ÖÄK, Digitalisierung

Alles, was im Spital nicht mehr analog gemacht werden muss, entlastet Ärztinnen und Ärzte, befreit von unnötiger Bürokratie und bringt mehr Zeit für die Patientenversorgung.

„Dass Gesundheitsminister Johannes Rauch die Digitalisierung im österreichischen Gesundheitssystem vorantreiben will, ist äußerst begrüßenswert. Wir als Spitalsärztinnen und Spitalsärzte bieten ihm dabei jede Unterstützung an, denn insbesondere in den Spitälern ist digital noch viel Luft nach oben, wie wir seit Jahren betonen“, sagt Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. „Alles, was im Spital nicht mehr analog gemacht werden muss, sondern automatisch und digital erledigt werden kann, seien es die ärztliche Dokumentation, die Entlassungsbriefe oder das Personalmanagement, entlastet unsere Ärztinnen und Ärzte. Das befreit von unnötiger Bürokratie und bringt mehr Zeit für das, wofür wir eigentlich da sind, fürs Arztsein und für die bestmögliche Betreuung unserer Patienten.“

Ganz konkret nennt Mayer die wichtigsten Maßnahmen: konstruktiver Ausbau einer einheitlichen IT-Infrastruktur in den Spitälern, Entwicklung von digitalen Apps zur Unterstützung bei der Patientendokumentation und technische, aber auch personelle Unterstützung bei nicht-ärztlichen Tätigkeiten, etwa beim Verfassen von Entlassungsbriefen, aber auch bei der Erstellung von Arbeitsplänen. „Der Staat muss die Krankenhäuser derart technisch aufrüsten, dass es taugliche EDV-Schnittstellen gibt, die die Arbeit erleichtern. Die Spitalsärzte in Österreich wenden aktuell rund 40 Prozent ihrer Tätigkeit für Dokumentation und bürokratische Aufgaben auf, bei den Turnusärzten sind es bis zu 50 Prozent.“ Dies könne, so Mayer, mit den entsprechenden, zeitgemäßen EDV-Strukturen mindestens um die Hälfte verringert werden – ohne Qualitätsverlust. „In den meisten Spitälern erfüllt die IT nicht das, was wir Ärzte uns erwarten. Daher ist die Initiative des Gesundheitsministers wirklich sehr erfreulich. Wir stehen gerne mit unserer Expertise bereit, um die Digitalisierung mit anzuschieben und zu beschleunigen.“

Bei der konkreten Umsetzung dürfe aber keineswegs die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) als Vorbild dienen, warnte Mayer: „Denn ELGA ist leider kein Best-Practice-Beispiel. Wir brauchen effiziente, zeitsparende und vollständige Tools. Datenschutz darf keine Ausrede für bestehenbleibende Insuffizienz sein.“

Keine Einsparungen an anderer Stelle im Spital
„Das ist ein klares Ja zur Digitalisierung – aber auch ein klares Nein zu gleichzeitigen Einsparungen an anderer Stelle im Spital“, mahnt Mayer. „Denn diese würden auf Kosten des Personals gehen, und das ist nach wie vor die wichtigste Ressource in unseren Krankenhäusern. Der Ausbau der Digitalisierung darf auf keinen Fall dazu verführen, beim Personal einzusparen, wie es sich manche Gesundheitsökonomen manchmal wünschen und mit Phantasiezahlen untermalen. Ganz im Gegenteil, man wird auch Geld für die Besetzung von unbesetzten Dienststellen und für eine Ausbildungsoffensive in die Hand nehmen müssen – die Digitalisierung allein wird unsere Probleme nicht lösen und den drohenden Ärztemangel nicht stoppen.“ Auch die Forderung nach einer flächendeckenden Einführung von Dokumentationsassistenten in den Spitälern bleibt seitens der Ärzteschaft aufrecht.