ÖÄK, Medizinprodukte

Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer sieht Verkauf des Medizingeschäfts von Semperit nach Asien kritisch und fordert europäische und heimische Unabhängigkeit.

Die österreichische Semperit AG Holding hat sich nach eigenen Angaben mit einem südostasiatischen Handschuhproduzenten mit Sitz in Singapur über den Verkauf des eigenen Medizingeschäfts geeinigt – dabei geht es hauptsächlich um Operations- und Untersuchungshandschuhe. Für Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, ein alarmierendes Zeichen: „Wir dürfen uns in Österreich, aber auch in Europa, in keinerlei Abhängigkeiten begeben, was die Versorgung mit Medizinprodukten betrifft – das hat uns allein schon die Corona-Pandemie gezeigt. Auch da war die Europäische Union, etwa bei der Versorgung mit medizinischer Schutzausrüstung, viel zu sehr von anderen Staaten abhängig. Ziel muss es sein, in diesem Bereich europaweit unabhängig zu werden und dafür konkrete Strategien zu entwickeln.“

„Wider jede Vernunft geraten wir hier in Abhängigkeiten von ausländischen Produktionsstätten, die in Österreich, einem der reichsten Länder in Europa, einfach nicht sein dürfen – hier müsste man doch politisch gegensteuern können, um so etwas zu verhindern und den Wirtschaftsstandort Österreich und die eigenen Unternehmen – speziell in diesem Bereich – zu stärken“, befindet Mayer.

Wohin das führen könne, sehe man aktuell auch bei der auf vielen Ebenen mangelhaften Versorgung mit Medikamenten in Österreich: „Das ist ein Drama, das noch lange nicht zu Ende ist. Die Österreichische Ärztekammer hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass es erstens zu jeder Zeit ausreichende Medikamenten-Reserven braucht und zweitens die Möglichkeit geschaffen werden muss, dass sich die Ärztin oder der Arzt in Echtzeit darüber informieren können, welche Medikamente wirklich verfügbar sind, um mit ihrer medizinischen Kompetenz sofort ihre Therapie dementsprechend anzupassen.“