AUS DER KAMMER
... aus der Kurie Angestellte Ärzte
Spitalsärztin/Spitalsarzt 2025: Die Zukunft der österreichischen Spitäler
I
n einem intensiven Arbeits-
prozess hat sich die Bun-
deskurie
Angestellte
Ärz-
te in der Österreichischen Ärzte-
kammer (ÖÄK) mit der Zukunft
der Spitalsärzteschaft auseinan-
dergesetzt. Das Konzept legt den
Schwerpunkt auf neue Organisa-
tions- und Kooperationsstruktu-
ren, die sowohl Patienten als auch
Ärzten Vorteile bringen und die
regionale Versorgung langfris-
tig sichern sollen. Zusätzlich wur-
den Lösungen zur Verbesserung
der Arbeitsbedingungen erarbei-
tet. Kürzlich hat Kurienobmann
und ÖÄK-Vizepräsident Dr. Ha-
rald Mayer das Konzept im Rah-
men einer Pressekonferenz der
Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Ausgangssituation
„Das von uns entwickelte Mo-
dell soll dazu beitragen, bestehen-
de Mängel zu beheben“, erklär-
te Kurienobmann und ÖÄK-Vize-
präsident Harald Mayer
den Hin-
tergrund. Zahlreiche Fehlentwick-
lungen im stationären Sektor wür-
den sich langfristig auf die Versor-
gungsqualität auswirken, aber auch
die Ärzteschaft zunehmend belas-
ten. Der Umstand, dass unattraktive
Arbeitsbedingungen immer mehr
junge Ärztinnen und Ärzte ins Aus-
land trieben, sei einWarnsignal, das
man ernst nehmen müsse, beton-
te Mayer. Das Konzept „Spitalsärz-
tin/Spitalsarzt 2025“ soll die beste-
henden Problemfelder wie über-
laufene Ambulanzen, enorme Ar-
beitsbelastung, Turnus, Feminisie-
rung der Medizin oder mangeln-
de Work-Life-Balance nicht nur in
Angriff nehmen, sondern beheben.
Mayer: „Wir wollen konstruktive
Vorschläge anbieten. Wir haben ge-
meinsam brauchbare Ideen erarbei-
tet, die sich mit etwas gutemWillen
durchaus umsetzen ließen.“
Die Lösungsansätze
Zentral ist eine Neuregelung des
Zugangs zum Spital, die einerseits
die Ambulanzen entlasten und an-
dererseits die Patientenströme bes-
ser koordinieren soll. Demnach
sollen Patientinnen und Patienten
nur noch mit Zuweisung ins Spi-
tal kommen. „Wir stellen uns das so
vor: Zuweisungen werden nur noch
von den niedergelassenen Kollegin-
nen und Kollegen – Allgemeinme-
dizin wie Fachärzteschaft – vorge-
nommen. Zusätzlich soll das ärzt-
liche Personal in Pflegeheimen zu-
weisen können, ebenso die ärztli-
chen Gruppenpraxen bzw. Ordi-
nationszentren“, erläuterte Mayer.
Über die Rettung sei außerdem eine
Notfalleinweisung möglich. Der
derzeit gängigen Selbstzuweisung
durch die Patientinnen und Pati-
enten werde mit diesem System ein
Riegel vorgeschoben. Mayer: „Die
Maßnahme entlastet die Ambulan-
zen und sorgt für mehr Struktur.“
Auch das Leistungsangebot in den
Regionen soll dem Konzept zufolge
neu strukturiert werden:
• Einzelordination
• Ärztliche Gruppenpraxis bzw. Or-
dinationszentrum mit fixen Öff-
nungszeiten und 24-Stunden-Ruf-
bereitschaft
• Stationäre Betteneinheiten mit am-
bulanter fachärztlicher Betreuung
• Regional-Krankenhaus mit 24-
Stunden-Teilbesetzung und Ruf-
bereitschaft
• Leit-Krankenhaus mit 24-Stunden-
Vollbesetzung
„Diese Einheiten speisen sich mit
Ausnahme der Einzelordination aus
einem Fachärztinnen/-ärzte-Pool,
der für die gesamte Region zustän-
dig ist. Die Mitglieder dieses Pools
werden folglich auch pendeln müs-
sen“, führte Mayer aus. Zusammen-
setzen solle sich dieser Pool sowohl
aus niedergelassenen Ärztinnen und
Ärzten als auch aus Spitalsärztin-
nen und -ärzten.
Zu hinterfragen sei auch die De-
finition des Begriffs „Region“, erklär-
te der Kurienobmann weiter. „Wir
sind der Meinung, dass eine Regi-
on nicht notwendigerweise bei der
Bundesländergrenze endet“, so May-
er. Der Österreichische Strukturplan
Gesundheit (ÖSG) sehe derzeit 32
Versorgungsregionen vor, ohne dass
dabei die Ländergrenzen überschrit-
ten würden, obwohl das mitunter
durchaus sinnvoll sein könne.
Neu regeln würde die Bundes-
kurie außerdem die Führungsfra-
ge: Die Leitungsposition soll dem-
nach nur ein Arzt oder eine Ärztin
übernehmen können. Die kollegiale
Führung, bestehend aus ärztlichem
Direktor, Verwaltungsdirektor und
der Leitung des Pflegedienstes, wür-
de damit der Vergangenheit ange-
hören.
Bessere Arbeitsbedingungen
Das Konzept beinhalte auch Ideen
zur Neugestaltung der Arbeitsbe-
dingungen, führte der ÖÄK-Vize-
Dr. Harald Mayer
„Ein junger Turnusarzt
hat andere Ansprüche
und Erwartungen
an seinen Beruf als
ein über 50-jähriger
Oberarzt.“
ARZT IM LÄNDLE
09-2014
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