Für ein heilsames Miteinander - Buch 2: Feldstecher
184 185 Arzt im Ländle 12-2018 „ Wir freiberuflich tätigen Logopäden und Logopädinnen im Land schätzen die aktuell sehr gute Zusammenarbeit mit der VGKK. So können Patientenanliegen, Bewilligungen, Hausbesuche, etc. persönlich besprochen werden und wir Therapeuten fühlen uns gehört und verstanden. Mit der geplanten Zentralisierung stellt sich nun die Frage, wie das in Zukunft ablaufen wird, wenn Entscheidungen in Wien und nicht mehr in Feldkirch, Dornbirn, etc. getroffen werden. Was wir befürchten, sind tarifliche „Harmonisierun- gen“, die bei den hohen Lebenshaltungskosten im Ländle eine völlig andere Situation in Hinsicht auf den Erhalt einer Praxis darstellen, als es bei selbigem Tarif für andere Bun- desländer sein mag. In letzter Konsequenz steht dahinter die Qualitätssicherung, der wir immer sehr hohen Wert beigemessen haben. So haben wir mit der VGKK beispiels- weise Qualitätsstandards festgelegt, die es in anderen Bundesländern nicht gibt. Steigen für uns die Praxiskosten, weil die Tarife niedriger sind, können weniger Fortbildungen besucht werden und leidet im schlimmsten Fall die Qualität für den Patienten darunter. Um demmöglichst gegenzusteuern, ist es wichtig, Kompetenzen im Land zu behalten, die Entscheidungsfähigkeiten der Kassenstellen vor Ort erlauben.“ Melanie Gassner Vertreterin der freiberuflich tätigen Logopädinnen und Logopäden in Vorarlberg, selbst in eigener Praxis als Logopädin in Feldkirch Jutta Trippl-Umschaden freiberufliche Logopädin, führt u.a. die Tarifverhandlungen mit der VGKK Melanie Gassner Aus dem Visionsprozess Arzt im Ländle 12-2018 Statement zum Entwurf des „Sozialversicherungs- Organisationsgesetz“ „ Wir sind wie viele andere ExpertInnen entschieden gegen diese Kassenzentralisierung. Die ArbeitnehmerInnen und ihre Angehörigen (ca. 7 Mio. Menschen!) zahlen die Beträge und verlieren die Entscheidungshoheit über ihre Sozialversicherung. Das ist eine glatte Enteignung. Zukünftig können die Vertreter von ca. 155.000 ArbeitgeberInnen und der Regierung alleine bestimmen. Die Unternehmer haben kein Interesse an guten Leistun- gen und versichertenfreundlichen Strukturen in der ÖGK. Sie sind ja nicht dort ver- sichert. Sie wollen niedrigere Dienstgeberbeiträge und einige möchten durch Priva- tisierungen und andere Maßnahmen selbst Geschäfte machen. Leistungseinschrän- kungen, Selbstbehalte und die Abschaffung der kostenlosen Mitversicherung werden kommen. Die Neuorganisation bringt enorme Mehrkosten. Der Verlust von Entschei- dungskompetenzen und Budgethoheit senkt die Standards der Gesundheitsversorgung in Vorarlberg. Er führt zu sinkender Servicequalität und verhindert eine gute regionale Versorgungsplanung. Versprochen wurde uns mehr Gerechtigkeit und echte Leistungs- harmonisierung für alle. Geliefert wird an die Bosse und Bonzen. Diese sogenannte „Reform“ ist der nächste Schritt des autoritären Umbaus unseres Landes auf Kosten der ArbeitnehmerInnen. Sie bringt mehr soziale Ungleichheit, weil sie die Kluft in unserer berufsständisch organisierten Sozialversicherung weiter vertieft, anstatt sie aufzuhe- ben. Besser und gerechter wäre eine Kasse für alle pro Bundesland.“ DSA Siegfried Matt und DSA Elmar Sturm OBDS – Österreichischer Berufsverband der Sozialen Arbeit Siegfried Matt Elmar Sturm „Zur Zeit ist der Zugang für die Patienten zu den verordneten Heilbehelfen (Badelifter, Rollstuhl, usw.) in der Hauskrankenpflege bei der VGKK sehr niederschwellig. Das heißt, der verordnete Heilbehelf kann direkt mit dem Verordnungsschein vor Ort bei der VGKK in Dornbirn abgeholt werden, sodass der Heilbehelf am gleichen Tag beim Patienten sein kann. Aus unserer Sicht (Case Management und HKP) besteht die Be- fürchtung, dass dies durch die Zentralisierung nicht mehr so niederschwellig, unbü- rokratisch und schnell geht. Bei Nachfragen oder Unklarheiten gibt es bei der VGKK direkte Ansprechpersonen vor Ort, die sofort erreichbar sind und die Unklarheiten auf schnellstemWege beseitigen. Dies bedeutet eine hohe Versorgungsqualität, Verfüg- barkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Betreuung und Pflege von Patienten der HKP. Unsere Sorge ist, dass es keine entscheidungsberechtigten Ansprechpersonen vor Ort gibt, die sich mit den örtlichen Gegebenheiten aus kennen (z.B.: das großstädtische Umfeld ist ein ganz anderes als das ländlich geprägte). Zentralisierte Dienste sind erfah- rungsgemäß telefonisch oft sehr schlecht erreichbar, z.B. lange Telefonwarteschleifen. Es besteht die Befürchtung, dass die Qualität der Heilbehelfe, z. B. Verbandsmaterial, zu Gunsten günstiger Einkaufspreise vernachlässigt wird. Es besteht die Befürchtung, dass es für die Patienten/Angehörigen mehr Auflagen und Aufwand bedeutet, die Heilbehelfe zu organisieren. Zur Zeit gibt es die Vereinbarung zwischen VGKK und HKP, dass jeder Stützpunkt die Möglichkeit hat, einen sog. ‚Wundkoffer’ (spezielles Material zur Wund- versorgung) vor Ort zu haben. Somit ist die Kontinuität der Versorgung speziell bei Patienten mit Wunden gewährleistet. Es besteht die Sorge, dass diese Vereinbarung bei der Zentralisierung aufgelöst wird, wodurch die Kontinuität der Versorgung nicht mehr gewährleistet ist – zum Nachteil der Patienten.“ DGKP Gerda Kauer zertifizierte Case- und Care-Managerin, Häuser der Generationen Götzis und Koblach DGKP Judith Nachbaur Pflegeleitung Hauskrankenpflege (HKP) Egg und Andelsbuch, zertifizierte Case- und Care-Managerin Gerda Kauer Judith Nachbaur
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