Für ein heilsames Miteinander - Buch 1: Expedition in neue Felder
8 9 Im standespolitischen Alltag erleben wir ein wachsendes politisches Interesse, die Ärztekammer aus dem gesundheitspolitischen Prozess zu verdrängen. Dem wollen wir entgegenwirken und das Interesse an der Gesundheitspolitik in der Kollegenschaft – und vor allem beim ärztlichen Nachwuchs - fördern. Bestehende Konflikte sollen ausge- tragen und gelöst werden, Trennendes soll zu Gunsten des Gemeinsa- men überwunden werden, um uns dadurch in der Öffentlichkeit mehr Gehör zu verschaffen. Unsere größte Chance ist die Mitgestaltung der Arbeitswelt von morgen, das soll mit diesem Prozess gefördert wer- den. Dazu sind neue Netzwerke nötig, damit Neues in die Standesver- tretung kommt und Kreatives generiert werden kann. Wir wollen von anderen Gesundheitsberufen, von anderen gesellschaftlichen Kräften lernen und dadurch die medizinische Versorgung optimieren. Die wachsende Nachfrage nach medizinischen Leistungen lässt uns keine andere Wahl und ich bin optimistisch, dass unsere Neugier, unsere Erfahrung und unsere Ausdauer wertvolle Kräfte für unser Vorhaben sind. Wir werden uns verstärkt in den gesundheitspolitischen Dialog einbringen. Michael Jonas Präsident der Vorarlberger Ärztekammer EINE UNGEWÖHNLICHE INITIATIVE Der Arztberuf ist fordernd, aber auch erfüllend. Gesundheitspolitische Entscheidungen der vergangenen Jahre bereiten uns zunehmend Sor- gen. Als Ärztekammer vertreten wir die beruflichen Interessen der Ärzteschaft. Das ist ein wesentlicher Gesetzesauftrag, der in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs nicht immer leicht zu erfüllen ist. Trotz wirtschaftlicher Prosperität ist der Zukunftsoptimismus frü- herer Jahre einem gewissen Pessimismus gewichen. Davon sind alle Bereiche des Lebens betroffen, so auch das Gesundheitswesen. Eine alternde Gesellschaft macht mehr pflegerische und ärztliche Dienst- leistungen notwendig. Zudem erfordern medizinischer Fortschritt und eine verstärkte Spezialisierung mehr finanzielle Ressourcen, aber auch einen höheren Kommunikationsbedarf innerhalb der Ärzteschaft und darüber hinaus mit anderen Berufsgruppen. Der ökonomische Druck steigt. Die geänderte Altersstruktur der Gesellschaft und der schon bestehende und zukünftig steigende medizinische Fachkräfte- mangel stellen außerordentliche Herausforderungen für die ärztliche Standesvertretung dar. Diese Umstände ließen den Wunsch entstehen, außerhalb des Routinebetriebes Raum und Zeit zu schaffen, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Das war ein wesentlicher Beweggrund für den Start eines Visionsprozesses mit einem kreativen Ansatz, der neugierig macht. Dabei erschien uns von Beginn an die Interdiszipli- narität besonders wichtig. Wir hatten den Wunsch, uns mit anderen Gesundheitsberufen, aber auch mit Berufen aus anderen Lebens- bereichen und der Wirtschaft auszutauschen. Der Blick auf künftige Arbeitsbedingungen und die Erwartungshaltung der jungen Kolleg- innen und Kollegen sollten dabei einen besonderen Stellenwert haben.
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