ÖÄK, COVID-19

Wieder einmal werde auf Aktionismus und Mangelverwaltung gesetzt, anstatt das Problem an der Wurzel zu packen, kritisiert der ÖÄK-Vizepräsident.

„Für die kleine Menge an Impfstoff, die es derzeit gibt, reichen auch die bisherigen Arbeitszeitregeln“, bringt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, seine Kritik auf den Punkt. Die Änderungen der Arbeitszeitregeln, die die Unterschreitung der Arbeitsruhe und die Überschreitung der täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeit ermöglicht, seien daher „reiner Aktionismus“, sagt Mayer. Wieder einmal zeige sich: Anstatt die Probleme bei der Wurzel zu packen, beschränke man sich auf die Verwaltung der Mängel.

„Wir sehen seit Langem dasselbe Schema beim Spitalspersonal: Statt Ausbildung und Arbeitsbedingungen attraktiver und hochwertiger zu gestalten, überlegt man lieber mit Änderungen am Arbeitszeitgesetz beschleunigten Raubbau an den schwindenden Ressourcen“, sagt Mayer. Vor dem drohenden Ärztemangel und dem internationalen Wettbewerb um den Ärztenachwuchs verschließe man dagegen einfach die Augen. „Spätestens jetzt, wo die Zustände an den Intensivstationen immer prekärer werden, sollte auch dem letzten politisch Verantwortlichen klar werden: Betten kann man schnell aufstellen, doch ohne passendes und gut ausgebildetes Personal bringt das gar nichts. Dem bestehenden Personal einfach mehr Betten zuzuteilen, kann nicht ernsthaft als zukunftssichere Option angesehen werden“, so Mayer.

Sowohl beim Personal als auch beim Problem der Impfstoffknappheit müsse endlich einmal Ursachenbehebung betrieben werden, fordert der ÖÄK-Vizepräsident. „Durch eigenes Verschulden der Verantwortlichen haben wir jetzt zu wenig Impfstoffe. Wir dürfen uns aber nicht damit begnügen, neidvoll nach Israel, Großbritannien und die USA zu blicken, wo man rechtzeitig und ohne Feilschen wie am Basar eingekauft hat“, sagt Mayer. „Selbst wenn man jetzt zu überhöhten Preisen Impfstoffe kauft, ist das immer noch günstiger als Lockdowns, überlastete Intensivstationen, Todesfälle und Kollateralschäden in unabschätzbarem Ausmaß“, appelliert Mayer: „Wer das immer noch nicht verstanden hat, sollte sich bewusst sein, dass er dafür die Verantwortung zu tragen hat.“