Für ein heilsames Miteinander - Buch 2: Feldstecher
158 159 Denkanstöße: Zeit- und Termindruck im Arztalltag aufgrund stark gestiegener Inanspruch- nahme durch die Bevölkerung – Angst und Verunsicherung durch ein Zuviel an Information – Förderung der haus- medizinischen Eigenkompetenz in der Bevölkerung auch für Ärzteschaft wün- schenswert - der emanzipierte Patient als der beste Patient - Einbeziehung der Gesundheitsberufe in die politischen Entscheidungsprozesse zumWohl der Allgemeinheit Frage: Was denkst du zu Partnerschaft und Gleichberechtigung zwischen ÄrztInnen und PatientInnen? Dr. Metzler: Für mich ist der emanzipierte Patient, der sich auf gleicher Augenhöhe wie der Arzt sieht, der beste Patient. Wir müssen kooperieren, der Patient muss verstehen, was warummit ihm geschieht, nur dann kann er motiviert sein, gut mitzumachen und die Empfehlungen eines behandelnden Arztes auch umsetzen. Alles was hier mit einem Gefälle zu tun hat, lehne ich ab. Ich sehe heute den Arzt als Dienstleister, nicht anders zu bewer- ten als andere Dienstleister in unserer Gesellschaft. Ärztekammer für ein heilsames Miteinander Visionen konkretisieren. Visionen realisieren. – Gespräche aus dem Visionsprozess Im Gespräch Die Ärztekammer für Vorarlberg befindet sich in einem Visionsprozess, der vom Wunsch ihrer Mitglieder getragen ist, einen verstärkten Beitrag zu einer finan- zierbaren und ganzheitlichen Gesundheitspolitik zu leisten. In der Reihe „Im Gespräch“ kommen monatlich einzelne Teilnehmer/innen des interdisziplinär ge- stalteten Prozesses zu Wort. Im siebten Teil befindet sich DGKS Elke Kovatsch, MSc und Bereichsleiterin im LKH Rankweil, im Gespräch mit Mag. Karin Metzler: DGKS Elke Kovatsch, MSc INTERDISZIPLINARITÄT LEBEN Frage: Elke, was hat dich bewegt, bei die- sem Visionsprozess teilzunehmen? Elke Kovatsch : Die Ärztekammer hat mich eingeladen, als berufsfremde, aber doch im Gesundheitsbereich tätige Person mit- zuarbeiten. Für mich ist es sehr essentiell, dass im Gesundheitssystem Interdiszipli- narität gelebt wird und nicht nur eine Be- rufsgruppe entscheidet, was Gesundheit ist oder was Gesundheit ausmacht. Es ist immer ein Zusammenspiel von allen – und ganz besonders auch des Patienten bzw. der Patientin. Der Patient selbst kennt sich ja am besten und hat ein Gespür dafür, was er braucht. Hier mitwirken zu können, dieses System vielleicht etwas zu ändern oder zu verbessern, finde ich eine tolle Chance, aber auch eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Frage: Wenn du jetzt anpacken könntest im Gesundheitssystem, z.B. als Gesund- heitslandesrätin, was wären dann deine Themen, wo würdest du anfangen? Elke Kovatsch: Für mich absolut vorrangig wäre die Einbeziehung der Vertreter und Vertreterinnen ALLER Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich inkl. der Patien- tenvertretungen. Derzeit erlebe ich es so, dass die verschie- denen Professionen einzeln befragt bzw. zu Gesprächen eingeladen werden. Um aber ein Gesamtbild zu erhalten, würde ich zusätzlich Raum für gemeinsame Diskussionen, für Austausch mit den ver- schiedenen Professionen zu Gesundheits- themen schaffen (Was haben wir schon und was brauchen wir wirklich?). Die meisten politischen Vertreter kommen ja nicht aus den Gesundheitsberufen und haben daher wenig bis keine Fachkenntnis. Aber leider werden die Experten häufig außen vor gelassen. Frage: In der Landeszielsteuerungskom- mission sind die Gesundheitsberufe kaum vertreten. Wie sieht es hier mit der Pflege aus und was machst du konkret? Elke Kovatsch: Ich habe im LKH-Rankweil eine bereichsleitende Funktion und bin außerdem im Vorstand des Österreichi- schen Gesundheits- und Krankenpflege- verbandes und somit auch berufspolitisch unterwegs. In der Landeszielsteuerungs- kommission bin ich aber nicht Mitglied, und ich finde es schade, dass die Pflege hier nicht besser vertreten ist. Natürlich ist der wirtschaftliche Aspekt für ein solches Gremium wichtig, aber auch die Fachkompetenz sollte miteinbezogen werden, weil wir hohe Kompetenz haben zu beurteilen, was im Sinne einer Gesund- heitsförderung notwendig ist. Frage: Hast du eine Idee, warum auch die Ärzte nicht vertreten sind? Elke Kovatsch: Ich könnte mir vorstellen, dass das an den öffentlichen Diskussionen der letzten Jahre liegt. Die Ärzte sind dabei oft dadurch aufgefallen, was alles nicht geht und was sie selber nicht wollen. Ich hatte häufig den Eindruck, dass ihre persönlichen Anliegen im Vordergrund stehen und nicht so sehr die Anliegen der Patienten. Auch in der Wahrnehmung von zahlreichen Personen aus meinem Bekanntenkreis ist des Öfteren der Ein- druck entstanden, dass es für die Ärzte vor allem um ihr Einkommen gehe. Das braucht es natürlich auch und ist genauso wichtig. Aber wenn man immer die eigene Unzufriedenheit präsentiert, entsteht ein negatives Bild. Wenn man jetzt also eine Zielsteuerungskommission besetzen möchte, will man sich vielleicht nicht Leute hereinholen, die vor allem betonen, was alles nicht geht, auch wenn ihre Fach- kompetenz wichtig wäre. Denkanstöße: Interdisziplinarität leben im Gesundheits- bereich – Einbeziehung aller Gesundheits- berufe inkl. der Patientenvertretungen – alle gemeinsam diskutieren Gesund- heitsthemen – gemeinsames Hinschauen, was braucht es wirklich – Einbeziehung der Sachkompetenz der Pflegeberufe und der Ärzteschaft in der Landeszielsteue- rungskommission wäre ein Gewinn für die Politik Arzt im Ländle 08-2016 Arzt im Ländle 07-2016
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