aus der Kammer
Pilotprojekt zur Lehrpraxis für
Allgemeinmediziner in Vorarlberg
Dr. BurkhardWalla, Präsidialreferent
der Ärztekammer für Vorarlberg,
hob bei der Pressekonferenz hervor,
dass Vorarlberg mit diesem Projekt
eine Vorreiterrolle in Österreich ein-
nimmt und dass dadurch eine we-
sentliche Qualitätsverbesserung in
der ärztlichen Ausbildung geschaffen
werde. Wie die zuletzt durchgeführte
Turnusärztebefragung gezeigt habe,
fühlen sich aufgrund der derzeitigen
Ausbildung nur wenige der jungen
Kolleginnen und Kollegen den Her-
ausforderungen des Hausarztberufes
gewachsen. Das gründet insbesonde-
re darin, dass die Tätigkeit im Kran-
kenhaus immer spezifischer wird. In
der Lehrpraxis lernen die angehen-
den Haus- und Familienärztinnen
und -ärzte nicht nur, wie eine Or-
dination geführt wird, sie kommen
auch mit einer Vielzahl von Krank-
heitsbildern in Berührung, die im
Krankenhaus nicht oder nur einge-
schränkt vermittelt werden können
– z.B. Bluthochdruck, Diabetes und
andere chronische Erkrankungen.
Besonders erfreulich ist laut Dr.
Walla, dass die Projektpartner ihre
Auffassungsunterschiede über die
notwendige Dauer der Lehrpra-
xis überwinden konnten. Man sei
sich seit Jahren klar darüber, dass
eine Lehrpraxis eine sinnvolle und
notwendige Ergänzung der Ausbil-
dung ist. Die Entscheidung, Praxen
mit sechs Monaten und solche mit
zwölf Monaten anzubieten und eine
Evaluierung durch ein Universitäts-
institut durchzuführen, mache es
möglich, eine sachliche Grundlage
für die zukünftige Diskussion über
die Reform der Ärzteausbildung zu
schaffen.
Die wichtigsten Eckpunkte desVor-
arlberger Lehrpraxen-Pilotprojekts:
• Es soll insgesamt fünf Lehrpraxen
geben.
• Die Lehrpraktikantinnen und
-praktikanten sollen gegen Ende
bzw. im Anschluss an den derzeiti-
gen Turnus in die Lehrpraxis kom-
men.
• Es werden zwei Modelle erprobt,
nämlich zwei Praxen mit sechsmo
natiger Lehrpraxis und drei Praxen
mit zwölfmonatiger Lehrpraxis. So-
mit können insgesamt sieben Jung-
medizinerinnen bzw. -mediziner pro
Jahr eine Lehrpraxis absolvieren.
• Die Auswahl der Lehrpraxen wer-
den Land, Bund, Vorarlberger Ge-
bietskrankenkasse, Ärztekammer
und
Krankenhausbetriebsgesell-
schaft (KHBG) gemeinsam treffen.
• Die jungen Ärztinnen und Ärzte blei-
ben während der Lehrpraxisdauer im
Krankenhaus angestellt und werden
den Lehrpraxen zugeteilt.
• Es findet eine externe Evaluierung
u.a. hinsichtlich der notwendigen
bzw. sinnvollen Dauer der Lehrpra-
xis statt.
Die Kosten des Pilotprojekts sind mit
jährlich 270.000 Euro veranschlagt,
die wie folgt auf die einzelnen Part-
ner verteilt sind: Land Vorarlberg
100.000 Euro, Bund 80.000 Euro,
Vorarlberger Gebietskrankenkasse
und Ärztekammer 45.000 Euro aus
Präsidialreferent
Dr. Burkhard Walla
„Ein guter Tag, nicht nur für
die jungen Ärztinnen und
Ärzte, die Allgemeinmedizi-
ner werden wollen, sondern
auch für die Vorarlberger
Patientinnen und Patienten,
die von jeder Qualitätsver
besserung in der Ärzteaus
bildung letztendlich profi
tieren“.
ImRahmen einer Pressekonferenz imLandhaus in Bregenz haben kürzlich LRDr. Christian Bernhard,
Dr. Silvia Türk, Leiterin der Reformarbeitsgruppe Ärzteausbildung beim Bundesministerium für Ge-
sundheit, VGKK-Obmann Manfred Brunner und seitens der Ärztekammer für Vorarlberg Dr. Burk-
hardWalla über die Einigung zur Schaffung eines eigenen Lehrpraxismodells informiert.
Pressekonferenz im Landhaus in Bregenz: v.l.n.r. Dr Burkhard Walla, LR Dr. Christian Bernhard, Dr. Silvia Türk, VGKK-Obmann Manfred Brunner
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| Arzt im Ländle
03-2014