VORARLBERG, ÖGK

Vorarlberger Ärztekammerpräsident Walla fordert neun autonome, regionale Länderkassen

„Die Zusammenlegung der damaligen Gebietskrankenkassen zur heutigen Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) hat nicht funktioniert“, kritisiert Burkhard Walla, Präsident der Ärztekammer für Vorarlberg: „Statt der versprochenen Vorteile hat die Zentralisierung viele Nachteile gebracht: Regionale Versorgungslücken wurden verschärft, flexible Lösungen vor Ort sind kaum noch möglich und das Defizit von mehr als 900 Millionen Euro lässt kaum noch Spielraum für den dringend benötigten Ausbau des niedergelassenen Bereichs, der die teuren und überrannten Spitalsambulanzen entlasten würde.“ Walla fordert daher eine rasche Reparatur der damaligen Reform. Der Kammerpräsident wünscht sich "neun völlig autonome, regionale Länderkassen".

Einen Fehler einzugestehen zeuge nicht von Unfähigkeit, sondern von Ehrlichkeit und dem ernsthaften Willen, etwas verbessern zu wollen, und stärke damit die Vertrauenswürdigkeit, appelliert Walla an die politisch Verantwortlichen in Land und Bund: An der misslungenen Kassenzentralisierung festzuhalten und nur hier und dort eine Schraube zu drehen, könne das gescheiterte System nicht retten. „Patientinnen und Patienten sowie Vertragsärztinnen und -ärzte brauchen autonome, regionale Länderkassen als direkte Ansprechpartner vor Ort. Nur so können gemeinsame, pragmatische und funktionierende Lösungen, die auf die lokalen Bedürfnisse abgestimmt sind, erzielt werden.“ Hier brauche es einen sofortigen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik, fordert Walla.

Parallel dazu müsse freilich auch die Patientensteuerung stärker ausgebaut werden. „Das funktioniert aber auch nur mit autonomen, regionalen Strukturen“, sagt Kammerpräsident Walla. Soziale, demografische, ökonomische, geografische und infrastrukturelle Gegebenheiten seien in Vorarlberg teilweise völlig anders als zum Beispiel in Wien, dass hier eine Zentralisierung nicht funktioniert, liege auf der Hand. „Natürlich begrüßen wir einen Bürokratieabbau sowie eine Vereinfachung und Verschlankung von Strukturen. Wenn diese aber die Gesundheitsversorgung gefährden, wie es zunehmend der Fall ist, sollte die Politik tunlichst ihre ideologischen Scheuklappen absetzen, aus gemachten Fehlern lernen und das tun, was jetzt dringend nötig ist: regionale Entscheidungskompetenzen zulassen.“