ÖÄK, MUKI

Statt neue Ideen für ÖGK-betriebene Primärversorgungszentren zu wälzen, sollten längst überfällige Honorarvalorisierungen umgesetzt werden, kritisiert ÖÄK-VP Johannes Steinhart.

„Anstatt neue Projektideen zu wälzen sollte der ÖGK-Obmann lieber schon vereinbarte Verträge für attraktivere Kassenverträge unterschreiben“, kritisiert Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte die jüngste Idee, von der ÖGK betriebene Primärversorgungszentren aufzubauen.  Steinhart appelliert an ÖGK-Obmann Andreas Huss: „Er ist nicht erst seit gestern ÖGK-Obmann und hätte auch schon als Obmann der Salzburger GKK längst diese Mängel beheben können“. Leider würde aber vieles brachliegen und Vorschläge, die zwischen den Länderärztekammern und den Landesstellen vereinbart wurden, nicht von der ÖGK unterschrieben werden.

Keine Valorisierung seit 27 Jahren
Eine Baustelle sei beispielsweise die Honorarpolitik bei Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde sowie bei den Gynäkologen in Bezug auf die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Erst jüngst forderte die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) eine Erhöhung. Seit 1994 seien die Honorare bei Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nicht erhöht worden, kritisieren die Kinderärzte in einem Brief an Familienministerin Susanne Raab. Die „überfällige Anpassung“ der Mutter-Kind-Pass-Honorare wäre ein „sehr wesentlicher Schritt“ zur Bekämpfung des Versorgungsdefizits. Die Kinderärzte seien bislang immer mit der Argumentation vertröstet worden, dass der Mutter-Kind-Pass zunächst inhaltlich überarbeitet werden müsse, bevor er valorisiert werde. Nach 27 Jahren sei allerdings ein Punkt erreicht, an dem ein weiteres Zuwarten nur mehr schädlich sei, betont die ÖGKJ. Dem schließt sich die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte an: „Es ist skandalös, dass die Krankenkasse – aber auch das Familienministerium - es bald 30 Jahre lang nicht geschafft hat, die Honorare für diese Untersuchungen sowohl bei Kinderärzten als auch bei Gynäkologen endlich zu valorisieren“, sagt Steinhart: „Dann darf man sich nicht wundern, dass immer mehr Kassenstellen unbesetzt bleiben“.

Honorare erhöhen, nicht andere reduzieren
Ein weiterer Vorschlag von Huss lässt bei der Österreichischen Ärztekammer die Alarmglocken schrillen: Als Lösung für die niedrigen Honorierungen bei Allgemeinmedizinern und Kinderärzten sprach Huss im Ö1-Morgenjournal über einen „internen Austausch“ der Honorare, man müsse hochverdienenden Ärzten „etwas reduzieren“ und den Allgemeinmedizinern, Kinderärzten und Psychiatern mehr geben: „Honorare zu reduzieren ist der genau falsche Weg – außer, man möchte in vielen weiteren medizinischen Fächern einen Kassenärztemangel bewirken“, sagt ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres. Ärztliche Leistungen müssten adäquat honoriert werden: „Wir benötigen insgesamt eine leistungsgerechte Finanzierung aller Fächer, ohne dass andere Fächer dadurch einen Nachteil erhalten“, betont Szekeres.