„Neue Zeiten – neue Herausforderungen“

Die Ärztekammer Vorarlberg möchte sich zukünftig stärker in einem gesundheitspolitischen Dialog engagieren. Zur Entwicklung einer inhaltlichen Strategie hat die Kammer am 10./11. April 2015 im „Junker Jonas Schlössle“ in Götzis die Kammermitglieder zu einem Visionstag geladen. Gemeinsam mit Menschen aus den unterschiedlichsten beruflichen Kontexten sollten dabei starke Visionen und Impulse entstehen. Begleitet wurde die Veranstaltung vom Prozessentwicklungsbüro Metzler/Partner gemeinsam mit einem Kernteam der Ärztekammer.

Wie sieht eine zukunftsweisende Standortbestimmung der Ärztekammer aus, was sind ihre Aufgaben angesichts einer sich in der Krise befindenden Gesundheitspolitik, wie können wir uns verstärkt in einen gesundheitspolitischen Dialog einbringen, wo liegen Freude und Sinn im Arztberuf heute und morgen, können wir als Ärztekammer eine verantwortungsvolle Vorreiterrolle in der Gesundheitspolitik übernehmen?
Diese Fragen waren Ausgangspunkte für die Einleitung eines Visionsprozesses durch die Ärztekammer für Vorarlberg mit  nunmehriger Durchführung eines Visionstages. Zur Entwicklung und Unterstützung des Visionsprozesses bildete sich bereits im Vorfeld zu dieser Veranstaltung ein Kernteam, von welchem u.a. nachfolgende Ziele und Thesen erarbeitet wurden.

  • Warum müssen/wollen wir uns in den gesundheitspolitischen Dialog verstärkt einbringen?

  • Was braucht es, um die gesundheitspolitischen Herausforderungen zu meistern?

  • Wie schaffen wir den Spagat zwischen gesellschaftspolitischer Verantwortung und beruflicher Interessen?

  • Gemeinsame Klarheit über die Themen und Fragen für den verstärkten gesundheitspolitischen Dialog („wohin die Reise geht“)

  • Gemeinsame Werte, Freude und Motivation für den Arztberuf

  • Energie und Einbindung junger Kolleginnen und Kollegen sowie visionärer Menschen aus anderen Verantwortungsbereichen

Zwei kurze und anregende Impulsreferate durch die Direktorin der Inatura Frau Mag. Ruth Swoboda und durch den Regisseur und Pychotherapeuten Dr. Micheal Worsch als Auftakt der Veranstaltung gaben kreative Anregungen und Inspirationen.
Ein eigens von der Ärztekammer für diese Veranstaltung entwickelter Film mit dem Titel „Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?“ würdigte die Entwicklung des Gesundheitssystems in Vorarlberg seit der Gründung der Ärztekammer im späten neunzehnten Jahrhundert. Neben einer kurzen historischen Darstellung der wesentlichen Meilensteine leitet der Film auf die derzeitige Rolle und die Aufgaben der Ärztekammer über.
Die Visionstage waren von einem offenen, innovativen Geist geprägt. Das Kernteam schuf in seiner Rolle als Gastgeber im Junker Jonas Schlössle einen qualitätsvollen Raum für lebendige Gespräche. Die Prozessleitung verstand es, mit Kommunikationsformen wie World Cafe und Dialogkreisen einen inspirierenden assoziativen Rahmen zu schaffen. Auf diese Weise konnten die rund 50 Teilnehmer in zahlreichen kleinen Arbeitsgruppen die verschiedensten Fragestellungen kreativ vertiefen und „neu denken“. Am Ende des Visionsprozesses wurden die roten Fäden aufgenommen und zu „Take home messages“ zusammengewoben.

So ergaben sich quasi organisch folgende Handlungsfelder für die Zukunft:

  • Verbesserte Kommunikation innerhalb der Ärzteschaft

  • Konkrete Schritte hin zum verstärkten Dialog mit PatientInnen und anderen Systempartnern

  • Institutionalisierung eines gesundheitspolitischen Dialogs mit Menschen aus unterschiedlichen Verantwortungsbereichen

  • Öffnung, Stärkung und Erweiterung der Rolle der Ärztekammer

  • Förderung der Selbstverantwortung

  • Realisierung einer offenen interdisziplinären Zusammenarbeit

  • Gewinnung von Vertrauen auf allen Ebenen

  • Effektive Einbringung von Fach- und Systemwissen in den gesundheitspolitischen Diskurs

  • Es geht um den Menschen und die Freude am Arztberuf.

Das beim Visionstag gemeinsam Gedachte und Erarbeitete soll nun weiterentwickelt und in die Breite getragen werden. Die Ergebnisse dienen als Fundament, Anleitung und Wegweiser für eine strategische Zukunftsausrichtung der Ärztekammer.
Präsident MR. Dr.  Michael Jonas dankte dem Kernteam und allen Teilnehmer*innen für ihr Engagement und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Vision einer attraktiven, innovativen Ärztekammer auch von vielen jungen Kolleginnen und Kollegen mitgetragen wird.

