AIL September 2018 - page 18

Stellungnahme Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
Impfstoffskandal in China
Anlässlich der jüngsten Medienberichte über einen Impfstoff-Skandal in China darf seitens BMASGK
Stellung genommen werden.
M
itte Juli war bekannt ge-
worden, dass die in Nord-
china ansässige Firma
„Changsheng Life Sciences“ Do-
kumente und Unterlagen über die
Produktion von Tollwut-Impfungen
gefälscht hatte. Bereits im Oktober
2017 soll dieselbe Firma angeblich
bereits mangelhafte Impfstoffe für
Diphtherie, Tetanus und Keuchhus-
ten ausgeliefert haben.
Der in Österreich verwendete
Tollwut-Impfstoff ist von den jüngs-
ten Meldungen aus China bezüglich
mangelhaft hergestellter Impfstoffe
nicht betroffen. Der genannte chine-
sische Hersteller „Changsheng Life
Sciences“ ist weder in der EU noch
in Österreich zertifiziert. Er wurde
laut derzeit vorliegenden Informa-
tionen somit auch nie als Hersteller
für Tollwut-Impfstoffe oder andere
Impfstoffe/Arzneimittel
eingesetzt,
die innerhalb der EU oder Österreich
zugelassen sind oder verwendet wur-
den. Der in Österreich verwendete
Tollwut-Impfstoff ist wirksam und si-
cher und kann weiterhin bedenkenlos
für die Impfung verwendet werden.
Anlässlich einer, den oben ge-
nannten Medienberichten zur Fol-
ge, durchgeführten Recherche der
AGES Medizinmarktaufsicht kann
laut derzeitigen Informationen
ausgeschlossen werden, dass für in
Österreich zugelassene Impfstoffe
Wirkstoffe chinesischer Hersteller
verwendet werden. Sämtliche in
Österreich zugelassene Impfstoffe
sind somit weder theoretisch noch
praktisch von einer allfälligen, in
den Medien unlängst als „Impf-
stoffskandal China“ kolportierten
Thematik betroffen. Sie entspre-
chen allen heimischen und euro-
päischen gesetzlichen Anforderun-
gen, sind wirksam und sicher und
können somit bedenkenlos für die
Impfungen in der zugelassenen In-
dikation verwendet werden.
Auch seitens des ÖVIH, des Ver-
bands der Österreichischen Impf-
stoffhersteller, wurde bestätigt, dass
die genannte Firma keine Produk-
te an eine der Mitgliedfirmen des
ÖVIH liefert. Derzeit werde nur
ein sehr kleiner Teil von Impfstof-
fen für den lokalen Markt in China
hergestellt. Europa stellt das Herz
der weltweiten Impfstoffforschung
und Impfstoffproduktion dar, auch
Kanada und USA gehören wohl
mit zu den am besten etablierten
und streng kontrollierten Herstel-
lerländern.
Vor dem Inverkehrbringen einer
Produktionscharge von Impfstoffen
wird jede einzelne Lieferung von un-
abhängigen Labors auf ihre Qualität
geprüft und im Rahmen eines spe-
ziellen Verfahrens für das Inverkehr-
bringen freigegeben. Regelmäßige
strenge Kontrollen und Überprü-
fungen gewährleisten die Einhaltung
aller vorgegebenen Auflagen.
Qualitätssicherende Maßnah-
men sowohl auf Herstellerebene
sowie auch seitens der nationalen
Kontrollbehörden gewährleisten
ein Höchstmaß an Sicherheit für
Ärztinnen und Ärzte sowie für Kon-
sumentinnen und Konsumenten.
ARZT IN DER PRAX I S
I
m heurigen Jahr 2018 kommt es in
Österreich zu einemvermehrtenAuf-
treten von Frühsommer-Meningoenze-
phalitis, welche durch Zecken übertra-
gen wird. Das gesamte Bundesgebiet ist
betroffen, wobei besonders viele Fälle
von FSME in erster Linie in Oberöster-
reich, im Grenzgebiet zu Bayern (zwi-
schen Braunau und Schärding), aufge-
treten sind. Mittlerweile ist es auch zu
einigen Todesfällen gekommen.
Mehrere Fälle betreffen auch Personen,
welche nicht dauerhaft in Österreich le-
ben bzw. lebten, wie zum Beispiel eine
Erasmus-Studentin oder Asylsuchende.
Man kann davon ausgehen, dass in derar-
tigen Personengruppen die Information,
dass in Österreich eine „Zeckenimpfung“
empfohlen ist, nicht vorlag. Wir dürfen
darauf hinweisen, dass es in Österreich
eine allgemeine Empfehlung zur Imp-
fung gegen FSME gibt. Diese kann und
soll auch während der Saison nachgeholt
werden. Die Empfehlung zur FSME-Imp-
fung gilt auch für Reisende nach Öster-
reich, welche nach ihrer Reisezeit, ihrem
Reiseort und ihrem Reisestil gegenüber
Zecken exponiert sein können.
Information des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
Stark vermehrtes Auftreten von durch Zecken übertragener
Frühsommermeningoencephalitis, FSME, in Österreich
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