vor- stellung, einmal einen Auslands- aufenthalt zu realisieren. Früher wurde die Idee aber definitiv durch einen romantischen Blick verklärt. Im Laufe des Studiums und der konkreten Beschäftigung mit hu- manitärer Arbeit wird man dies- bezüglich kritischer, die Neugier ist aber geblieben. Was musstest du imVorfeld alles abklären, bevor der Einsatz möglich war? Zuerst wollte ich sicher gehen, dass eine Rückkehr zu meinem ge- schätzten Arbeitsplatz möglich war. Danach bemühten mein Freund und ich uns, ein gemeinsames Projekt zu finden. Wie darf man sich den Prozess vorstellen? Wo bewirbt man sich? Wiewird der Einsatzort ausgesucht? Grundsätzlich wären wir gerne mit „Ärzte ohne Grenzen“ unterwegs ge- wesen. Das ist aber als Paar leider nicht möglich. Daher informierten wir uns vor allem bei KollegInnen und bei Bekannten. Ist es möglich sich im Projekt mit unserer medizini- schen Erfahrung sinnvoll zu integrie- ren? Welche Sprachen werden gespro- chen? Mit den Empfehlungen in der Tasche haben wir uns dann direkt per E-Mail an die Klinik- und Abtei- lungsleiter vor Ort gewandt. Wie hast du dich auf den Einsatz vorbereitet? Schon vor der Wahl eines Projektes haben ich und mein Freund in Ham- burg einen Tropenmedizinkurs von drei Monaten absolviert. Direkt vor der Abreise habe ich mich dann online Ärztinnen und Ärzte im Auslandseinsatz Dr. Anna Weigl war von August 2019 bis Jänner 2020 im Ausland in Zentral-Tansania als Ärztin tätig. Im Interview spricht die junge Ärztin über die Zeit in Ostafrika, die Aufgaben und Möglichkeiten während eines Einsatzes, sowie die Vorbereitung und den Ablauf dieser außergewöhnlichen Arbeitsmöglichkeit als Medizinerin. etwas mit der Landessprache Suaheli bekannt gemacht. Zusammen mit ei- nem zweiwöchigen Sprachkurs zu Be- ginn konnte ich mir so ein Basiswis- sen aneignen. Ich besorgte mir sämt- liche Impfungen und hoffte auf eine gute Verträglichkeit der günstigen Va- riante der Malaria-Prophylaxe mit Mefloquin. Initiale Alpträume ver- schwanden erfreulicherweise rasch. Etwas knifflig stellten sich noch die bürokratischen Vorbereitungen heraus, u.a. die Organisation eines passenden Visums. Die dafür nöti- ge Kommunikation mit den dortigen Arbeitgebern war stets herzlich, aber in meinen Augen nicht immer so pro- duktiv wie erhofft – schon ein Vorge- schmack auf die kulturellen Unter- schiede. Einige Details über den Auf- enthalt waren uns direkt vor Reisean- tritt noch nicht hundertprozentig klar. Auch die österreichischen For- malitäten wie z.B. die Anpassung des ärztlichen Status und der Ärztekam- merbeiträge oder die benötigten Ver- sicherungen mussten noch geklärt werden. In welcher Region warst du im Einsatz und für welche Organisation? Wir waren in Ifakara, einem Dorf in Zentral-Tansania, tätig. Das Spi- tal hatte einen Einzugsbereich von ca. 1 Mio. Menschen und wurde teils staatlich, teils von der Diözese ver- waltet. Wie groß war das medizinische Team vor Ort? Welche Einrichtun- gen standen euch zur Verfügung? Es gab eine Notfallambulanz, eine chirurgische Abteilung, eine Gynä- kologie mit Geburtshilfe, eine inne- re Medizin mit provisorischer Inten- sivstation, eine Pädiatrie, eine exter- ne HIV- und Tuberkuloseeinheit und eine Augenambulanz. Ich selbst war mit einer jungen Internistin, zwei All- AUS DER KAMMER Dr. Anna Weigl mit KollegInnen aus unterschiedlichen Disziplinen. 8 | ARZT IM LÄNDLE 09-2020

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