Für ein heilsames Miteinander - Buch 2: Feldstecher
162 163 Ärztekammer für ein heilsames Miteinander Visionsklausur der Ärztekammer für Vorarlberg am 20./21.10.2016 Mit dem Ziel sich zukünftig stärker in einem gesundheitspolitischen Dialog zu engagieren hat die Ärztekammer für Vorarlberg ihre Mitglieder am 21. und 22. Oktober 2016 zu ihrem dritten Visionstag geladen. Auf Grundlage der bisherigen Ergebnisse wurden nunmehr speziell zu den Themenkreisen „Vernetzung“ und „Mentoring“ konkrete Umsetzungsschritte erarbeitet. Auch dieser Visionstag war wiederum von einem offenen und sehr innovativen Geist geprägt und wurde vom Prozessentwicklungsbüro Metzler/Partner gemeinsammit einem Kernteam der Ärztekammer professionell begleitet. Aus der Kammer Wie sieht eine zukunftsweisende Standortbestimmung der Ärztekammer aus, was sind ihre Aufgaben angesichts einer sich in der Krise befindenden Gesundheitspolitik, wie können wir uns verstärkt in einen gesundheitspolitischen Dialog einbringen, wo liegen Freude und Sinn im Arztberuf heute und morgen, können wir als Ärztekammer eine verantwortungsvolle Vor-Reiter-Rolle in der Gesundheitspolitik übernehmen? Diese Fragen waren Ausgangspunkt des im April 2015 begonnen Visionsprozesses der Ärztekammer für Vorarlberg. Hauptthema dieses Visionstages, zu dem auch wiederum Personen aus allen Bereichen des Alltags eingeladen waren, bildete die bisherige Arbeit der zwei Entwicklungskreise „Innere Versöhnung“ und „Mentoring“. Nach 3 spannenden Impulsreferaten zu den „Themen Men- toring in der Wirtschaft“, „politische Erfahrungen zu Fragen der Vernetzung“ und „Glück und Zeit“ eingangs des Visionstages wurde das, was an Gedanken und Vorstellungen existiert, dann in einem breiteren Nachdenkprozess offen gelegt und gemeinsam weiter entwickelt. Entwicklungskreise „Innere Versöhnung“ und „Mentoring“ Themen des Entwicklungskreises „Innere Versöhnung“ sind Wertschätzung, Verständnis untereinander und alles das, was zu einer freundschaftlichen Verbundenheit unter einer Ärzte- gemeinschaft beitragen kann. Die TeilnehmerInnen gingen dann im einzelnen folgenden Fragen nach: — Was macht ein Netzwerk attraktiv? — Wie entstehen spannende Netzwerke, wie wird ein Feuer entfacht?“ — Was ist dem inneren Zusammenhalt einer Gemeinschaft dienlich? — Was bringt gegenseitige Unterstützung, Leichtigkeit und Freude? Ziel dieser Vernetzung soll sein, die Freude am Beruf zu fördern und zu erhalten. Freude soll vor allem auch im Alltag existieren und durch ein gutes optimiertes Netzwerk gestützt werden. In der Umsetzung der „Vernetzung“ geht es vor allem darum, wie eine Kultur der Offenheit gelebt und der fachübergreifende Austausch gefördert werden kann. Mit einer Vielseitigkeit der Netzwerkaktivitäten (Sport, Familie, fachlicher Inhalt, interdiszi- plinär...) soll Kennenlernen und Vertrauen gestärkt werden. Der Start ist das Erfassen und Einbinden bereits bestehender Strukturen und Gruppen aus den unterschiedlichen Fachrichtun- gen. Beim Mentoring stellten sich zusätzlich Kernfragen wie: — Wie kann ein - speziell auch auf die Strukturen unseres Landes abgestimmtes - Mentoring-Modell aussehen? — Wie finden wir und wie finden sich Mentoren und Mentees — Wie soll das klassische Mentoring angepasst sein, damit es die ursprüngliche Vision (Freunde und Leidenschaft am Beruf vermitteln, sich gegenseitig unterstützen) stärkt? — Auf großen Anklang trafen viele „Vorarlberger Ideen bzw. Spezialitäten“, die im kommenden Jahr weiterentwickelt werden sollen. Alles in allem war die dichte, höchst konzentrierte und intelligent konzertierte Lernatmosphäre spürbar. „Denn das kleine Glück ist vor allem eine Sichtweise auf Dinge, die veränderbar sind“. Ärztekammer für ein heilsames Miteinander Visionen konkretisieren. Visionen realisieren. – Gespräche aus dem Visionsprozess Aus der Kammer Die Ärztekammer für Vorarlberg befindet sich seit mehr als eineinhalb Jahren in einem professionell begleiteten Visionsprozess, bei dem sich engagierte Mitglie- der gemeinsammit externen Personen Gedanken über die Rolle der Ärztekammer und über die zukünftige Gesundheitspolitik machen. In der Reihe „Im Gespräch“ kamen im Laufe des vergangenen Jahres einzelne ProzessteilnehmerInnen sowie die Prozessleiterin Mag. Karin Metzler zu Wort. Im abschließenden Interview der Reihe schildert