ÖÄK, Gesundheitssystem

Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer fordert Gesundheitsminister Johannes Rauch ein Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit zum raschen Abarbeiten offener Baustellen auf.

Mit einem Countdown reagiert der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, auf die Ankündigung von Gesundheitsminister Johannes Rauch, nach der Nationalratswahl in einem Jahr kein Regierungsamt mehr anzustreben: „Die Voraussetzungen sind perfekt: es gibt viel zu tun, einen Minister, der die Probleme erkannt hat und keine Wiederwahl anstrebt. Daher hat der Gesundheitsminister noch wenig Zeit, um jene Reformen anzugehen und jene wichtigen gesundheitspolitischen Baustellen abzuarbeiten, denn im Wahlkampf werden Probleme nur aufgezeigt, aber nicht gelöst. Es bleibt also gerade noch genug Zeit, um mit mutigen Maßnahmen bis zum Sommer 2024 positive Spuren zu hinterlassen!“

„Wir als Bundeskurie der angestellten Ärzte stehen mit unserer Expertise und unserer Tatkraft selbstverständlich gerne zur Verfügung, um die wichtigsten Projekte für eine auch in Zukunft starke Gesundheitsversorgung der Österreicherinnen und Österreicher ins Laufen zu bringen“, betont Mayer. Dazu gehöre nach wie vor auch das Angebot eines Runden Tisches mit allen gesundheitspolitischen Akteuren, das der Gesundheitsminister bisher leider mehrfach ignoriert habe. Mayer: „Warum die Bereitschaft fehlt, mit jenen zu reden, die die Probleme beim Namen nennen, die die Leistungen erbringen und die besten Lösungen kennen, ist unerfindlich. In Wien stehen die Zeichen bereits auf Streik der gesamten Ärzteschaft. Wenn wir nicht schnell handeln, schwappt diese Welle über ganz Österreich.“

Denn die Probleme – insbesondere im Spitalsbereich – sind vielfältig und sollten bekannt sein, wie Mayer ausführt: „Weder die dringend nötige Verbesserung der generellen Arbeitsbedingungen und das Ermöglichen von flexiblen Teilzeitmodellen, noch die viel zu langen Wartezeiten auf Ausbildungsplätze oder die Nachbesetzung offener Stellen, noch die fehlende Verordnung für Visitationen der Ausbildungsstellen in den Spitälern oder die schleppende, aber zwingend umzusetzende Digitalisierung sind neu auf der Agenda. Dass es zur Entlastung der Spitalsambulanzen am besten sofort ein effizientes Patientenleitsystem geben sollte, ist ebenfalls kein Geheimnis. Und dass die Spitäler generell unterfinanziert sind, auch nicht. Auch wenn der Gesundheitsminister in einem Jahr kein Amt mehr annehmen wird, dürfen ihm diese Herausforderungen jetzt nicht egal sein.“

Um die Kosten für ausreichend Personal, attraktivere Arbeitsbedingungen, die Entwicklung neuer Arbeitsmodelle und Investitionen in die Digitalisierung abzudecken, wären laut Berechnungen der Bundeskurie angestellte Ärzte der ÖÄK 5,3 Milliarden Euro pro Jahr für den ambulanten und stationären Spitalsbereich notwendig. „Das entspricht rund zehn Prozent der Gesundheitsausgaben. Das muss uns unsere Gesundheit und die Versorgung in den Spitälern schon wert sein“, unterstreicht Mayer.