Für ein heilsames Miteinander - Buch 1: Expedition in neue Felder
54 55 6_ Verlangsamung Im Dialog wollen wir unserem automatischen gedanklichen und emo- tionellen Muster auf die Schliche kommen. Ohne Verlangsamungspro- zess sind wir dazu kaum in der Lage. 7_ Annahmen und Bewertungen „suspendieren“ Unsere individuell unterschiedlichen Glaubenssätze, Interpretationen und Annahmen liefern den Zündstoff für endlose Missverständnisse und Konflikte. Im Dialog üben wir, unsere Annahmen und Bewertun- gen offenzulegen und in der Schwebe zu halten. 8_ Produktives Plädieren Dies ist eine Einladung dazu, die Wurzeln meines Denkens und Fühlens auszusprechen. Ich benenne also nicht nur das „Endprodukt“ (ein Statement), sondern auch die Annahmen, Bewertungen, Vorurteile sowie Beobachtungen, die mich dazu geführt haben. 9_ Eine erkundende Haltung üben Ich gebe meine Rolle als WissendeR auf und entwickle echtes Interes- se an dem, was anders ist als ich bereits kenne. Damit ist eine Haltung von Neugier, Achtsamkeit und Bescheidenheit gemeint: „Ich weiß nicht, doch ich möchte gerne darüber erfahren“. 10_ Den Beobachter beobachten Dies bedeutet, dass ich mich im Dialogprozess selbst beobachte und mich darum bemühe, mir meiner eigenen Denk-, Gefühls- und Reak- tionsmuster bewusst zu werden. Wir möchten besonders auf die Forscher und Gründer des Dialogs, auf David Bohm und William Isaacs, hinweisen. Die WegbereiterInnen für den deutschen Sprachraum sind Martina und Johannes Hartkemeyer sowie Freeman Dorothy. In den Dokumentationen finden Sie viele Hin- weise zum Dialog. DER DIALOG Einfach Zuhören Wenn wir jemandem beim Reden unterbrechen, um ihn wissen zu lassen, dass wir ihn verstehen, lenken wir damit die Aufmerksamkeit auf uns. Solange wir zuhören, weiß unser Gesprächspartner, dass wir Anteil nehmen. Viele krebskranke Menschen betonen, welche Erleich- terung es für sie bedeutet, wenn ihnen jemand einfach zuhört. Ich habe sogar gelernt, weinenden Menschen zu antworten, indem ich zuhöre. Früher habe ich in solchen Situationen immer zum Taschen- tuch gegriffen, bis ich eines Tages begriff, dass dies auch eine Art war, mein Gegenüber zum Schweigen zu bringen und aus seiner Trauer zu reißen. Inzwischen höre ich einfach zu. Wenn die betreffende Person sich ausgeweint hat, bin ich für sie da. Aus: Kitchen Table Wisdom von Rachel Naomi Remen ZEHN KERNFÄHIGKEITEN IM DIALOG NACH FREEMAN DHORITY 1_ Die Haltung eines Lernenden verkörpern Diese Fähigkeit ermöglicht es uns, wieder neugierig zu sein und unse- re kulturelle Konditionierung, als Wissende aufzutreten, abzulegen. Der Zen-Meister Shunryu Suzuki hat es folgendermaßen formuliert: „Im Anfängergeist gibt es viele Möglichkeiten. Im Geist des Experten gibt es wenige“. 2_ Radikaler Respekt Respekt heißt für uns, die andere Person in ihremWesen als legitim anzuerkennen. Respekt ist aktiver als Toleranz: ich bemühe mich dar- um, die Welt aus der Perspektive des anderen zu betrachten. 3_ Offenheit Dies bedeutet, die Bereitschaft mitzubringen, offen zu sein für neue Ideen, andere Perspektiven, offen dafür, lang gehegte Annahmen in Frage zu stellen. 4_ Sprich von Herzen Damit ist gemeint, dass ich von dem spreche, was mir wirklich wichtig ist, mich wesentlich angeht. Ich rede nicht, um rhetorisch zu brillie- ren, zu theoretisieren, einen Vortrag zu halten. Ich fasse mich kurz. 5_ Zuhören Hier geht es um qualitatives Zuhören: das heißt, ich lausche dem anderen so vorbehaltslos wie möglich, sowie mit empathischer Zu- gewandtheit, welche die/ den SprechendeN einlädt, ihre/seine eigene Welt vertrauensvoll sichtbar zu machen. Gesundheit gedeiht mit der Freude am Leben Dialog Herausfinden Fragen Miteinander teilen Gleich Respekt, Achtung Zuhören Neue Möglichkeiten erkennen Debatte Wissen Antworten Gewinnen oder verlieren Ungleich Macht Eine Sache beweisen Eine Position verteidigen Strategie spiegelt Haltung Strategie spiegelt Haltung METHODEN UND WERKZEUGE FÜR KOLLEKTIVE INTELLIGENZ
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