Zu Beginn des Jahres 2012 habe ich an dieser Stelle
folgenden Wunsch formuliert:
„Ich würde mir sehr
einen baldigen Beschluss der Gesundheitsplattform
zur Einführung einer zumindest einjährigen Lehr
praxis für die Ausbildung der Ärztinnen und Ärz
te für Allgemeinmedizin wünschen, damit das hier
wachsende Nachwuchsproblem zumindest zum Teil
entschärft werden könnte. Denn ohne Stärkung und
Ausbau der allgemeinmedizinischen und auch nieder
gelassenen fachärztlichen Versorgung werden sämtli
che Projekte zur Spitals(ambulanz)entlastung ohne
Erfolg gekrönt sein.“
Es sind nun zwei Jahre vergangen, in denen so
wohl kammerintern als auch medial über das The
ma Lehrpraxis viel diskutiert wurde. Immer wieder
erfolgten kontroverse Statements politischer Akteure
und der ärztlichen Berufsvertretung.
Die Besetzung von Kassenvertragsstellen für All
gemeinmedizin wurde in den letzten fünf Jahren
zunehmend schwieriger. Nicht nur im ländlichen
Raum, sondern auch in den Ballungszentren sind
Kassenvertragsstellen über einen längeren Zeitraum
nicht besetzbar (Lingenau, Bregenz, Kennelbach,
Lustenau, Schruns etc.). Aktuell sind drei Kassen
arztstellen unbesetzt. Dies liegt nicht im Verantwor
tungsbereich der Ärztekammer, und sicher auch nur
bedingt in dem der Sozialversicherung (Arbeitsbe
dingungen im niedergelassenen Bereich), sondern
fast ausschließlich im Verantwortungsbereich jener,
die für die Ausbildung der Jungärzte zuständig sind.
Das sind Bund, Länder und Gemeinden.
Die Evaluierung der Ausbildung von Turnus
ärztinnen und Turnusärzten für Allgemeinmedizin
zeigt über die Jahre klar Defizite auf. Die Rechtslage
sowie die Strukturentwicklung der Fachabteilungen
schränkt die selbstständige Tätigkeit der Ausbil
dungsärzte hochgradig ein. Die fortschreitende Spe
zialisierung hat dazu geführt, dass viele Erkrankungs
bilder überwiegend im niedergelassenen Bereich be
handelt werden und so im Rahmen der Ausbildung
nicht gelehrt werden können. Daher ist die seit über
20 Jahren geforderte verpflichtende Lehrpraxisaus
bildung überfällig.
Während in östlichen Bundesländern große po
litische Widerstände gegen die verpflichtende Ein
führung der Lehrpraxis mit ausreichender Dauer be
stehen, werden in unserem Bundesland die Zeichen
der Zeit allmählich erkannt. Ich bin mir sicher, dass
dieser Neujahrswunsch in absehbarer Zeit in Vorarl
berg in Form eines guten Pilotprojektes in Erfüllung
gehen wird.
Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr, in dem lang
jährige Visionen realisiert und fruchtbare politische
Diskussionen zur Aufrechterhaltung einer guten Pa
tientenversorgung sowie zur Weiterentwicklung des
Gesundheitssystems im Interesse der Patientinnen
und Patienten und aller imGesundheitswesen tätigen
Berufsgruppen, stattfinden werden.
Ihr Präsident
MR Dr. Michael Jonas
Neujahrswunsch
C e t e r u m
Arzt im Ländle
01-2014
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