ÖÄK-Vizepräsident lehnt Vorstoß von MedUni-Wien-Vizerektor Wagner zur Ausweitung strikt ab. Das organisatorische Versagen darf nicht zu Lasten der Ärzte und Patienten gehen.

Mit großem Befremden quittierte Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, die in der heutigen Kronenzeitung geäußerte Idee von MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner, den Personalmangel durch eine Ausweitung der höchstzulässigen Arbeitszeit der Spitalsärzte kompensieren zu wollen: „Das organisatorische Versagen und der entstandene Personalmangel darf nicht zu Lasten der dort tätigen Ärztinnen und Ärzte, und damit auch der Patientinnen und Patienten, gehen. Ärztinnen und Ärzte sind seit langem über dem Limit und werden weiter ausgepresst wie Zitronen. Mehr geht nicht.“

Mayer verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass für die an der MedUni Wien angestellten Ärztinnen und Ärzte ohnehin bereits eine Sonderregelung von 60 Wochenstunden Arbeitszeit gelte. „Die Reaktion auf die akuten personellen Engpässe darf auf keinen Fall sein, die Arbeitszeit noch weiter zu erhöhen, sondern eher darauf zu schauen, dass alle offenen Dienststellen besetzt sind, neue geschaffen werden und es ärztlichen Nachwuchs gibt. Die Arbeitszeit der Spitalsärzte ist aus unserer Sicht unantastbar. Wer diese anrührt, überschreitet eine rote Linie.“

Eine Arbeitszeit, die 55 oder mehr Stunden betrage, entspreche auch längst nicht mehr den Lebensmodellen des ärztlichen Nachwuchses. „Wir als Ärztekammer-Vertreter hören ganz genau hin, wie die Jungen jetzt und künftig arbeiten wollen – und da wird die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben immer wichtiger. Das gilt auch für die Arbeitszeit in der Wissenschaft. Es müssen jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Ärztinnen und Ärzte, wie die meisten anderen Berufstätigen auch, auf eine ‚echte‘ 40 Stunden-Woche kommen können, anstatt sie ständig dafür zu bestrafen, dass die Politik seit Jahren die schwelenden Personalprobleme nicht lösen kann“, betonte Mayer.