VORARLBERG, SPITALSGEHÄLTER

Land, KHBG, Betriebsrat und Ärztekammer starten Prozess zur Gehaltsanpassung für medizinisches Personal in heimischen Spitälern.

Die Bevölkerung hat ein Recht auf bestmögliche Versorgung in den Vorarlberger Krankenhäusern. Um das zu garantieren, braucht es ausreichend und gut ausgebildetes Personal. Dieses zu finden und zu halten wird jedoch immer schwieriger. Unter anderem tragen die zunehmenden Spezialisierungen in der Spitzenmedizin und die demographische Entwicklung dazu bei. Ein weiterer Grund dafür sind aber auch lukrative Angebote aus dem In- und Ausland. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und die Versorgung weiterhin absichern zu können, starten Land, Krankenhausbetriebsgesellschaft, Zentralbetriebsrat und Ärztekammer jetzt einen Prozess zur Gehaltsanpassung für das medizinische Spitalspersonal. Im Rahmen dieses Prozesses wird die Gehaltssituation aller Berufsgruppen evaluiert.

„Wir sehen den Handlungsbedarf und nehmen die Herausforderungen, mit denen die Mitarbeitenden aller Gesundheitsberufe in Vorarlbergs Spitälern konfrontiert sind, sehr ernst. Wie bereits angekündigt, führen wir jetzt im ersten Halbjahr 2024 einen Gehaltsprozess durch“, sagt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. „Die Forderungen müssen aber am Boden der Realität bleiben – bereits jetzt fließt ein Viertel des gesamten Landesbudgets in die Gesundheit, auch die Vorarlberger Gemeinden sind mit den Vorschreibungen zur Finanzierung des Spitalsabgangs sehr gefordert.“ Es müsse für alle Berufsgruppen ein faires, gut aufeinander abgestimmtes System erhalten bleiben, dies könne nur gemeinsam erarbeitet werden, erklärt Landesrätin Rüscher.

Wie dringend der Handlungsbedarf ist, erklärt Hermann Blaßnig, Ärztekammer-Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte, anhand aktueller Zahlen: Laut Ärztebedarfsstudie müssen Land und Spitäler bis 2030 mehr als zehn Prozent zusätzliche Ärztinnen und Ärzte beschäftigen, nur um den jetzigen Stand der Versorgung abzusichern. Doch schon heute verlassen knapp 50 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner nach der Ausbildung das Land, ein Viertel davon kehrt im übernächsten Jahr oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück. „Fehlende Fachärztinnen und Fachärzte beeinträchtigen nicht nur die Patientenversorgung in den Spitälern, sondern auch die Ausbildung“, sagt Kurienobmann Blaßnig. Und die hohen Gehaltsabschlüsse im Burgenland und in der Steiermark erhöhten den Konkurrenzdruck jetzt noch mehr. „Ohne eine marktkonforme und konkurrenzfähige Entlohnung steuert das Land in eine massive Personalnot in den Spitälern“, sagt Blaßnig.

Der Zentralbetriebsrat der Landeskrankenhäuser begrüßt ebenfalls die angekündigte Anpassung der Gehälter für Beschäftigte in den Spitälern. „Es ist eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen den Personalmangel, um Beschäftigte zu halten und neue KollegInnen vor allem in den Bereichen Ärzteschaft, Pflege und medizintechnische Berufe zu gewinnen“, betont der Vorsitzende des Zentralbetriebsrats, Thomas Steurer. Ihm ist wichtig, dass alle Berufsgruppen in den Spitälern bei der geplanten Gehaltsanpassung berücksichtigt werden. „In weiterer Folge müssen auch die Rahmen- und Arbeitsbedingungen verbessert werden“, sagt Steurer.

Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Krankenhausbetriebsgesellschaft, führt aus: „Im Medizinischen Bereich haben wir derzeit eine angespannte aber noch gute Grundsituation. Um auch langfristig das gewohnt hohe Versorgungsniveau halten zu können, werden wir bis Mitte 2024 gemeinsam mit dem Betriebsrat unter Einbeziehung der jeweiligen Berufsgruppen einen Fahrplan und die Grundpfeiler für Gehaltsanpassungen erarbeiten. Das ist aber nur ein Baustein. Auch Maßnahmen im Bereich bezüglich Karriereperspektiven, Teamarbeit und Familienkompatibilität werden weiter forciert.“

Bis Juni 2024 sollen der Fahrplan und der Rahmen stehen, innerhalb dessen sich eine langfristig finanzierbare Gehaltsanpassung bewegen kann.

Wie hoch die Gehaltsanpassungen ausfallen, soll bis Juni 2024 in Grundsätzen und Meilensteinen ausverhandelt werden. Überzogene Forderungen seien sicher nicht umzusetzen, schickt Landesrätin Martina Rüscher voraus, „aber wir werden mit Sicherheit an den richtigen Stellrädern drehen. Im Fokus stehen die Leistungsträger:innen unseres Akutsystems. Außerdem werden wir Signale bei jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzen, die sich für die hohe Ausbildungsqualität einsetzen. Wesentlich ist, dass im Zuge der Gehaltsanpassungen vernünftige, zukunftsfitte Dienstplanmodelle unter Berücksichtigung der Besonderheiten eines rund um die Uhr Gesundheitsbetriebes entwickelt werden. Ich wünsche dem Verhandlungsteam viel Erfolg und gutes Gelingen.“