Für ein heilsames Miteinander - Buch 1: Expedition in neue Felder

202 203 Frage : Was waren respektive sind die Problemlagen diesbezüglich in der Kammer? Karin Metzler : Der „eigene Arzt“ wird von den Leuten meist sehr ge- schätzt. Im Gegensatz dazu steht das Image „der Ärzte“, welches oft negativ von den Medien transportiert wird. Vielerorts gibt es einen Ärztemangel. Was kann und muss die Kammer dazu beitragen, da- mit Ärzte und Ärztinnen Freude am Beruf haben, miteinander ver- bunden sind und an einem Strang ziehen? Ob Haus- oder Facharzt, Spitalsarzt oder niedergelassener Arzt, pflegender Beruf oder in der gesundheitspolitischen Verwaltung - es geht um die gemeinsame Orientierung für das Gemeinwohl. Und damit auch um die konkrete Einmischung für gute, ganzheitliche gesundheitspolitische Lösungen. ÄrztInnen sollen verstehen, dass sie Teil der Kammer sind, eine öf- fentliche Stimme haben und dass es notwendig ist, die Gegenwart und Zukunft mitzugestalten. Frage : Können Sie den Prozess kurz beschreiben? Karin Metzler : Im ersten Schritt haben wir genau geschaut, wohin die Reise gehen soll. Die Frage war dann: Wie entwickeln wir einen Pro- zess, der zu konkreten Lösungen führt? Und was sind die Haltungen, die wir brauchen? Ein erfolgreiches Projekt hat sieben Phasen. Visionen und die Zielfra- gen stehen am Beginn. Dann drängen alle aufs TUN. Wichtig ist, dass VOR dem Planen und Handeln nochmals genau geschaut wird, was Sinn, Zweck und die Konsequenzen des Tuns sind. Und dann geht es in die nächste Etappe. Das alles braucht viel Disziplin und vor allem Geduld. Frage : Wer ist alles am Prozess beteiligt? Karin Metzler : Es war von Anfang an klar, dass der Prozess inter- disziplinär gestaltet werden muss, um über den eigenen Tellerrand schauen zu können und um neue, auch überraschende Antworten zu finden. So sind neben engagierten ÄrztInnen aus den verschiedensten Disziplinen auch offene, inspirierende VertreterInnen anderer Ge- sundheitsberufe wie Pflegefachpersonen, KörpertherapeutInnen und SozialarbeiterInnen dabei, aber auch spannende Menschen aus ganz anderen Arbeitsfeldern wie UnternehmerInnen und KünstlerInnen nehmen erfreulicherweise teil. Frage : Funktioniert der Austausch? Karin Metzler : Im Rahmen des Prozesses ja. Nun geht es darum, das auch in die Gesellschaft zu tragen. Wir sind alle ein Teil des Ganzen und wir sind mehr miteinander verbunden, als wir uns vorstellen können. Mit Haltungen, die verbinden, werden auch scheinbare Gegenspie- ler zu Verbündeten: Dort ist die Kammer, da bin ich als Arzt, da sind VISIONEN KONKRETISIEREN. VISIONEN REALISIEREN. – INTERVIEWS ZUM VISIONSPROZESS Am 21./22. Oktober findet im Rahmen des laufenden Vi- sionsprozesses der Vorarlberger Ärztekammer die dritte große Klausurtagung im Hotel Martinspark in Dornbirn statt. Prozessleiterin Mag. Karin Metzler gibt in der Reihe „Im Gespräch“ einen Einblick in den bisherigen Verlauf und die verschiedenen Entwicklungen und eröffnet Aus- blicke auf die Zukunft. Mit Karin Metzler sprach Prozessbeobachterin Brigitta Soraperra. Wir sind alle ein Teil des Ganzen Frage : Frau Mag. Metzler, Sie leiten seit eineinhalb Jahren den Visions- prozess der Ärztekammer, wie kam es zu diesem Engagement? Karin Metzler : Das ist eigentlich eher zufällig passiert. Als Organisa- tionsentwicklerin und Unternehmensberaterin beschäftigt mich seit vielen Jahren die Frage, wie das Neue in die Welt kommt, und ich habe im Rahmen einer Diskussion meine Gedanken und Erfahrungen dazu formuliert. Vizepräsident Dr. Burkhard Walla hat daraufhin mit dem ÄK Präsidenten Dr. Michael Jonas gesprochen und dann setzten beide die Initialzündung zum Prozess. Sie luden mich ein, ihn zu leiten. Meine Überraschung war groß. Neues entsteht durch Leidensdruck oder spielerisch. Frage : Was waren die Ausgangsfragen? Karin Metzler : Die Ärztekammer für Vorarlberg ist die Vertreterin aller Ärztinnen und Ärzte im Land. In dieser Rolle übernimmt sie eine gesellschaftliche Verantwortung, die weit über die Eigeninteressen der ÄrztInnen hinausgeht. Und damit stellen sich Fragen wie: Wohin geht die Gesundheitspolitik heute? Was sind die Gefahren der gesell- schaftlichen Ökonomisierung? Was passiert, wenn die Gesundheits- politik politischen und wirtschaftlichen Interessen überlassen wird? Und wie können positive Gesundheits-Bilder, Vorbilder und Vertrauen in der Bevölkerung geschaffen werden? Es zeigte sich, dass sich die Vorarlberger Ärztekammer zukünftig stärker aktiv im gesundheits- politischen Dialog einbringen will und muss. Mag. Karin Metzler Interviews zum Prozess Interviews zum Prozess

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