Für ein heilsames Miteinander - Buch 1: Expedition in neue Felder
196 197 in Ich-Botschaften gehalten werden. Wir draußen verfolgen schwei- gend die Diskussion. Die drinnen sind von uns draußen gehalten. Jetzt schaue ich doch in diesen Kreis: Es kommt der Gedanke auf, dass die Struktur des Vernetzens vielleicht gar nicht so wichtig ist sondern das Beginnen. Dass der Eigeninitiative keine Grenzen gesetzt sind, dass aber eine Rückmeldung an die Ärzte- kammer schön wäre. Dass durch Wertschätzung und Offenheit vieles möglich wird. Dass diese Verantwortung allerdings alle Ärzte tragen, nicht nur jene im Netzwerk. Auf allen Gesichtern ist Dankbarkeit zu lesen, die auch am Ton des Gesagten hörbar wird, selbst wenn darauf hingewiesen wird, dass es steinige Böden gibt, wo der Wildwuchs nicht funktioniert und es deshalb einen Kümmerer braucht, der vielleicht auch eine Organisation sein könnte. Kuno Sohm ergänzt von außen: „Wo organisatorische Regelungen fehlen, werden Beziehungen unnötig be- lastet.“ Welche Minimalstruktur braucht es also, damit es einen Schritt weiter geht? Vielleicht braucht es ein Referat für Vernetzungsarbeit in der Kammer, ergänzt Michael Jonas. Und doch werden wir vor der Mittagspause noch angehalten, das kleine Feuer zu achten, uns von der Spontaneität anstecken zu lassen. Zu Mittag setze ich mich an einen der hinteren Tische. Im Mo- ment bin ich gar nicht spontan, sondern müde. Ein Psychiater setzt sich zu mir. Er ist sehr begeistert von diesem Prozess, die Fokussierung auf Achtsamkeit und Wertschätzung seien ihm aus seiner Ausbildung be- kannt. Er fände hier viele Berührungspunkte zu seinem Beruf und er sei froh, dass er teilnähme, wenn auch von einem Familienvater viel ver- langt sei, ein Wochenende zu opfern. Er wurde persönlich eingeladen – und er fände es genial, wie hier so viele Menschen zum Arbeiten ge- bracht würden. Dann setzt sich auch Michael Jonas dazu. Wir bespre- chen meine eingangs erwähnte „Kurvendiskussion“ und den laufenden Prozess. Wir sprechen auch darüber, dass die Arbeit an inneren Haltun- gen schwer messbar sei – am ehesten wohl noch an einem Lächeln. Ein Lächeln drückt so vieles aus: Es geht mir gut. Ich vertraue dir. Ich bin dir wohlgesonnen. Ich sehe, du bist mir wohlgesonnen. Ich freue mich, dich zu sehen. Rote Dahlie. Feld. Schmetterling. Kleines Stück Himmel. Bei diesen Gedanken wäre ich gerne noch ein Weilchen sitzen geblie- ben. Am Nachmittag vollendet der Landesrat Christian Bernhard die diesmalige Teilnehmerrunde. Das Programm geht weiter mit dem Mentoring Projekt, das Ruth Krumpholz kurz zusammenfasst. Haupt- thema dieses Projektes ist, dass es zu wenig Allgemeinmediziner gibt, und dass man Junge ÄrztInnen für die Praxis gewinnen will. In einem ersten Treffen mit Dr. Jungblut, Dr. Baier und Frau Plankl wurde ange- dacht, eine Infoveranstaltung mit jungen KollegInnen und jemandem von der VGKK zu machen. Es wurden Listen für Interessierte aufgelegt – und nichts geschah. Allein die Österreichische Gesellschaft für Allge- Worin ist Gsi med eine Antwort auf die ursprünglichen Ziele der Inne- ren Versöhnung? B Innere Versöhnung setzt tiefer an, als nur eine Struktur zu schaffen. Wertschätzung versus Abwertung. Es geht um Haltung (KH – Niederge- lassene). Impulsgeber. Motor für Kontinuität von Nöten. BB Alle sind satt – niemand hat Zeit Der Prozess des Netzwerkens kann die Arbeitszufriedenheit steigern Haben wir selber Interesse am Netzwerken? Wir sind doch Individua- listen. Wenn ich mir ein lebendiges, spannendes Netzwerk unter den Gesund- heitsberufen vorstelle, dann: C Jeder Berufsgruppe einen Nutzen bringen Verbindendes, das Trennende anschauen Entwerfen von Gesundheitskonzepten für alle Berufsgruppen CC Sich treffen (Augenhöhe, warmherzig, wertschätzend) im Zshg mit Kulturtreff Kümmerer, Organisation, Vernetzung vorantreiben (mit IFS, AKS, pro mente) mögliche Finanzierung, Kammer aber auch VGKK (Umwegrentabilität) Mein Stift fliegt leise kratzend über das Papier. Tiefer schauen. Perspektive wechseln. Vertrauen zulassen. Einladen. Chatten. Treffen starten. Begegnen und Verständnis schaffen. Einfach tun. Entwickeln. Kümmern. Bewusst machen. Es ist längst ersichtlich, dass hier ein Weg der Wertschätzung einge- schlagen worden ist. Dass hier jenes Feld, von dem Burkhard Walla zu Beginn sprach, intensiv bearbeitet wird. Es ist tatsächlich so, als wären diese auf Karten geschriebenen Kurzformeln die Schmetterlinge zu den Blumen der Zukunft. Während ich mich freue, beginnt ein Stühlerücken. Das Team „Innere Versöhnung“ setzt sich jetzt vor dem Mittag als Minikreis in die Mitte des großen Kreises um den Blumenstrauß herum. Fish-Bowl heißt dieses Instrument. Das Zentrum ist die rot leuchtende Dahlie. Ein Stuhl bleibt frei für Diskutanten aus dem Außenkreis. Die Frage an das Team im Innenkreis lautet: Was nehmt ihr mit? Die Antworten sollen — — — — — — — — — — — — begegnen und Verständnis schaffen thematisieren, überlegen: wer? lechz verknüpfen Perspektive wechseln starten vertrauen zulassen sich treffen kümmern, Gesundheits- treffen bewusst machen Poetische Dokumentation Poetische Dokumentation
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