AIL November 2020

Aus dER MEdI Z IN M it körperlicher Aktivität lässt sich das Krebsrisi- ko jedoch deutlich sen- ken. Dieser positive Effekt könn- te besonders stark sein für Sport am Morgen – das ist das zentra- le Ergebnis einer aktuellen Stu- die der Abteilung für Epidemiolo- gie am Zentrum für Public Health der MedUni Wien in Zusammen- arbeit mit dem Barcelona Institu- te for Global Health (ISGlobal), die nun im Top-Journal International Journal of Cancer publiziert wurde. Studien zeigen, dass ein mög- licher Zusammenhang zwischen Störfaktoren für unsere zirkadianen Rhythmen, wie z.B. Lichtexposition in der Nacht oder abendlich späte Nahrungsaufnahme, und Krebsri- siko besteht. Weiters haben Studien wiederholt belegt, dass regelmäßige moderate körperliche Aktivität das Krebsrisiko erheblich senken kann. Bis dato ist es jedoch unklar, ob da- bei die Tageszeit, zu der man Sport betreibt, eine Rolle spielt. Morgensport schützt – insbeson- dere späte Chronotypen Erstautor Jakob Weitzer sowie Ko- autorin Kyriaki Papantoniou von der Abteilung für Epidemiologie an der Medizinischen Universität Wien haben in Zusammenarbeit mit der Pompeu Fabra Universi- tät, Barcelona und Manolis Koge- vinas und Gemma Castaño-Vinyals vom Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) die Hypothese untersucht, ob sportliche Aktivitä- ten am Morgen das Prostata- und Brustkrebsrisiko möglicherwei- se stärker senken kann als sportli- che Aktivität die zu anderen Tages- zeitpunkten stattfinden. Die Hypo- these beruhte auf Ergebnissen einer experimentellen Studie, in der ge- zeigt werden konnte, dass körper- liche Aktivität am Nachmittag oder am Abend den Melatonin-Rhyth- mus zeitlich nach hinten verschie- ben kann. Das Hormon Melatonin wird vom menschlichen Körper haupt- sächlich in der Nacht produziert und wurde in einigen Studien mit einem geringeren Krebsrisiko in Verbindung gesetzt. Das Team von Wissenschaftle- rInnen hat bei 2.795 TeilnehmerIn- nen der populationsbasierten Mul- ti-Fall-Kontroll-Studie (MCC- Spain) diese Fragestellung unter- sucht. Sie konnten zeigen, dass der schützende Effekt von Sport auf das Risiko an Prostata- und Brustkrebs zu erkranken möglicherweise am stärksten ist, wenn die körperliche Betätigung morgens von 8-10 Uhr Körperliche Aktivität senkt das Krebsrisiko Die Störung von unseren zirkadianen Rhythmen, ausgelöst durch eine schlechte Abstimmung von Umwelteinflüssen wie zum Beispiel Licht oder Nahrungsaufnahme und unseren internen 24-Stunden-Tagesrhythmen (zirkadiane Rhythmen), ist eine mögliche Ursache für Krebs. stattfindet. Bei Männern war dieser Effekt allerdings ähnlich stark auch bei regelmäßiger sportlicher Betäti- gung am Abend (19-23 Uhr). Der Chronotyp der Teilneh- merInnen, also die Präferenzen für Schlaf und Aktivität zu einer be- stimmten Uhrzeit, beeinflusste die Ergebnisse ebenfalls: Morgensport (8-10 Uhr) schien besonders gut für TeilnehmerInnen zu sein, die prinzipiell lieber gegen Abend ak- tiv sind – sogenannte „Eulen“ oder späte Chronotypen. „Der Zeit- punkt der körperlichen Aktivität kann sich offensichtlich auf den Sexualhormon- und Melatonin- rhythmus auswirken sowie auf den Nährstoffmetabolismus. Das könn- te unsere Ergebnisse erklären“, be- tonen die ForscherInnen. „Aufgrund dieser neuartigen Einsichten kann zwar noch nicht genau gesagt werden zu welcher Tageszeit man am besten körper- lich aktiv ist um sein Krebsrisiko optimal zu senken, jedoch gilt ge- nerell, dass man sein Krebsrisi- ko erheblich senken kann indem man einfach zumindest 150 Minu- ten moderater körperlicher Aktivi- tät pro Woche in den Alltag einflie- ßen lässt.“ ÄRZTE & ÄRZTINNEN IN VORARLBERG Die offizielle Facebook-Gruppe der Ärzteschaft Vorarlberg. Beitreten und immer auf dem aktuellsten Stand sein! 20 | ARZT IM LÄNDLE 11-2020

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