AUS DER KAMMER
• Überbordende Administration und
Dokumentation
• Unzureichende Delegation von
pflegerischen Tätigkeiten an Pfle-
gepersonal
• Feminisierung der Medizin – rund
zwei Drittel der Turnusärzte sind
bereits Frauen
Die Therapie
• Spitalsambulanzen sind nur noch
über Zuweisung zugänglich, aus-
genommen Notfalleinweisung
• Attraktivere Arbeitsbedingungen
und Karrieremodelle können jun-
ge Ärztinnen und Ärzte im Land,
und damit im Spital, halten
• Umsetzung der EU-Arbeitszeit-
richtlinie sowie Schaffung flexib-
ler Arbeitszeitmodelle
• Anpassung der Arbeitsbedingungen
an die jeweilige Lebenssituation
• Führungsverantwortung liegt aus-
schließlich in ärztlicher Hand
• Administrationsassistenten entlas-
ten Ärztinnen und Ärzte
• Umsetzung des Turnusärzte-Tä-
tigkeitsprofils
• Delegation von pflegerischen Tä-
tigkeiten
• Schaffung von Kinderbetreuungs-
einrichtungen mit flexiblen Öff-
nungszeiten
präsident weiter aus. Dazu gehöre
eine Reduktion der Arbeitszeiten,
„was im Rahmen der Umsetzung
der EU-Arbeitszeitrichtlinie ohne-
hin passieren muss“, so Mayer. Neu
sei der Ansatz, bei der Gestaltung
der Arbeitsbedingungen die indivi-
duellen Lebensphasen und die da-
mit verknüpften spezifischen Be-
dürfnisse der Spitalsärzteschaft zu
berücksichtigen. Mayer: „Ein junger
Turnusarzt hat andere Ansprüche
und Erwartungen an seinen Beruf
als ein über 50-jähriger Oberarzt.“
Entscheidend werde sein, dass ver-
schiedene Arbeitszeitmodelle ge-
schaffen würden, zwischen denen
die Ärzteschaft frei wählen könne.
„Rund zwei Drittel aller Turnusärzte
sind bereits Frauen. Wir können von
den Kolleginnen nicht erwarten,
dass sie sich zwischen Karriere und
Familie entscheiden, sondern wir
müssen Modelle schaffen, die ihnen
beides ermöglichen – übrigens auch
den Männern“, erklärte Mayer.
Unterm Strich solle der Arbeits-
platz Krankenhaus wieder attrak-
tiver werden. Dazu gehörten auch
Kinderbetreuungseinrichtungen,
deren Öffnungszeiten sich wieder-
um an den Arbeitszeiten der Ärztin-
nen und Ärzte orientieren sollten.
Zusätzlich müsse es für alle ärztli-
chen Gruppen die Möglichkeit der
Teilzeitarbeit geben, forderte Mayer.
Selbstverständlich müsste auch
die lang geforderte flächendecken-
de Umsetzung des Turnusärzte-Tä-
tigkeitsprofils erfolgen, und auch die
von der Bundeskurie vorgeschlage-
nen Administrationsassistenten soll-
ten endlich installiert werden. May-
er: „Die Tätigkeitsfelder müssen neu
und vor allem klar geregelt werden.
Es muss wieder möglich sein, Auf-
gaben an den Pflegedienst zu dele-
gieren, und es muss wieder möglich
sein, dass ältere Ärzte ihre Ausbil-
dungspflicht wahrnehmen, anstatt in
Administration zu ersticken.“
Neue Karrieremodelle
Schließlich müssten auch die Kar-
rieremodelle für Spitalsärztinnen
und -ärzte reformiert werden, er-
klärte Mayer. „Derzeit sieht die
durchschnittliche Berufslaufbahn
nach Abschluss des Studiums in
etwa so aus: Turnus und/oder Fach-
arztausbildung, anschließend As-
sistenzzeit; mit etwa 36 bis 38 Jah-
ren wird man schließlich Oberarzt.
Die meisten bleiben bis zum 65.
Lebensjahr in dieser Position“, so
der Kurienobmann. Das sei für die
Kolleginnen und Kollegen auf Dau-
er frustrierend. Vor allem für Ober-
ärztinnen und -ärzte in der Mit-
te ihres Berufslebens, also etwa um
das 45. Lebensjahr, müssten neue
berufliche Perspektiven geschaffen
und angeboten werden. Vorstellbar
seien etwa neue Positionen als Lei-
ter und/oder Mitglied eines Exper-
tenteams mit autonomen Gestal-
tungsmöglichkeiten in den Berei-
chen Budget und Personal, führte
Mayer aus.
Daten und Fakten
Die Diagnose
• Ambulanzen sind überlaufen, jähr-
lich werden rund 16 Mio. Ambu-
lanzbesuche verzeichnet – statis-
tisch gesehen sucht jeder Österrei-
cher zweimal pro Jahr eine Spital-
sambulanz auf
• Personalmangel durch Abwan-
derung des medizinischen Nach-
wuchses und drohende Pensionie-
rungswelle
• Kaum durchgehende Karrieren,
mangelnde berufliche Perspektiven
• Überlange Arbeitszeiten, die zu-
dem nicht den individuellen Be-
dürfnissen angepasst sind
• Schwächen im Bereich der kollegi-
alen Führung
D
ie Firma Focus Solutions Management Consulting beschäftigt sich schwerpunktmä-
ßig mit den Themen Krankenhausorganisation und Strukturreformen im Gesund-
heitswesen. Die in Medien und Politik vieldiskutierte Umsetzung der 2013 beschlos-
senen Gesundheitsreform hat die Firma nun zum Anlass genommen, um ein Stimmungsbild
zur Umsetzung der Reform unter den Mitgliedern der kollegialen Führung in österreichi-
schen Spitälern zu zeichnen.
Die Studie steht unter
zum Download bereit.
Nähere Infos:
Focus Solutions Management Consulting
Hoher Markt 1/4/11 · 1010 Vienna, Austria
· + 43(0)1 5123752
Studie:
Gesundheitsreform aus Sicht der kollegialen
Führungen in österreichischen Spitälern.
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| ARZT IM LÄNDLE
09-2014