Für ein heilsames Miteinander - Buch 2: Feldstecher
14 15 Das Kernteam der Ärztekammer hatte vor Monaten mit den Vorbe- reitungen für diese Tage begonnen; mit der internen Unterstützung des Präsidenten, Michael Jonas, und der externen Prozessbegleitung, Karin Metzler. Das Kernteam, Ärztinnen und Ärzte, die in der Ärztekammer etwas be- wegen sowie der Kammeramtsdirektor, geben ein paar Einblicke und offene Fragen aus dem vorangegangenen Prozess: „Wir hatten zwar alle eine Strategie im Hinterkopf, aber sie ist bisher kaummiteinander vereinbart worden.“ „Es gibt viele offene Fragen zur Rolle, den Aufgaben und der Verant- wortung der Ärztekammer Vorarlberg. Wird die Kammer nur als eine lästige Blockiererin wahrgenommen?“ „Wir sind in einem Strategieprozess. Eine Strategie braucht eine ge- meinsam getragene Vision.“ „Wir wollen nicht nur standespolitische Interessen vertreten, sondern unser Wissen und unsere Erfahrungen zum Thema Gesundheit ver- mehrt in die Gesellschaft einbringen.“ „Haben wir einen Auftrag uns gesellschaftspolitisch einzumischen?“ „Wir wollen uns auf eine breitere Basis stellen.“ „Die Begeisterung für unseren Beruf geht den Bach runter.“ „Im Moment ändert sich sehr, sehr viel.“ „Die Frage der Identität muss sich auch eine Organisation stellen. Wer sind wir? Sind wir das Sprachrohr der Ärzteschaft?“ „Was ist als Ärztekammer unsere erweiterte Rolle?“ FILM Im Rahmen des Prozesses wurde ein Video zu Fragen der Identität der Ärztekammer erstellt: Wer sind wir und woher kommen wir? Ein Appell des Präsidenten Michael Jonas steht am Ende des Films und am Beginn dieser Visionstage: „Wohin gehen wir als Ärztekammer Vorarl- berg? Das, was wir heute gestalten ist morgen Zukunft.“ Spannende Information ist unter anderem die kurze Perspektive der beeindruckenden gesundheitspolitischen historischen Entwicklung. Im Jahr 1950 gab es insgesamt 204 Ärzte in Vorarlberg. Heute, 2015, sind es 1‘542 Ärztinnen und Ärzte. IMPULSE UND INSPIRATIONEN „Ewiges Leben auf der Alp – eine Vision?“ Die Direktorin der Inatura Vorarlberg erzählt lebendig und enga- giert von der Alpenrose, die mehrere 100 Jahre alt werden kann, vom Hexenring, der ebenfalls an die 70 Jahre alt wird und von Urwiesen, die mehr als 1’000 Jahre alt sind. Die Biologin weist darauf hin, dass beispielsweise die AMA eines Tages begann, Futterflächen zu über- fliegen, um sie zu vermessen. Somit wurden Felsen, Bäume, Bäche etc. von der zu bewirtschafteten Alpfläche abgezogen. Alpflächen wurden in der Folge zu Nutzflächen gerodet. Das wertvolle ewige Leben und die Ressourcen auf der Alp wurden und werden zerstört. Dieses Bei- spiel soll den Kreislauf eines jahrtausende lang gewachsenen Orga- nismus zeigen. Und wie rasch alles zerstört werden kann, wenn wir unser Wissen nicht vernetzen. Der Mensch greift immer mehr und mehr in die Natur ein. Die Kosten für die Reparatur sind weit größer als der kurzfristige, scheinbare Gewinn. Tausende Jahre altes Leben wird vernichtet. Unwiderbringlicher Verlust von Diversität. Vision: In- terdisziplinäre Vernetzung. Großflächig und in der Tiefe Wissen teilen. Miteinander reden und denken VOR dem Tun. „Zukunft ist in der Vergangenheit angelegt. Zukunft braucht die Herkunft“ „Eine Dramaturgie gehe immer vom Ende aus“, meint Michael Worsch und: „Am Anfang steht die Problemstellung, in der Mitte der Prozess und am Ende kommen die neuen Erkenntnisse.“ Michael Worsch zitiert Aristoteles „Die Seele denkt nie ohne Bild“ und weist darauf hin, dass eine Vision kein Wunschzettel ist. Eine Vision ist Bewusstsein. Ahnungsbewusstsein. Die Zukunft ist bereits in der Vergangenheit angelegt. Beim Schreiben wird vom Ende her gefragt: Woran merken Menschen, dass der Konflikt gelöst ist? Wie fühlt sich das an? Wie äussert sich das im Handeln? Als Beispiel nennt er das Thema „Freiheit“. Woran merkt jemand, dass er frei ist? Ruth Swoboda, Biologin und Zoologin Michael Worsch, Regisseur und Psychotherapeut Visionstage eins Visionstage eins
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY1NjQ=