Für ein heilsames Miteinander - Buch 1: Expedition in neue Felder
168 169 Ausblick Ausblick system gut erfüllen. Daneben kann die Standesvertretung nach außen in Wirklichkeit nur eine innerlich gestärkte und geeinte Ärzteschaft vertreten. Neben den Treffen, die im Entwicklungskreis bereits organisiert und auch weiterhin geplant sind, ist bei den niedergelassenen Ärzten eine Kluft zwischen Allgemeinmedizin und Facharztmedizin sehr deut- lich geworden. Wir beschreiten einen neuen Weg und versuchen mit externer Begleitung gemeinsam die Probleme zu analysieren und Lösungsansätze für Sachfragen zu finden, Austausch und gegenseiti- ges Verstehen zu fördern. Die Haltung, die wir in den Dialogen erler- nen konnten, nämlich die des radikalen Respekts vor dem Anderen, ist eine, die wir in den unterschiedlichen Gruppen von Ärzten zueinander brauchen. Die Vernetzung der verschiedenen in der Gesundheitsversor- gung der Bevölkerung tätigen Berufe in einem Netzwerk hat gezeigt, dass wir in vielen Bereichen sehr ähnliche Interessen und Bedürfnisse haben. Der Austausch untereinander bedeutet auch eine deutliche Stärkung der Gesundheitsdiensteanbieter (ein schrecklicher Begriff, der aber als Fachterminus in Österreich eingeführt wurde) gegen- über den Zahlern des Gesundheitssystems, die durch Politik und die Kassen vertreten sind. Hier entsteht eine sehr kraftvolle Vernetzung, die für die Zukunft große Bedeutung haben wird. Ein Wunsch, eine Hoffnung ist, dass (neben den Früchten, die bereits jetzt geerntet werden können) das Gelernte und gemeinsam Erarbeitete auch im Sinn des in die Erde gelegten Samens weitertrei- ben und langfristig Blüten und Früchte bringen kann. Es wird weiterhin neben der tagtäglichen Kammerarbeit Raum benötigen, größer zu sehen und weiter zu denken. Diesen Raum schaffen derzeit Bettina Grager und Karin Metzler, denen ich hier auch einen herzlichen Dank aussprechen möchte. Ich wünsche uns allen, dass der Austausch im Kernteam sprudelnde Quelle bleiben kann. DER VISIONSPROZESS. EIN AUSBLICK von Burkhard Walla Wer will dass die Welt so bleibt wie sie ist der will nicht dass sie bleibt. (Erich Fried) Das Einlassen in einen Visionsprozess mit einer für uns Kammerfunk- tionäre neuen Methodik, als Versuch zu definieren, wofür die Ärzte- kammer für Vorarlberg in Zukunft stehen will, was ihre Aufgaben und Betätigungsfelder sind, hat zu einem breiten Reflexionsprozess und in mancher Hinsicht zu neuem Selbstbewusstsein geführt. Besonders hilfreich war dabei, dass sich Menschen aus verschiedensten Gruppen der Bevölkerung, die nicht in einer direkten Beziehung zur Kammer stehen, mit ihrer Außensicht eingebracht haben und auch vermittelt haben, was Aufgabe der Kammer in der Gesellschaft ist. Aus diesem Prozess wurde die Vision entwickelt, dass die Kammer für ein heilsa- mes Miteinander Verantwortung tragen will. Natürlich hat die Ärztekammer auch in Zukunft die gesetzli- che Aufgabe, sich um das Wohl der Ärzte zu kümmern, aber es wurde erkannt, dass diese Aufgabe nur mit einem Blick in größere Zusam- menhänge erfüllt werden kann. Gemeinwohl und eine gesunde Ge- sellschaft, die allen Lebensraum und Lebensgrundlage bietet, müssen nachhaltig von der Kammer mitgestaltet werden. Das, was tagtäglich von jedem einzelnen Arzt in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit gerückt wird, nämlich das Erhalten von Gesundheit seiner Patienten und das Heilen von kranken Menschen, oder das Unterstützen und Begleiten in Krankheit, ist auf die Ebene der Kammer verlagert ihre Aufgabe in und an der Gesellschaft. Gerade in einer Zeit, wo die Politik vermehrt Gräben aufreißt, polarisiert und Neid und Hass zwischen Menschen als taktisches Instrument des Machterhalts verwendet, gilt es auch hinzustehen und für ein lebendiges Miteinander einzutreten. Dieses Bewusstsein und diese Haltung müssen vermutlich immer wieder neu geübt werden, und dennoch sind sie Grundlagen für den Ausblick. Sie werden das Tun und das Handeln dauerhaft beeinflussen. Für den konkreten Ausblick wesentlich sind auch die sich verselbständigenden Entwicklungskreise. Das Thema „Innere Versöhnung“ ist wohl eines der Relevantesten für uns alle. Nur eine Ärzteschaft, die intern geeint ist, kann ihre Aufgaben im Gesundheits-
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