ÖÄK, Gesundheitsversorgung

Edgar Wutscher, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, und sein Stellvertreter, Dietmar Bayer, sind irritiert über Aussagen beim Apothekerkongress.

Im Rahmen des Apothekerkongresses seien Aussagen gefallen, die für sehr viel Erstaunen bei der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer gesorgt haben. Gesundheitsminister Johannes Rauch, der vor Ort war, hatte dort betont, das Impfen in Apotheken rechtlich rasch ermöglichen zu wollen und die Apothekerkammerpräsidentin ließ damit aufhorchen, Arztordinationen in den Apotheken installieren zu wollen.

Ohne Ärzte geht’s nicht
„Ohne Ärztinnen und Ärzte geht’s nicht, wir sind nun einmal diejenigen, die Patientinnen und Patienten behandeln“, betont Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte.  Daher müsse das Impfen auch weiter in ärztlicher Hand bleiben, allein wegen der Patientenanamnese, dem Klären von möglichen Vorerkrankungen und Nebenwirkungen: „Der Arzt ist nun einmal derjenige, der die Krankengeschichte seines Patienten am besten kennt – und das ist auch gut so“, sagt Wutscher. Umso irritierender sei die Ankündigung von Gesundheitsminister Johannes Rauch, eine Novelle des Apothekengesetztes im Herbst zu beschließen, wonach Impfen in Apotheken ermöglicht werden soll.

Ebenso irritiert zeigt sich Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, über die Kritik der Apothekerkammerpräsidentin, dass die österreichische Gesundheitsversorgung „schwer medizinlastig, ärztelastig“ sei: „Dass Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen und Patienten medizinisch versorgen ist selbstverständlich und ihr Job, immerhin haben sie auch die langjährige medizinische Ausbildung dafür absolviert“. Die Aussage sei daher absurd: „Das wäre so, als ob man kritisiert, dass das österreichische Brandbekämpfungssystem schwer feuerwehrlastig sei“, so Bayer.

Kassenmedizin stärken
Absurd sei auch der Vorschlag der Apothekerkammerpräsidentin, über die Apotheken eine Infrastruktur für niedergelassene Kassenärzte bereitzustellen: „Der Kassenärztemangel ist nicht die Folge einer fehlenden Infrastruktur, sondern besteht, weil die Arbeitsbedingungen die Kassenmedizin unattraktiv macht“, betont Wutscher und verweist einmal mehr auf die starren Rahmenbedingungen durch die Kassenverträge und den Leistungskatalog.

Statt also über Arztordinationen und das Impfen in Apotheken zu diskutieren, solle die Politik dafür sorgen, die Kassenmedizin zu stärken. Erst jüngst hatte die Sozialversicherung darauf hingewiesen, dass mehr Geld notwendig sei, um die Kassenverträge durch einen einheitlichen Leistungskatalog und einheitlichen Gesamtvertrag attraktiver zu machen: „Ziel der Gesundheitspolitik sollte es sein, die finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Leistungen österreichweit endlich zu vereinheitlichen, es kann einfach nicht sein, dass die Patientinnen und Patienten in Österreich unterschiedliche Leistungen im öffentlichen Gesundheitssystem erhalten“, sagt Wutscher.

Nachdem sich Gesundheitsminister Johannes Rauch Zeit für den Besuch des Apothekerkongresses genommen habe, gehe er nun davon aus, dass Rauch ebenso der Einladung zum Österreichischen Ärztekammertag in einer Woche nachkomme und vor Ort anwesend sein werde. „Ich freue mich auf das persönliche Gespräch mit Gesundheitsminister Johannes Rauch beim Österreichischen Ärztekammertag nächste Woche“, sagt Wutscher abschließend.