Stimmen zum Visionstag...

Ich staune über die Öffnung der Ärztekammer und die Offenheit, was da alles entstanden ist! Es war schön, dass andere Berufsgruppen dabei sein konnten und dass wir gut zu Wort kommen konnten und auch wirklich gehört wurden. Die Ärzt*innen ließen sich in kürzester Zeit auf für sie unbekannte Kommunikationsmöglichkeiten und andere Formen des Gesprächs ein. An der Schlussrunde merkte man, dass trotz des ganzen Zweifels im Vorfeld ganz viel passiert ist – das war überraschend und schön. Ich wünsche mir, dass das weiter geht und größere Kreise zieht.

Stefanie Böhler Liolios, Physiotherapeutin, Bregenz

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Ich habe diese beiden Tage gut in Erinnerung: Sich mit verschiedenen Kollegen, die alle unterschiedliche Perspektiven haben, jenseits des Arbeitskontextes zu treffen, eröffnete neue Zugänge. Neue Fragen entstanden im „Miteinander“ – und das sind völlig andere Fragen, als jene, die sich aus der Arbeitsstruktur heraus ergeben. Dieses Schaffen muss weitergetragen werden. Jeder muss jetzt für sich formulieren und konkretisieren – und vor allem: dazu stehen!

Dr. Florian Stockinger, LKH Bludenz

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Ich möchte mich gerne für die verrückte Idee bedanken, mich zu diesen Visionstagen der Ärztekammer einzuladen!

Es war für mich am Anfang zwar etwas schwer in die Gruppe rein zu finden, aber dann fühlte ich mich sehr wohl in dem tollen Gefühl, dass alle Beteiligten sehr viel Energie für die Zukunft ihrer „Zunft“ investieren wollen. Das löste auch bei mir eine frühlingshafte Aufbruchsstimmung aus. Ich war überrascht, wie viel Gewinn ich daraus ziehen konnte. Ich wünsche dem Kernteam und auch dem Vorstand, dass sie den maximalen Nutzen aus diesem Projekt ziehen können!

Birgit Plankel

Betriebsratsvorsitzende, Gebrüder Weiss, Wolfurt

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„Dialoge auf hohem Niveau. Es hat ein sehr schöner Austausch stattgefunden im Vergleich zum rauen Wind der üblicherweise in der öffentlichen Debatte um die Medizin herrscht. Die Ärztekammer stand im Dienste des Dialogs, in dem die Frage nach dem Arzttum im Mittelpunkt stand. In der Vielfalt der Ansätze stand jedoch die Frage nach dem Menschen im Zentrum“.

Dr. Jutta Gnaiger-Rathmanner, Feldkirch

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Ich bin sehr begeistert von dieser für mich neuen wertschätzenden Herangehensweise. Mich hat das stark beeindruckt, dass die Ärztekammer einen solchen Prozess beginnt, mit allen zusammen hinzuschauen, dass es so etwas Lebendiges gibt, das uns alle einschließt, da ich die Ärztekammer als starre Institution kennengelernt habe. Dass es diese spürbare Bewegung gibt, motiviert mich als jungen Arzt da zu bleiben. Unterschiedliche Player überlegen sich ja, wie sie junge ÄrztInnen ins Land bringen können. Eine solche Herangehensweise hat auf uns junge Ärzte eine unglaubliche Wirkung und ist ein starkes Zeichen. Wir sind dem tieferen Kern nahegekommen, das ist das, was wir alle brauchen.

Dr. Tobias Stadelmann, LKH Hohenems

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Ich habe mich gefreut beim Visionstag dabei sein zu dürfen und die Tage sehr positiv erlebt. Ich nahm mit Staunen eine große Offenheit wahr und den Willen zur Veränderung. Da ich mich bisher wenig mit den Belangen der Ärztekammer befasst habe, war ich teils verwundert über Berichte und Erzählungen. Ich würde eine größere Einmischung der Ärztekammer in das politische und gesellschaftliche Leben sehr begrüßen.

Katharina Rizza

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Es war wirklich eine ganz besondere Veranstaltung. Das Öffnen, das Zulassen von neuen, anderen Bildern hat diese Visionstage geprägt. Man hat seine normalen Denkmuster und Vorgehensweisen verlassen und ist auf ganz außergewöhnliche neue Ansichten und Stimmungen gestoßen. Was in mir noch heute nachklingt, ist dieses visualisieren eines Zieles, welches in der Zukunft bereits gelebt wird. Und genau dieses Gefühl, dieses Bild an den Beginn eines Prozesses zu stellen. Ein ungemein wertvolles Werkzeug.

Ruth Swoboda

Auf Grundlage der Ergebnisse der Visionstage im April 2015 wurden nunmehr im Rahmen einer Visionsklausur am 20./21. November 2015 konkrete Umsetzungsschritte erarbeitet Auch die Klausur war - wie schon der Visionstag - von einem offenen und sehr innovativen Geist geprägt und wurde wiederum vom Prozessentwicklungsbüro Metzler/Partner gemeinsam mit einem Kernteam der Ärztekammer professionell begleitet.

