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| ARZT IM LÄNDLE
02-2013
SP I TALSÄRZTE
D
ass ein frühzeitiger Einsatz
von Palliative Care nicht
nur eine Verbesserung der
Lebensqualität mit sich bringt, son-
dern auch das Überleben von Pa-
tienten mit Bronchuskarzinom
deutlich verlängert, hat eine in der
Onkologie vielbeachtete Studie (J.
Temel et.al., NEJM, 2010) gezeigt.
Die Palliativstation des LKH
Hohenems hat sich in der Vorarlber-
ger Spitalslandschaft gut etabliert,
was die Zuweisungen von allen Ab-
teilungen des Landes widerspiegeln.
Manchmal wird das Tätigkeitsspek-
trum der Station, auch im Kollegen-
kreis, alleine in der terminalen Be-
gleitung gesehen. Der Begriff der
„Sterbestation“, der im Volksmund
verbreitet ist, vergisst oft die anderen
Aufgaben der Station wie „Rehabili-
tation“ und „Symptomkontrolle“.
Auch die Tatsache, dass fast zwei
Drittel der Patienten wieder nach
Hause entlassen werden, ist vielerorts
nicht bekannt, würde aber bei vielen
Patienten helfen, Berührungsängste
mit der Palliativstation abzubauen.
Aufnahmegründe 2003-2012
Betrachtet man die Gründe, warum
Patienten auf die Palliativstation
zugewiesen werden, ste-
hen die Schmerzen und
andere körperliche Sym-
ptome
wie
Fatigue,
Kachexie, Appetitlosig-
keit und Dyspnoe im
Vordergrund. Ein immer
häufiger zu beobachten-
der Aufnahmegrund sind
psychosoziale Faktoren
wie erschöpfte Familien-
angehörige oder allein-
stehende Patienten. Der
Unterstützung von An-
gehörigen und der Orga-
nisation der Anschlus-
sbetreuung kommt hier
eine wesentliche Rolle zu.
Probleme im sozialen
Bereich 2003-2012
Das mobile Palliativteam hilft, in
enger Kooperation mit der Palliativ-
station, die Betreuung von Palliati-
vpatienten zu Hause zu ermöglichen
und vor allem die Hausärzte und
Hauskrankenpflege bei komplexen
Situationen wie z.B. Schmerzpum-
penpatienten zu unterstützen.
Neben der rein patientenorien-
tierten Aufgabe erfüllt die Station
eine wichtige Funktion in der Ver-
mittlung von Fachwissen (wie z.B.
durch den regelmäßigen Palliativ
Fortbildungszyklus) aber auch
gesellschaftspolitischer Haltungen
im Sinne einer palliativen Kultur.
So stellen die regelmäßigen Exkur-
sionen von Schulklassen einen
ganz wichtigen Bereich dar, wo
Jugendliche erleben, was es heißt,
Patienten mit Wertschätzung und
Würde zu begegnen und zu sehen,
dass das Leben trotz schwerer
Krankheit lebenswert sein kann.
Zukünftige Entwicklungen von
Palliative Care in Vorarlberg wer-
den sich vor allem auf die große
Zahl von schwer kranken geriatri-
schen Patienten fokussieren. Ziel
ist es, die Errungenschaften der
Palliativmedizin noch stärker in
der Heimlandschaft zu etablieren,
um auch diesen Menschen eine
optimale Symptomkontrolle zu
ermöglichen.
Die Palliativstation im LKH
Hohenems sieht ihre Aufgabe
einerseits als Drehscheibe der
Symptomkontrolle, andererseits ist
die Palliativstation aber auch ein
Ort, wo schwerstkranke Patienten
eine letzte Bleibe finden.
10 Jahre Palliativstation Hohenems
Im März 2013 feiert die Palliativstation am LKH Hohenems ihr 10 jähriges Bestehen. Während die Pal-
liativmedizin anfangs noch wenig bekannt war und mancherorts auch mit Skepsis betrachtet wurde, hat
sich dieser Bereich der Medizin in den letzten Jahren doch als wichtige Sparte, die nicht nur Tumorpa-
tienten vorbehalten bleibt, entwickelt. Palliative Care bei geriatrischen Patienten aber auch bei COPD,
terminaler Nieren- oder Herzinsuffizienz seien hier als Herausforderungen für die Zukunft genannt.
VON DR . OTTO GEHMACHER UND PRIM . PD DR . GÜNTER HÖFLE
Aufgaben der Palliativstation:
• 1/3 Rehabilitation
• 1/3 Symptomkontrolle
• 1/3 Terminale Begleitung
Patientenzahlen (2003-2012):
Aufnahmen: 185 Patienten/Jahr
Liegedauer: 15,2 Tage
Entlassungsquote: 58,3 %
Dr. Otto Gehmacher
Prim. PD Dr. Günter Höfle