ÖÄK, COVID-19

Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer fordert wegen derzeitiger Überbelastung der Normalstationen gesundheitspolitische Solidarität und denkt an strengere FFP2-Maskenpflicht gegen die Flut an Neuinfektionen.

Mit den seit 5. März gelockerten oder sogar gefallenen Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus, bis hin zur Aussetzung der Impfpflicht, haben sehr viele Menschen in Österreich sehr viel Freiheit und ein Stück Normalität zurückbekommen – auf eine Gruppe wurde dabei allerdings vergessen, wie Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, betont: „An das Spitalspersonal denkt wieder einmal niemand! Der Höchststand von knapp 48.000 SARS-CoV-2-Neuinfektionen am gestrigen Tag mag sich vielleicht nicht sofort in den Intensivstationen niederschlagen, sie belasten aber jetzt die so genannten Normalstationen so schwer, dass uns bereits die Betten ausgehen und dass ein Teil des Personals entkräftet und entnervt bzw. infiziert ist, reihenweise kündigt oder Versetzungen anstrebt. Es ist traurig, aber die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger – sie alle fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.“

„Die Folgen der Lockerungen müssen wieder jene ausbaden, die sich seit Pandemiebeginn für andere aufopfern und unsere Patientenversorgung trotz Krisenmodus auf Top-Niveau aufrechterhalten. Aber auch das Spitalspersonal würde sich wieder mal ein etwas leichteres Leben wünschen – daran denkt bei der öffentlichkeitswirksamen Bekanntgabe von Lockerungen natürlich niemand“, ärgert sich Mayer. „Ich appelliere daher an die Politik und insbesondere an den neuen Gesundheitsminister Rauch: Bitte denken Sie bei Ihren Entscheidungen nicht nur an den kurzfristigen Applaus, noch dazu von Personen, die ohnehin nicht auf die Wissenschaft hören – und überdenken Sie, ob wirklich alle Lockerungen im Sinn einer gelebten gesundheitspolitischen Solidarität sein müssen!“

Der Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer gab konkret zu bedenken, ob es nicht möglich sei, einfache, aber auch höchst effektive Schutzmaßnahmen vor einer Corona-Infektion wieder vorzuschreiben oder beizubehalten – wie etwa eine strengere FFP2-Maskenpflicht, insbesondere in Innenräumen: „Das wäre ein notwendiger Solidarakt mit dem Spitalspersonal. Das sind wir diesen Helden der Pandemie schuldig.“