Lehrpraxis
Die Antwort von LR Dr. Bernhard auf die Anfrage
der Grünen zur Lehrpraxisfinanzierung konnte nicht
unwidersprochen bleiben und hat zu zahlreichen Re­
aktionen v.a. aus dem Kreis der Ärztinnen und Ärzte
geführt. Gesundheitspolitiker beklagen immer wieder
ein Schnittstellenproblem zwischen den verschie­
denen Versorgungsebenen im Gesundheitsbereich.
Nach meiner Einschätzung ist dieses im Vergleich zur
Schnittstellenproblematik zwischen Bund, Länder
und Gemeinden völlig vernachlässigbar. Am Beispiel
der Lehrpraxisausbildung – einer Forderung der Ärz­
tekammer seit über 10 Jahren – führt dieser Konflikt
zu völliger politischer Untätigkeit und wird wohl zu
einem nachhaltigen Nachwuchsproblem bei Allge­
meinmedizinern führen. Dadurch entsteht eine Lücke
in der Primärversorgung mit Folgen: Zunehmende
Arbeitsbelastung der anderen Versorgungsebenen so­
wie eine Kostensteigerung. Die meisten europäischen
Staaten haben das schon längst erkannt und entspre­
chende Ausbildungsreformen durchgeführt, bedauer­
licherweise ist Österreich diesbezüglich ein Entwick­
lungsland.
Datenweitergaben durch Ärztinnen und
Ärzte an IMS Health GmbH
Die Schweigepflicht imArztberuf ist von höchster Be­
deutung, ein Bruch ist ein schwerwiegendes Berufs­
rechtsvergehen. Das bedeutet nicht, dass medizinisch
erhobene Daten nicht ausgewertet werden dürfen.
Dies hat jedoch gesichert anonym zu erfolgen oder
bedarf der entsprechenden Aufklärung und Zustim­
mung der betroffenen Patienten nach dem gültigen
Datenschutzgesetz (DSG) und sollte wissenschaftli­
chen Zwecken zur Erweiterung des medizinischen
Wissens dienen. Eine Marktbeobachtung dient die­
semZweckmit Sicherheit nicht. ImApril 2012 wurden
über einen österreichischen Arztsoftware-Anbieter
die Kunden zum Verkauf der Diagnose- und Verord­
nungsdaten angeregt. Alle Landesärztekammern und
die österreichische Ärztekammer haben unverzüglich
davor gewarnt. Zudem wurde von der Tiroler Ärzte­
kammer die Datenschutzkommission mit dem Sach­
verhalt konfrontiert, das Ergebnis ist Ihnen bekannt.
Medien berichten nun allerdings von Datenweiterga­
be in großem Umfang auf allen Versorgungsebenen.
Unklar ist, ob die Datenweitergabe gesichert anonym
entsprechend dem Datenschutzgesetz erfolgt ist. Hier
ist die österreichische Ärztekammer um Aufklärung
bemüht. Auch wenn dieser Sachverhalt ungeklärt ist,
hat eine solche Datenweitergabe dem Ansehen der
Ärzteschaft Schaden zugefügt. Die üblichen Verdäch­
tigen (Patientenanwalt Dr. Bachinger, Patientenan­
wältin Dr. Pilz u.a.) üben sich als Trittbrettfahrer und
verbreiten Unwahrheiten bzw. unzulässige Schlussfol­
gerungen.
Nationalratswahl 2013
Den gesundheitspolitisch interessierten Leserinnen
und Lesern empfehle ich das Studium der Wahlpro­
gramme und die Stellungnahmen der Parteien zur
geplanten Gesundheitspolitik für die kommende Le­
gislaturperiode. Die einzelnen Wahlprogramme (mit
Hinweis auf den gesundheitspolitischen Inhalt) fin­
den Sie auf unserer Homepage unter
arlberg.at/Ausgewähltes/Podiumsdiskussion.
Wir wollen uns jedoch auch von den Vorarlberger
Kandidaten und ihrer Kompetenz zu gesundheitspo­
litischen Fragen ein Bild machen und haben diese zu
einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 19. Sep­
tember 2013, in den Löwensaal in Hohenems einge­
laden, Beginn 20.15 Uhr. Die Fragen wird der ehe­
malige ORF-Journalist Gerald Groß stellen (Näheres
finden Sie auch auf Seite 5).
Ich lade Sie dazu herzlich ein!
Ihr Präsident
MR Dr. Michael Jonas
Mediales Sommerloch?
Davon kann aus Perspektive der Ärztekammer in diesem Sommer nicht die Rede sein.
C e t e r u m
Arzt im Ländle
09-2013
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