... aus der Kurie niedergelassene Ärzte
von Kurienobmann Dr . Harald Schlocker und Kurienobmannstellvertreter Dr . Burkhard Walla
Neue Honorarordnung 2013/2015 – Leistungsbereitschaft wird honoriert
N
ach vielen Jahren einer
unveränderten, im we
sentlichen durch jährli
che
Punktewertvalorisierungen
gekennzeichneten, Honorarord
nung ist es nach langen Verhand
lungen im Sommer gelungen, ein
komplexes
Verhandlungspaket
zu schnüren und den zuständi
gen Gremien der Ärztekammer
für Vorarlberg und der Vorarl
berger Gebietskrankenkasse zur
Beschlussfassung vorzulegen. Die
Beschlussfassung im Hauptver
band soll im Oktober erfolgen.
Das
Kernstück
der neu ver
handelten Honorarordnung ist
eine
Neuordnung der Punktestaf
felung und Änderung der Punk
tewerte
und dadurch eine deutlich
verbesserte Abrechnungsmöglich
keit im oberen Punktebereich bis
90.000 Punkte. Ziel des Abschlus
ses ist es, das bestehende System
durch eine finanzielle Anreizwir
kung leistungsfähiger zu machen.
Sowohl die Kammer als auch die
Gebietskrankenkasse waren immer
wieder mit der Tatsache konfron
tiert, dass die Patientenzahlen bei
den niedergelassenen Fachärzten in
Vorarlberg – mit der Folge längerer
Wartezeiten – zum Teil niedriger
waren als bei ihren Kollegen in den
anderen Bundesländern.
In den intensiven Verhandlun
gen konnten wir die Gebiets
krankenkasse überzeugen, einen
Versuch zu unternehmen, die be
stehenden Vertragsärztinnen und
-ärzte durch finanzielle Anreize
zur Ausweitung ihrer Patienten
zahlen zu motivieren. Nachdem
die Mittel der Gesamtvergütung in
den letzten Jahren nicht gänzlich
ausgeschöpft wurden, ist dies auch
finanzierbar.
Die neue Honorarordnung
wurde für die Jahre 2013 bis 2015
abgeschlossen. Ob sie danach
„Überlebenschancen“ hat, hängt
von der Erlangung definierter
Ziele ab, die im Jahr 2014 erreicht
werden sollten. Dazu gehört vor
allem, dass tatsächlich mehr Pati
entinnen und Patienten behandelt
werden. Die neuen Punktestaffeln
sollten dabei nicht ausgenützt wer
den und auch das bisher bestehen
de Abrechnungsverhalten der ein
zelnen Ärzte pro Patient sollte sich
nicht signifikant ändern.
In allen Berechnungen wurde
großer Wert darauf gelegt, dass
durch die neuen Punktestaffeln
keine Gruppe einen wesentlichen
Nachteil erfährt.
Daher wurden zur Stärkung
der Primärversorger auch neben
einigen neuen Abrechnungspo
sitionen
Pauschalvergütungen
(außerhalb des Punktelimits) von
€
10,– zusätzlich pro Hausbesuch
und von
€
6,– für den Mitbesuch
sowie eine Erhöhung der Nacht
pauschale für Hausbesuche ver
handelt. Ebenso neu ist das Arz
neimittelberatungsgespräch, das
zukünftig bei bis zu 10 % der Fälle
bei Allgemeinmedizinern und bis
zu 5 % der Fälle bei Fachärzten
verrechnet werden darf.
Bei unverändertem Abrech
nungsverhalten bedeutet die neue
Honorarordnung eine Gesamtva
lorisierung über alle Fachgruppen
hinweg von ca. 3,7 %, was unserer
Meinung nach als ausgezeichnetes
Verhandlungsergebnis
gewertet
werden kann.
Parallel dazu wurden
neue
Vertragsformen
entwickelt, die
wesentlich zur Absicherung und
Weiterentwicklung der kassenärzt
lichen Versorgung dienen sollen.
Eine besonders wichtige Er
rungenschaft ist unserer Meinung
nach das Job-Sharing, das über
verschiedene Modelle (mit freier
Partnerauswahl auf 6 Jahre be
grenzt, sonst unter Berücksich
tigung der Reihungsrichtlinien)
ermöglicht, dass zwei Ärztinnen
und Ärzte einen Vertrag teilen,
ebenso wurden gesamtvertragliche
Änderungen für Ordinations- und
Apparategemeinschaften und ein
Gruppenpraxen-Gesamtvertrag
verhandelt. Damit werden flexible
Formen der Zusammenarbeit und
familienfreundlichere Arbeitsbe
dingungen möglich.
Alles in allem glauben wir, dass
wir mit den Honorarverhandlun
gen einen großen Wurf gemacht
haben, der neben den von Ärztin
nen und Ärzten lange geforderten
Kooperationsformen auch eine
deutlich verbesserte Abrechnungs
möglichkeit für die leistungsbe
reiten Kolleginnen und Kollegen
schafft. Dennoch konnte verhin
dert werden, dass kleinere Praxen
unter die Räder kommen.
2014 ist das Jahr in dem evaluiert
wird, ob bei besserer Honorie
rung auch eine vermehrte Leis
tungsbereitschaft der Kollegen
schaft besteht.
Wir ersuchen Sie daher, Ihren
Beitrag durch die Behandlung ei
ner größeren PatientInnenzahl zu
leisten.
Nicht zuletzt gilt ein großer
Dank dem Kammeramt, das mit
großem Elan unsere Verhand
lungen mit komplex simulierten
Berechnungen unterstützte und
damit ermöglichte, die Verhand
lungspositionen in allen Konse
quenzen abzuschätzen.
Kurienobmann VP
Dr. Harald Schlocker
Kurienobmannstellv.
Dr. Burkhard Walla
Arzt im Ländle
09-2013
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