Präsident Dr. Michael Jonas seine Eindrücke vom Prozess und spricht über dessen Bedeutung. Mit Dr. Michael Jonas sprach Prozessbeobachte- rin Brigitta Soraperra. Dr. Michael Jonas Von den rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden Erkennt- nisse und Erfahrungen aus den Entwicklungskreisen in dialogischer Haltung ausgetauscht. DAS KREATIVE POTENTIAL IST ENORM Frage: Herr Dr. Jonas Sie tragen als Prä- sident der ÄK maßgeblich den Visionspro- zess, haben ihn gemeinsammit Burkhard Walla sogar initiiert. Was waren Ihre Beweggründe? Dr. Michael Jonas: Ein wesentlicher Gesetzesauftrag der Ärztekammer ist die Vertretung der beruflichen Interessen der Ärzteschaft. Dabei ist neben einer Analyse der aktuellen medizinischen Ver- sorgung der Bevölkerung und der ärztlichen Arbeitsbedingungen ein Blick in die Zukunft notwendig. Das war ein wesentlicher Beweggrund für den Start des Visionsprozesses. Zudem betreffen gesellschaftliche Veränderungen auch unsere künftigen Arbeitsbedingungen. Wir möchten die Erwartungshaltungen der jungen Kolleginnen und Kollegen bezüglich ihrer Berufsausübung kennen- lernen und uns als Berufsvertretung daran orientieren. Das ist wiederum für die künftige ärztliche Versorgung der Bevölkerung relevant. Und weil ärztliches Handeln von vielen Faktoren abhängig ist, allen voran von der Erwartungshaltung unserer Patienten, der Bevölkerung und damit den Finanziers des Gesundheits- systems, war uns ein gesellschaftlicher Spiegel im Prozess wichtig, was durch dessen Interdisziplinarität gegeben ist. Frage: Welche Ausgangsfrage oder - fragen stand/standen für Sie am Beginn? Dr. Michael Jonas: Wir befinden uns in einer gesellschaftlichen Umbruchspha- se, von der auch das Gesundheitswesen betroffen ist. Der Optimismus früherer Jahre ist einer Skepsis gewichen. Verant- wortungsträger der Politik, Wirtschaft, Sozialversicherungen und viele andere Interessierte stellen Überlegungen zum Beruf des Arztes an und möchten unsere Arbeit beeinflussen. Für uns stellt sich die Frage, ob es dabei eine Schnittmenge gibt mit unseren Vorstellungen und Erfah- rungen und wie es mit den Vorstellungen zum Beruf beim ärztlichen Nachwuchs aussieht. Dem politischen Interesse, die Ärztekammer aus dem gesundheitspoliti- schen Prozess zurückzudrängen, wollen wir mit diesem Prozess entgegentreten. Frage: Was waren/sind Ihre Erwartun- gen? Dr. Michael Jonas: Der Arztberuf ist viel- seitig. Daher gibt es verschiedene ärzt- liche Arbeitswelten. Die Information über diese Arbeitswelten und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses war und ist uns wichtig. Und ganz besonders wichtig ist uns, das Interesse am gesund- heitspolitischen Diskurs in der Kollegen- schaft und beim ärztlichen Nachwuchs zu fördern. Auch der Austausch mit anderen Gesundheitsberufen und gesundheitspoli- tisch interessierten Bevölkerungsgrup- pen liegt uns am Herzen. Unsere bisherige Erfahrung zeigte, dass dies im Rahmen der üblichen Kammervertretung nur bedingt möglich ist. Daher war uns ein neuer, kreativer Ansatz, der neugierig macht und losgelöst von der Routine- arbeit stattfindet, willkommen. Frage: Gibt es unterschiedliche Erwartun- gen innerhalb der Ärztekammer? Dr. Michael Jonas: Selbstverständlich ja. Dies hängt einerseits mit der ärztli- chen Fachrichtung, andererseits mit der Tätigkeit als Spitalsarzt oder als nieder- gelassener Arzt, der Ausbildungstätigkeit usw. zusammen. Daher war am Beginn wesentlich, dass wir das Verbindende erarbeiten und uns auf gemeinsame Pro- jekte verständigen. Frage: Wie haben Sie den Prozess bisher erlebt? Was sind Highlights, was Heraus- forderungen? Dr. Michael Jonas: Für mich verlief der Prozess außerordentlich positiv. High- lights waren sicher die drei Visionsklausu- ren. Klar erkennbar ist der Wille bei allen, Trennendes zugunsten der Gemeinschaft und des gesellschaftlichen Gemeinwohls zu überwinden. Herausfordernd und zugleich hochinteressant und anregend sind die zahlreichen Impulse aus der Gesellschaft und der Kollegenschaft, es zeichnen sich interessante Netzwerke ab. ››› Hinweis: In den nächsten Ausgaben des „Arzt im Ländle“ erfolgen weitere Informationen zum Visionstag mit Interviews, literarischer Blickwinkel usw. Arzt im Ländle 11-2016 Arzt im Ländle 12-2016
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