ARZT IM LÄNDLE
01-2012
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aks
I
m Mittelpunkt steht der/die Pa-
tientIn, der/die auch das Ziel bzw.
den Auftrag an das Team gibt. Ein
Weg, diesen Auftrag zu bekommen,
sind interdisziplinäre Besprechungen
gemeinsam mit dem/der PatientIn
und dessen/deren Angehörigen.
Interdisziplinarität ist dann gege-
ben, wenn ALLE an einem gemein-
samen Ziel arbeiten.
Die gemeinsame Besprechung mit
dem/der PatientIn und ggf. den An-
gehörigen bietet Vorteile. Die Pa-
tientInnen müssen ihre Geschichte
nur ein Mal erzählen. Alle behan-
delnden Personen kennen dieselbe
Version. Bestenfalls weiß der/die
PatientIn, was sie/er sich von der
Therapie erwartet und formuliert
selbst ein Ziel. Wenn das nicht mög-
lich ist, dann wird gemeinsam ein
Ziel erarbeitet.
Wenn der/die PatientIn selbst
das messbare Ziel formuliert und
dort auch wirklich hin will, dann ist
der wichtigste Schritt getan: Der/die
PatientIn sitzt mit im Boot.
Die große Herausforderung ist
die bewusste Gesprächsführung. Es
kommt im ganzen Team zu einem
Umdenken in den Fragetechniken.
So stehen hinter dem Ziel der/des
Patienten „Ich möchte wieder ge-
sund werden“ Gegenfragen wie,
„Was heißt gesund sein für Sie?“,
„Was haben Sie (gerne) gemacht, als
Sie gesund waren?“, „Was würden Sie
als erstes machen, wenn Sie wieder
gesund wären?“.
Ein ebenfalls oft genanntes Ziel
ist: „Es soll alles wieder so werden
wie früher“. Gegenfragen dafür sind
zum Beispiel: Wie sah so ein typi-
scher Tag/Vormittag bei Ihnen aus?“,
„Sie haben gesagt, dass das Sprechen
wieder richtig funktionieren soll. In
welcher Situation ist es Ihnen zurzeit
am Wichtigsten, wieder flüssig spre-
chen zu können?“
Bei der Zielformulierung werden
drei unterschiedliche Arten von Zie-
len unterschieden. Das langfristige
Ziel, das auf Jahre ausgelegt sein
kann, ist das
Teilhabeziel.
Es dient
als Motivationsfaktor. Oftmals ist es
ein Lebenswunsch und meist unrea-
listisch. Dieses Ziel wird dann ge-
meinsam auf ein
Aktivitätsziel
her-
untergebrochen. Das Aktivitätsziel
holt den/die PatientIn dort ab, wo
er/sie tatsächlich steht und verhilft
ihm/ihr in kleinen Erfolgen zum
Teilhabeziel.
Angenommen, ein Patient gibt
an, wieder auf den Pfänder gehen
zu wollen und kann in seiner aktu-
ellen Situation gerade quer im Bett
sitzen, aber nicht stehen. So kann
das Ziel mit dem Pfänder stehen
bleiben und das Aktivitätsziel
könnte lauten: Freies Stehen min-
destens zwei Minuten. Je nach
Fähigkeiten des/ der PatientIn wird
so vom Teilhabeziel ein messbares
und vor allem für den/die PatientIn
relevantes und realistisches Akti-
vitätsziel abgeleitet.
Aus dem Aktivitätsziel ergeben
sich dann die benötigten Fachberei-
Arbeiten im Neuro-Rehateam – eine Herausforderung an die
Kommunikationsfähigkeit aller Beteiligten
Wer gibt eigentlich das Ziel vor, nach dem ein ambulantes Rehateam arbeitet? Wer ist Experte oder
Expertin? Was ist der Auftrag, nach dem gearbeitet wird und wer erteilt diesen?
che und die jeweiligen
Funktions-
ziele.
Funktionsziele werden mit den
jeweiligen FachtherapeutInnen defi-
niert und könnten sich im obigen
Fall auf Kraft, Ausdauer, Wahrneh-
mung, Aufmerksamkeit und Ähnli-
ches beziehen. Sie müssen ebenfalls
messbar sein.
Durch diesen kommunikativen
Prozess, der sich im Rahmen des
interdisziplinären Settings automa-
tisch ergibt, sind auch die PatientIn-
nen gezwungen, sich umzustellen.
Sie müssen nun plötzlich selbst ein
Stück weit Verantwortung für die
Fortschritte in der Rehabilitation
übernehmen.
Kontakt
aks Sozialmedizin GmbH
Ambulante Neurologische
Rehabilitation
Dr. Gebhard Riedmann
Mag. Verena Schiemer
Färbergasse 13,
6850 Dornbirn
T 055 74 / 202 - 3000
,
Foto: Image Source
Schritt für Schritt Richtung Ziel.