Für ein heilsames Miteinander - Buch 2: Feldstecher

182 183 Für ein heilsames Miteinander Gemeinsame Anliegen der Gesund- heitsberufe in gesundheitspolitisch herausfordernden Zeiten Der Visionsprozess der Ärztekammer Vorarlberg hat seit seinem Beginn vor drei Jahren verschiedene Arbeitsgruppen hervorgebracht, sogenannte Entwicklungs- kreise, die sich unterschiedlichen Aufgaben, Themen- und Handlungsfeldern wid- men. Über die Aktivitäten der Entwicklungskreise „ÄrztInnen gemeinsam unter- wegs“ und „Mentoring“ wurde an dieser Stelle bereits des Öfteren berichtet. Nicht minder aktiv ist aber seit einiger Zeit auch die Gruppe „Soziales Gestalten“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, „für ein heilsames Miteinander“ ein interdisziplinäres Netzwerk aus den verschiedenen Gesundheitsberufen in Vorarlberg aufzubauen. von Brigitta Soraperra Arzt im Ländle 12-2018 Impulsgeber für Vernetzung Altpolitiker Erwin Mohr, Obmann des Senioren- bundes und Ratgeber für die Vernetzung der Gesundheitsberufe Aus dem Visionsprozess In unregelmäßigen Abständen treffen sich dazu Menschen aus den verschiedenen Gesundheitsberufen. Die Bereiche Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Kranken- pflege, Psychotherapie und Sozialarbeit sind vertreten und MitarbeiterInnen aus Institutionen wie aks, ProMente, Maria Ebene, Caritas und ifs tauschen sich mit den MedizinerInnen aus – informell. Neben der zentralen Fragestellung, wie eine gute Zusammenarbeit zumWohle der Pa- tientInnen gelingen kann, geht es bei – und mit – diesen Treffen darum, Einblicke in die Tätigkeiten der anderen zu bekommen. Auch werden aktuelle Problemfelder und Her- ausforderungen der einzelnen Gesundheitsberufe thematisiert, miteinander reflektiert und im Hinblick auf Lösungen diskutiert. Diese Austauschabende bilden ein absolutes Novum, ein Pionierprojekt, das es so im Land noch nicht gegeben hat und das auch erst am Anfang steht. Von Seiten der Ärztekammer ist der Entwicklungskreis „Soziales Ge- stalten“ mit Kammerpräsident Michael Jonas, Kammervizepräsident Burkhard Walla und Bettina Grager, Oberärztin für Psychiatrie am LKH Rankweil und kammerinterne Leiterin des Visionsprozesses, prominent besetzt. Geleitet wird diese Kerngruppe von Pflege- direktorin Elke Kovatsch aus dem LKH Rankweil. Beim letzten interdisziplinären Treffen im September 2018 bildete die von der Regie- rung geplante große Umstrukturierung der Versicherungsträger das zentrale Thema. Was bringt das neue „Sozialversicherungs-Organisationsgesetz“ für einen Nutzen, was „kosten“ die Umstrukturierungen, wo „liegt der Hund begraben“, wo sind die Vorteile? Fragen über Fragen, die miteinander diskutiert worden sind. Den Fragen auf den Grund gegangen sind damit die Betroffenen vor Ort. Man erkannte, dass nahezu alle Gesund- heitsberufe in Vorarlberg ähnliche Befürchtungen zur Zentralisierung und zu den Kassenzusammenlegungen haben und überlegte, was man im Miteinander tun könnte. Ergebnis bildeten zwei gemeinsame Diskussionsabende im Oktober und November mit den politisch Verantwortlichen der Regierungsparteien aus Vorarlberg, die Mitte Dezember den Gesetzesentwurf im Nationalrat mitbeschließen werden. Ihnen sollte verdeutlicht werden, wie sich die geplanten Veränderungen auf die jeweiligen Berufs- stände auswirken. Die National- und Bundesräte Norbert Sieber und Karlheinz Kopf von der ÖVP sowie Reinhard Bösch und Christoph Längle von der FPÖ zeigten sich höchst überrascht, dass in der Ärztekammer auch StandesvertreterInnen anderer Gesund- heitsberufe anzutreffen sind. Es kann nur gehofft werden, dass sie deren Ängste und Argumente gehört haben und mit in die Bundeshauptstadt tragen werden. Rückblick auf das zweite interdiszi- plinäre Netzwerktreffen der Gesundheitsberufe am 11. Oktober 2017 im WIFI Dornbirn Eine Initiative im Rahmen des Visionsprozesses der Vorarlberger Ärztekammer Statements der Gesundheitsberufe Arzt im Ländle 12-2018 Welche Auswirkungen und Veränderungen sehen Sie für Ihre Berufsgruppe im Zusammenhang mit der von der Regierung geplanten Reform der Sozialversicherungsträger? „Im wesentlichen sind es drei große Themen: Leistungsharmonisierung: In Vorarlberg sind die Tarife gegenüber den östlichen Bundesländern hoch. Dies ist den Lebenserhaltungskosten und den Praxiskosten geschuldet. In Vorarlberg sind 80 Prozent aller Praxen Wahlpraxen. Sollte nun eine Leistungsharmonisierung nach unten erfolgen, würden sich die Selbstbehalte für den Patienten drastisch erhöhen. Eine Leistungsharmonisierung, welche sich nach unten orientiert, würde zwangsläufig zur Niederlegung der Kassenpraxen führen. Dies würde bedeuten, dass die Physiotherapie zu einem Luxusartikel wird, welcher nicht mehr von allen Patienten in Anspruch genommen werden kann. Die Bewilligungsverfahren können nur komplizierter werden und länger andauern. Dies, da nun ja eine Kasse die Arbeit von vielen Kassen übernehmen soll.“ Martin Steiner Physiotherapeut mit freier Praxis in Bregenz, Obmann Stellvertreter, Physio Austria Vorarlberg und MTD Delegierter ››› Martin Steiner — — —

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