AiL März 2021

Selten zeigt sich so deutlich wie jetzt, was unsere Gesell- schaft dringend für die Zukunft benötigt. Es geht um größe- re Bilder und einen Blick für ein großes Ganzes. Die COVID- Krise hält uns allen einen Spiegel vor und wir sehen, dass mit der Ich-zuerst-Mentalität die Aggressivität und das Aus- einanderdriften massiv zunimmt. Alleine die Töne, die auf den Demonstrationen gegen die COVID-Maßnahmen an- geschlagen werden, sind bedrohlich. Nach dem Motto „ich lass mir vom Staat nichts sagen“ und „ich denke nur an mich“ wird jedes Denken für Gemeinschaft und Verantwor- tung für andere ad Absurdum geführt. Eine staatliche Ver- ordnung wird zur persönlichen Kränkung. Diese Krän- kungsenergie wird in der Gruppe verstärkt – abgedriftet in die Opferrolle, und dabei vereinnahmt von politischen Inte- ressen, die diese Energie für ihre Ideologie verwenden. Es gilt Gräben zu überwinden und wieder ein gemeinsa- mes Ganzes in den Mittelpunkt zu rücken. Ich sehe das auch als Notwendigkeit für uns Ärzte. Wir tragen eine gemeinsa- me Verantwortung, auch für diese Gesellschaft. Es ist wich- tig, unseren Berufsstand gut zu vertreten und dass wir gute Bedingungen zum Arbeiten vorfinden. Trotzdem gilt es auch manchmal Eigeninteressen abzuwägen und nicht in eine Opferrolle zu fallen. Unter diesem Aspekt freue ich mich besonders über die zur Zeit sehr gute Zusammenarbeit mit der Landesrätin und ihrem Team. Dazu gehört die enge Kooperation beim Impfen aber auch in anderen Fragen, wie die Erweiterung der Testmöglichkeit der Asymptomatischen in den Ordina- tionen oder das Einbeziehen von Ärzt*innen in das Infek- tionsteam. Die nächsten Monate werden uns allen noch viel abver- langen. Das „normale Leben“ wird noch auf sich warten las- sen und vieles bleibt nicht planbar: Mutationen, die Mitar- beit bei Lockdown Maßnahmen, die Bereitschaft sich impfen zu lassen, etc. Tagtäglich erleben wir, dass die eigent- liche Herausforderung in der Pandemie das schnelle Reagie- ren auf neue Realitäten ist. Wir werden alle ein ganzes Stück Aufbau nach der Pan- demie leisten müssen, wirtschaftlich, menschlich, gesell- schaftlich. Ich wünsche uns eine gute Portion an Energie, die zu- packt und ohne Selbstmitleid und wesentlich am Gelingen der Zukunft beiträgt. Immer wieder sehen wir engagierte Kolleg*innen, die bereit sind, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Ein besonderes Beispiel ist Siegi Hartmann, der eine Initiative zur Motivation zur Impfung regional gestartet hat. Ich vertraue darauf, dass wir Ärzte einen Blick für die Anderen und für ein Miteinander behalten. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag. VP Kurienobmann Niedergelassene Ärzte MR Dr. BurkhardWalla Gesamtschau C E T E R U M Arzt im LändLe 03-2021 | 3

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