Die Schriftstellerin Gabriele Bösch hat ein berührendes, persönliches literarisches Dokument verfasst, das die Atmosphäre und den Geist dieser Tage nacherleben lässt. Das gesamte literarische Protokoll von Gabriele Bösch fiinden Sie unter nachstehendem Anhang. Sobald die umfangreiche Dokumentation der Visionsklausur fertig gestellt ist, werden wir Sie über die Ergebnisse informieren und zur weiteren gemeinsamen Arbeit einladen

Für ein heilsames Miteinander

Mit dem Ziel sich zukünftig stärker in einem gesundheitspolitischen Dialog zu engagieren hat die Ärztekammer für Vorarlberg ihre Mitglieder am 21. und 22. Oktober 2016 zu ihrem dritten Visionstag geladen. Auf Grundlage der bisherigen Ergebnisse wurden nunmehr speziell zu den Themenkreisen „Vernetzung“ und „Mentoring“ konkrete Umsetzungsschritte erarbeitet. Auch dieser Visionstag war wiederum von einem offenen und sehr innovativen Geist geprägt und wurde vom Prozessentwicklungsbüro Metzler/Partner gemeinsam mit einem Kernteam der Ärztekammer professionell begleitet.

Wie sieht eine zukunftsweisende Standortbestimmung der Ärztekammer aus, was sind ihre Aufgaben angesichts einer sich in der Krise befindenden Gesundheitspolitik, wie können wir uns verstärkt in einen gesundheitspolitischen Dialog einbringen, wo liegen Freude und Sinn im Arztberuf heute und morgen, können wir als Ärztekammer eine verantwortungsvolle Vor-Reiter-Rolle in der Gesundheitspolitik übernehmen? Diese Fragen waren Ausgangspunkt des im April 2015 begonnen Visionsprozesses der Ärztekammer für Vorarlberg.

Hauptthema dieses Visionstages, zu dem auch wiederum Personen aus allen Bereichen des Alltags eingeladen waren, bildete die bisherige Arbeit der zwei Entwicklungskreise "Innere Versöhnung" und "Mentoring".

Nach 3 spannenden Impulsreferaten zu den „Themen Mentoring in der Wirtschaft“, „politische Erfahrungen zu Fragen der Vernetzung“ und „Glück und Zeit“ eingangs des Visionstages wurde das, was an Gedanken und Vorstellungen existiert, dann in einem breiteren Nachdenkprozess offen gelegt und gemeinsam weiter entwickelt.

Entwicklungskreise  „Innere Versöhnung“ und „Mentoring“

Themen des Entwicklungskreises „Innere Versöhnung“ sind Wertschätzung, Verständnis untereinander und alles das, was zu einer freundschaftlichen Verbundenheit unter einer Ärztegemeinschaft beitragen kann. Die TeilnehmerInnen gingen dann im einzelnen folgenden Fragen nach:

- Was macht ein Netzwerk attraktiv?

- Wie entstehen spannende Netzwerke, wie wird ein Feuer entfacht?"

- Was ist dem inneren Zusammenhalt einer Gemeinschaft dienlich?

- Was bringt gegenseitige Unterstützung, Leichtigkeit und Freude?

Ziel dieser Vernetzung soll sein, die Freude am Beruf zu fördern und zu erhalten. Freude soll vor allem auch im Alltag existieren und durch ein gutes optimiertes Netzwerk gestützt werden.

In der Umsetzung der „Vernetzung“ geht es vor allem darum, wie eine die Kultur der Offenheit gelebt und der fachübergreifenden Austausch gefördert werden kann. Mit einer Vielseitigkeit der Netzwerkaktivitäten (Sport, Familie, fachlicher Inhalt, interdisziplinär...) soll Kennenlernen und Vertrauen gestärkt werden.

Der Start ist das Erfassen und Einbinden bereits bestehender Strukturen und Gruppen aus den unterschiedlichen Fachrichtungen.

Beim Mentoring stellten sich zusätzlich Kernfragen wie:

Wie kann ein - speziell auch auf die Strukturen unseres Landes abgestimmtes - Mentoring-Modell aussehen?

Wie finden wir und wie finden sich Mentor*innen und Mentees

Wie soll das klassische Mentoring angepasst sein, damit es die ursprüngliche Vision (Freunde und Leidenschaft am Beruf vermitteln, sich gegenseitig unterstützen) stärkt.

Auf großen Anklang trafen viele „Vorarlberger Ideen bzw. Spezialitäten“, die im kommenden Jahr weiterentwickelt werden sollen.  

Alles in allem war die dichte, höchst konzentrierte und intelligent konzertierte Lernatmosphäre spürbar.

„Denn das kleine Glück ist vor allem eine Sichtweise auf Dinge, die veränderbar sind“.