ÖÄK, COVID-19

Umfrage zeigt: Die Logistik in Kombination mit geringer Nachfrage ist die Ursache für Wartezeiten. Viele Hausärztinnen und Hausärzte telefonieren bereits Risikopatienten durch.

„Die aktuell viel diskutierten Wartezeiten bei Covid-19 Impfungen sind aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte logisch nachvollziehbar“, sagt Edgar Wutscher, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. So gelte es einige Rahmenbedingungen zu beachten: Die Vorlaufzeit von Bestellung bis Lieferung beträgt mindestens fünf Tage. Zudem verfügen die Impfampullen über sechs Dosierungen, aus Haltbarkeitsgründen muss die gesamte Ampulle rasch verimpft werden, ansonsten müssen einzelne Dosen verworfen werden. „Nachdem wir Ärztinnen und Ärzte keinen Verwurf des um österreichisches Steuergeld angeschafften Impfstoffes produzieren wollen, müssen die Patiententermine so eingeteilt werden, dass die Phiolen auch aufgebraucht werden“, erklärt Wutscher. Das sei auch der Grund, weswegen Impfärzte einzelne Tage zum Impfen anbieten würden. Um eine Momentaufnahme über die aktuelle Situation zu erhalten, hat die Bundeskurie eine Umfrage unter allen Landesärztekammern durchgeführt. Diese hat ergeben, dass es einerseits Schwierigkeiten bei der Bestellung gibt, aber andererseits auch die Nachfrage nach einer Covid-19-Impfung derzeit generell sehr gering sei. Auch hier geht die Ärzteschaft bereits in die Offensive: „Viele Ärztinnen und Ärzte telefonieren sogar ihre Risikopatienten durch und weisen auf die Impfung hin“, betont Wutscher. Wenn aber der Impfstoff in einzelnen Fällen nicht einmal bestellbar sei, helfe auch der größte Einsatz nicht.

Dieses aktuelle Stimmungsbild zeige ganz klar, dass die Ärztinnen und Ärzte ihre Hausaufgaben gemacht hätten, ergänzt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Umso verwunderlicher sei, dass Gesundheitsminister Johannes Rauch dennoch wieder öffentlich über das Impfen in Apotheken nachdenkt: „Damit werden Patienten unnötig gefährdet“, kritisiert Steinhart und verweist auf die aktuellen Aussagen von Expertin Ursula Wiedermann-Schmidt, unter anderem Mitglied des Nationalen Impfgremiums, die zuletzt in einem Interview betont hatte, dass bei Covid-19 speziell für Risikopatienten das Arztgespräch entscheidend sei. „Der Vertrauensarzt kennt seinen Patienten am besten und kann daher nicht nur mögliche Risiken einschätzen, sondern bei Impfreaktionen auch sofort helfen“, betont Steinhart. Das treffe auf alle Impfungen zu, denn die Impftätigkeit sei deutlich mehr als nur der Stich. „Im internationalen Vergleich verfügt Österreich über einen sehr gut ausgebauten niedergelassenen Bereich, durch den es keinesfalls an Impfangeboten mangelt. Die Sicherheit der Patienten durch das Auslagern des Impfens in Apotheken zu gefährden, ist daher absolut unnötig“, unterstreicht der ÖÄK-Präsident.