ÖÄK, COVID-19

Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, richtet angesichts der kursierenden Delta-Variante des Coronavirus einen dringenden Appell an Bund und Länder.

„Wir laufen Gefahr, die Fehler des vergangenen Sommers exakt zu wiederholen“, warnt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Auch damals haben die politisch Verantwortlichen gedacht, das Virus sei nun einfach verschwunden. Wenige Monate später haben wir uns in einem Lockdown mit vollen Intensivstationen wiedergefunden.“ Der einzige Unterschied sei, dass es nun Impfstoffe gibt. „Diese müssen wir nun dringend kaufen und schnell verimpfen“, appelliert Szekeres. Vor allem angesichts der Delta-Variante des Coronavirus sei das wichtiger denn je – denn bei dieser Variante brauche es für einen effektiven Schutz das vollständig erfüllte Impfschema.

„Derzeit ist die Lage aber so, dass fast die Hälfte der impfbaren Bevölkerung noch nicht einmal einen Stich erhalten hat und völlig ungeimpft ist. Das Impftempo muss dringend erhöht werden und die Organisation muss verbessert werden“, fordert Szekeres daher. Er könne auch nicht verstehen, warum der Bundeskanzler schon jetzt eine Million Impfdosen an das Ausland verschenke. „Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind noch nicht geimpft – es ist noch nicht die Zeit für großzügige Spenden gekommen.“

Derzeit gebe es in den neun Bundesländern neun unterschiedliche Impfstrategien und unterschiedliche Tempi. „Daher hinken einzelne Bundesländer bei der Durchimpfungsrate nach - beispielsweise Wien, wo man offensichtlich großes Misstrauen gegen die eigenen Hausärztinnen und Hausärzte hegt. Anders ist die mangelnde Versorgung der niedergelassenen Ärzte, die ihre riesige Impfbereitschaft jederzeit unter Beweis gestellt haben, nicht zu erklären“, sagt Szekeres. Doch gerade auf die Vertrauensärzte komme es jetzt an. „Es braucht jetzt vermehrt Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit, die am besten der behandelnde Arzt leisten kann“, so der ÖÄK-Präsident.

Es sei naiv zu glauben, dass die Delta-Variante des Virus in England bleiben werde – erste Fälle würden in Österreich ja schon jetzt registriert. „Wir befinden uns aktuell in einem Wettlauf mit dem Virus, es müssen dringend Impfstoffe besorgt werden. Es sieht derzeit nicht so aus, als hätten Bund und Länder etwas aus den bisherigen Infektionswellen gelernt. - es muss ein Einkauf im großen Stil stattfinden und es muss eine einheitliche und schnelle Verimpfung unter verstärkter Einbindung der niedergelassenen Ärzte stattfinden“, sagt Szekeres. „Die aktuellen Öffnungen sind zu begrüßen – sie sind ein Zeichen für die Erfolge, die wir gemeinsam im Kampf gegen die Pandemie erreicht haben und die Bevölkerung hat sich diese Erleichterungen verdient. Aber wenn wir keine Strategie hinter den Öffnungen verfolgen, dann kehrt der Lockdown schneller zurück, als wir uns aktuell vorstellen können“, warnt Szekeres abschließend: „Jeder Impfstoff ist günstiger für die Wirtschaft und für uns alle als ein Lockdown, der 1,5 Milliarden Euro pro Woche kostet – etwaige Kollateralschäden noch gar nicht eingerechnet.“